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Tipps und Tricks zum Sammeln essbarer Wildpflanzen

Aktualisiert: 16. Mai 2023

Das Sammeln essbarer Wildpflanzen ist eines der schönsten Hobbys, die es gibt. Tatsächlich es sogar eine der urtümlichsten Tätigkeiten in der Menschheitsgeschichte, aus der Zeit von «Jäger und Sammler». Diesen Sammlertrieb kannst du dabei hervorragen befriedigen.


Dabei bewegst du dich draussen an der frischen Luft, beobachtest die Natur sehr achtsam und kommst mit essbaren Nahrungsmitteln zurück. Eventuell hast du den einen oder anderen Pflanzenteil auch schon direkt vor Ort als Snack verzehrt. Zuhause in der Küche oder auf dem Lagerfeuer kannst du dich dann in kulinarischer Form ausleben und kreativ mit zahlreichen Rezepten herumexperimentieren. Ein weiterer Vorteil: Die Pflanzenteile sind garantiert Bio-Produkte und weisen in der Regel hohe Vitamin- und Mineralstoffe auf.

Das Sammeln von essbaren Wildpflanzen ist einer der schönsten Hobbys, mit zahlreichen positiven Aspekten.

Das Sammeln von essbaren Wildpflanzen ist eines der schönsten Hobbys. Es beinhaltet gleich mehrere positive Aspekte.

(Quelle: ©Daisy Daisy- stock.adobe.com)


Ausserdem lernst du beim Sammeln essbarer Wildpflanzen viel über die Natur. Dies nicht nur, weil du dich mit Bestimmungsmerkmalen und Botanik-Grundwissen beschäftigen darfst, sondern auch weil du damit den Jahreszyklus der Vegetation hautnah miterlebst: Der Austrieb im Frühling, die Bildung von Blüten, deren Umwandlung zu Früchten und wie schliesslich vieles wieder verwelkt. Du siehst nicht nur welche Pracht, sondern auch welche Komplexität der Natur da draussen zugrunde liegt. Die ganze Beschäftigung mit den Wildpflanzen kommt automatisch mit einer Naturverbundenheit daher, d.h. die Vegetation wird dir vertraut und du erkennst Details und weisst wie du die Pflanzenteile nutzen kannst. Auf gut Deutsch: Du fühlst dich ein Stück weit draussen Zuhause, oder wie ich gerne zu sagen pflege «draussen im Flow»!


Beim Sammeln von essbaren Wildpflanzen gibt es natürlich eine Menge Punkte, die du dabei beachten sollst. Die wichtigsten Fakten, Tipps und Tricks zeige ich dir in diesem Artikel. So kannst du gut informiert auf deinen nächsten Wildkräuter-Streifzug gehen :-)


Inhaltsverzeichnis


Heilpflanzen


Botanik-Wissen


Das Sammeln von essbaren Wildpflanzen setzt voraus, dass du die Pflanzen zu 100% sicher bestimmen kannst, bevor du sie verwendest. Dies weil es da draussen nebst vielen essbaren Köstlichkeiten auch noch ein paar Giftpflanzen gibt. Als Anfänger/-in beginnt du am besten mit den Pflanzen, von denen du bereits eine gewisse Vorstellung davon hast, wie z.B. Brennnessel, Löwenzahn, Gänseblümchen oder Bärlauch. Mache dich vorher über deren Bestimmungsmerkmale schlau. Nimm die Literatur zum Sammeln gleich mit, damit du vor Ort nachschlagen kannst. An diesen «einfachen Pflanzen» kannst du auch bereits viele verschiedene Rezepte ausprobieren.


Danach kannst du Schritt für Schritt neue Pflanzen in deiner Umgebung kennenlernen. Wenn du bereits die wichtigsten Pflanzen deines Aktionsradius erkennen und nutzen kannst, gibt das bereits ein tolles und befriedigendes Gefühl. Zum Aufbau eines Botanik-Wissens gehören übrigens nicht nur die Bestimmungsmerkmale und weitere wichtige Aspekte der einzelnen Arten, sondern auch botanische Grundlagen.

Von Brennnesseln (links) oder Löwenzahn (rechts) dürften die meisten Einsteiger/-innen bereits eine gewisse Vorahnung davon haben. Dies erleichtert den Einstieg enorm!

(Quelle: Famartin - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=119317510 und Georg Buzin - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=109308898)


Wenn du noch tiefer einsteigen willst, d.h. dir ein breites und tiefes Botanik-Wissen aufzubauen willst, dann musst du bereit sein viel Zeit zu investieren. Die Leidenschaft fürs Thema und die Befriedigung, wenn du wieder etwas neues gelernt hast, kann dabei aber sehr unterstützend wirken. Aufgrund der immensen Pflanzen-Vielfalt wirst du jedoch nie alle Pflanzenarten Mitteleuropas kennen.


Literatur


Der Aufbau eines Botanik-Wissens setzt voraus, dass du auch die richtigen Informationsquellen zur Verfügung hast. Es gibt eine Menge guter Literatur da draussen. Von denen, die ich persönlich nutze, kann ich folgende Bücher empfehlen:

  • Rudi Beiser: Unsere Essbare Wildpflanzen. Der empfohlene Klassiker schlechthin. Darin sind die wichtigsten essbaren Wildpflanzen Mitteleuropas mit deren Bestimmungsmerkmalen, möglichen Verwechslungen und deren Verwendungen beschrieben.

  • Otmar Diez: Unsere essbaren Bäume und Sträucher: Die ideale Ergänzung zum Buch von Rudi Beiser, welches sich den essbaren Bäumen und Sträucher noch etwas genauer widmet.

  • Steffen Guide Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger: Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen - 2000 Pflanzen Mitteleuropas. Dieses Buch ist ab einem bestimmten Level sehr zu empfehlen. Es ist "Das Standartwerk" für die essbaren Wildpflanzen Mitteleuropas. Zu nahezu jeder Pflanze finden man einen Eintrag mit Erkennungsmerkmalen, Hinweisen und Rezepten.

  • Manuel Larbig: Mein Wildkräuter-Guide, von Rauke, Rapunzel und anderen schmackhaften Entdeckungen am Wegesrand. Der allgemeine Teil mit Tipps und Tricks zum Sammeln macht einen grossen Teil des Buches aus. Auf Basis wissenschaftlicher Grundlagen erläutert er sowohl Fakten, als auch Mythen zu dem Thema.

  • Johannes Vogel: Pflanzliche Notnahrung, Survivalwissen für Extremsituationen: Dieses Buch beleuchtet das Thema Wildpflanzen aus der Sicht eines Survivalexperten. So wird der Schwerpunkt vor allem auf die praktischen Themen wie «nahrhafte Pflanzen» oder «nutzbare Pflanzen» gelegt. In diesem Buch ist ausserdem der Fokus auf die verwandtschaftlichen Beziehungen der Arten sehr interessant.

  • Lars Konarek: BUSHCRAFT, Survivalwissen Wildpflanzen Europas: Gibt ebenfalls einen sehr praktischen Blick auf das Thema Wildpflanzen. Wie Johannes Vogel, ist auch Lars Konarek ein ausgewiesener Survivalexperte. In diesem Buch sind die einzelnen Arten mit zahlreichen Bildern sehr gut illustriert. Dabei werden nicht nur die kulinarischen Verwendungen der Wildpflanzen beleuchtet, sondern auch praktische Anwendungen wie Werkzeugherstellung, Eignung zum Feuer anzünden, Indikatoren für Wasser im Untergrund oder medizinische Zwecke erläutert.

Die Liste der empfohlenen Bücher ist dabei natürlich nicht abschliessend. Wer sich mit etwas komplexeren Wildkräuter-Rezepten befassen will, findet dabei zahlreiche Bücher, die sich ausschliesslich mit den Kochrezepten der Wildpflanzen befassen, wie z.B.

  • Globis Wald- und Wiesenkochbuch: Es ist mehr als nur ein Kochbuch für Kinder, sondern der Geheimtipp in der Wildkräuterküche! Es werden dabei zahlreiche (eher einfach) Rezepte vorgestellt. Das Ganze ist sehr gut illustriert und deshalb kommen auch Koch-Laien damit sehr gut zurecht.

  • Meret Bissegger: Meine wilde Pflanzenküche: Ein Klassiker unter den Wildpflanzen-Kochbücher. Es ist sehr übersichtlich, reich illustriert und es finden sich pro Pflanzen mehrere einfache bis komplizierte Rezepte. Sehr zu empfehlen!


Bezüglich Heilpflanzen mangelt es ebenfalls nicht an Bücher, wobei nur wenige davon auch eine evidenzbasierte Qualität aufweisen. Es sind dies z.B.

  • Dr. Jörg Grünwald und Christof Jänicke: Grüne Apotheke: Ein sehr übersichtliches und auf für Laien gut verständliches Buch.

  • Dietrich Frohne: Heilpflanzenlexikon: Enthält Monographien zahlreicher Pflanzenarten, ist allerdings auch mit diversen wissenschaftlichen Fachbegriffen bestückt.

Wer sich sein Botanikwissen erweitern will:

  • Flora Helvetica: Es ist das Standartwerk für die Botanik der Schweiz. Es enthält Beschreibungen, Fotos und Grafiken von allen Gefässpflanzen, die in der Schweiz vorkommen. Weiter können damit die Pflanzenarten systematisch mittels Bestimmungsschlüssel bestimmt werden. Für Fortgeschrittene sehr zu empfehlen! Flora Helvetica gibt es nicht nur in Buchform, sondern auch als App. Der Vorteil des Apps liegt darin, dass du das Smartphone ja immer dabei hast und dieses nicht so schwer zum Herumschleppen ist wie das dicke Buch.

  • Rene Fester Kratz: Allgemeine Botanik für Dummies: Das Buch gibt einen guten Einstieg in die botanischen Grundlagen.

  • Joachim W. Kadereit, Christan Körner, Benedikt Kost und Uwe Sonnewald: Strasburger Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften: Ist der Klassiker schlechthin, wenn du tiefer in die Botanischen Grundlagen einsteigen willst.

Ausserdem verweise ich auf zahlreiche Erdflow-Blogartikel, die ich zu dem Thema Wildpflanzen geschrieben habe:

Wenn es um Beschreibungen der einzelnen Arten und ihre Verwendung geht, ist auch das Internet voll mit Informationen. Hier gibt es nebst unseriösen, auch ganz viele seriöse Quellen. So empfehle ich u.a.:

Ausrüstung


Das Sammeln essbarer Wildpflanzen ist grundsätzlich eine Tätigkeit ohne grossen Materialaufwand. Mitnehmen musst du im Grunde nur ein Behälter, bei dem du die gesammelten Pflanzenteile transportieren kannst. Am besten eigen sich dazu Stoffbeutel (z.B. Gemüsebeutel der Migros) oder ein Korb. Auch Plastiktüten können verwendet werden, allerdings geht dort das Verwelken der Pflanze deutlich schneller.


Weitere Gegenstände bei Bedarf:

  • Unkrautstecher: Zum Ernten von Wurzeln (ist bedarfsweise auch mit einem selbst gemachten Grabstock möglich, braucht aber beim Ausgaben ein Vielfaches an Zeit und Energie!)

  • Handschuhe: zum Ernten von Brennnesseln oder Wiesen-Bärenklau

  • Taschenmesser: Zum Abschneiden etwas härterer Stängel

  • Botanik-Bestimmungsbuch deiner Wahl: Dort kannst du die benötigten Informationen, wie z.B. die Bestimmungsmerkmale, nachschlagen. Ich persönlich habe meine Literatur stets auf meinem Smartphone dabei. Diese umfasst sowohl eigene Notizen als PDF, E-Books, als auch die App-Version der Pflanzen-Enzyklopädie «Flora Helvetica».

links: zum Transportieren der Ernte eignet sich am besten ein luftdurchlässiger Stoffsack, wie z.B. ein Migros-Gemüsesack

rechts: um Wurzeln einfach und schnell auszugraben, eignet sich am besten ein Unkrautstecher aus dem Gartencenter


Gesetzliche Lage


Deutschland: Im deutschen Gesetz steht ganz klar: «Jeder darf abweichend von Absatz 1 Nummer 2 wild lebende Blumen, Gräser, Farne, Moose, Flechten, Früchte, Pilze, Tee- und Heilkräuter sowie Zweige wild lebender Pflanzen aus der Natur an Stellen, die keinem Betretungsverbot unterliegen, in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf pfleglich entnehmen und sich aneignen» (Bundesnaturgesetz vom 29.07.2009,Paragraf 39). Unter gewissen Bedingungen ist auch eine gewerbliche Entnahme möglich, diese muss aber erst durch die Behörden genehmigt werden.


Schweiz: In der Schweiz ist das Thema im «Schweizer Bundesgesetz über Natur- und Heimatschutz» geregelt. Dort steht zwar im Artikel 19 «Das Sammeln wildwachsender Pflanzen und das Fangen frei leben­der Tiere zu Er­werbszwecken bedürfen der Bewilligung der zu­ständigen kantonalen Behörde…», etwas später aber zum Glück: «…Die ordentliche land- und for­stwirtschaftli­che Nut­zung sowie das Sammeln von Pilzen, Beeren, Tee- und Heil­kräu­tern im ortsüb­lichen Umfange sind ausgenom­men, soweit es sich nicht um geschützte Arten han­delt » (Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz vom 1. Juli 1966, Stand 1. Januar 2022).


Generell gilt also: In normalen Mengen und zum persönlichen Gebrauch ist es dir gestattet Wildpflanzen zu sammeln. Dieses Recht gilt natürlich nicht in Nationalpärken, Naturschutzgebieten oder für geschützte Pflanzenarten.


Das du nur die Menge sammelt, die du auch tatsächlich benötigst, versteht sich von selbst. Auch solltest du mit dem Ernten von Pflanzen, die in der Region oder dem Gebiet nur selten vorkommen sparsam umgehen. So kann diese Population auch in Zukunft weiterexistieren.

Übrigens: Werden oberirdische Teile geerntet, kann die Pflanze gegebenenfalls später oder im nächsten Jahr wieder austreiben. Dies gilt jedoch nicht beim Ausgraben der Wurzel!


Sammel-Jahreszeit


Grundsätzlich eignet sich das Sammeln essbarer Wildpflanzen gut von Frühling bis Herbst. Dabei ändert sich jedoch der Fokus:


Frühling: Es ist die beste Zeit um Blätter und Stängel zu sammeln. Denn diese sind erst vor kurzem ausgetrieben und sind daher noch zart und aromatisch. Die Zeit, wo bereits erste Pflanzen (wie z.B. der Bärlauch) austreiben, beginnt dabei Ende Februar / Anfang März. Die wirklich grosse Explosion findet dann aber erst im April / Mai statt. Gewisse Pflanzen tragen bereits im Frühling ihre Blüten (z.B. Gundermann, Bärlauch,…). Auch gewisse kleinere Früchte (wie z.B. von Taubnessel oder Wald-Ziest oder dem Bärlauch) sind bereits im Mai reif.

Austrieb des Bärlauchs (Allium ursinum) im März (links) und blühendes Wieses-Schaumkraut (Cardamine pratensis) im April (rechts)


Sommer: Im Verlaufe der Vegetationsperiode werden Blätter und Stängel und zunehmend hart, faserig und bitter, was deren die Verwendung zunehmend einschränkt. Doch auch im Sommer findet man noch frisch ausgetriebene Pflanzen (wie z.B. die Steinkleen, den Blut-Weiderich oder den Feld-Thymian,…), die dann roh verwendet werden können. Auch die Blätter der Gänsedisteln sind bis Juli noch geniessbar. Gewisse Kräuter treiben nach dem Abmähen von Grünflächen im Sommer nochmals aus, wobei sie dann meistens etwas bitterer schmecken. Im Sommer können vor allem Blüten gut genutzt werden: Viele Pflanzen, die im Frühling austrieben sind, blühen jetzt, (z.B. Wald-Engelwurz, Giersch, Baldrian, Königskerze, Brennnessel,…) bzw. manche davon blühen sogar den ganzen Sommer durch (z.B. Schafgarbe, Wohlriechendes Eisenkraut, Gänseblümchen...). Der Sommer ist aber auch die Zeit, um die Früchte der Wald-Erdbeere, Himbeere, Brombeere oder des Schwarzen Holunders zu ernten.

rechts: frisches Grün der Spätblühenden Goldrute im Sommer (Solidago gigantea); links: die Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis) bildet den ganzen Sommer lang frische Blüten


Herbst: Ist beste Zeit für das Sammeln von Samen, Früchten, Wurzeln und Rhizomen. Viele Früchte sind dann Zeit reif und schmackhaft. Auch in den Wurzeln oder den Rhizomen wurden in der Zwischenzeit die im Sommer produzierten Nährstoffe eingelagert und sind dann besonders gehaltvoll. Auch im Herbst findet man bei günstiger Witterung viele (durch Abmähen von Flächen) frisch ausgetriebene Stängel und Blätter.

links: Die klassischen Herbstfrüchte: Weissdorn (rot), Schlehe (dunkelblau) und Eicheln (grün); rechts: durch das Abmähen der Fläche frisch ausgetriebene Kräuter im Oktober

(Quelle linkes Bild: ©avoferten - stock.adobe.com)


Winter: Dann Angebot ist dann im Vergleich zu den anderen Jahreszeiten stark reduziert, doch auf Wildpflanzen brauchst du auch dann nicht zu verzichten. Denn es gibt zahlreiche Kräuter, die auch im Winter vorhanden sind, wie z.B. Vogelmiere, Gundermann, Behaartes Schaumkraut, Acker-Taubnessel, Hirtentäschel, etc. Ist der Winter besonders mild (wie im Januar 2023), dann ist das winterliche Angebot besonders hoch. Auch bei den Bäumen eignen sich die immergrünen Nadeln der Nadelbäume für diverse Rezepte. Aus den Blättern der Brombeere kann ein Tee zubereitet werden (wegen dem hohen Gerbstoffgehalt jedoch eher zu medizinischen Zwecken). Dazu können Wurzeln und Rhizome geerntet werden, allerdings musst du diese lokalisieren können (z.B. durch abgestorbene oberirdische Pflanzenteile).

Grundrosette des Behaarten Schaumkrautes (Cardamine hirsuta) im Januar 2023 (links). Die Nadeln der Nadelbäume sind auch im Winter grün (auf dem Bild rechts: Douglasie im Januar 2023)


Je nach Wetterlange können sich die Sammelzeiten von Jahr zu Jahr und je nach Region, um Tage oder Wochen nach vorn oder nach hinten verschieben.


In den höheren Lagen verspäten sich die Vegetationsphasen. So treiben z.B. die Fichten im Flachland vor allem im April / Mai aus, während an der Baumgrenze teils noch im Juli frische Fichtentriebe geerntet werden können. Übrigens: Auf höhere Lagen auszuweichen ist eine gute Idee, falls du in den tieferen Lagen den optimalen Ernte-Zeitpunkt einer Art verpasst hast!


Sammel-Uhrzeit


Gewisse Inhaltsstoffe bestimmter Pflanzen können in ihrer Konzentration im Tagesverlauf schwanken. So ist der Gehalt an ätherischen Ölen ist generell am späten Vormittag etwas höher als zu anderen Uhrzeiten. Der Unterschied ist aber nicht matchentscheidend. Am besten richtest du deine Sammelaktivität auf die Zeit, die deiner Agenda und deinem Lebensstil am besten zusagt.


Einen grossen Einfluss auf die Konzentrationen der Inhaltsstoffe hat auch das Wetter. Denn diese werden teils mit dem Regen ausgewaschen. Bis diese Stoffe von der Pflanze an trockenen Tagen wieder in ausreichender Menge gebildet wurden, können auch schon mal ein paar Tage vergehen.


Sammel-Orte


Wo gehst du suchen, wenn du für ein Wildkräuter-Gericht Spitzwegerich (Plantago laceolata) brauchst? Es wird sicher nicht irgendwo im Wald sein, sondern auf einer Wiese. Anders ist es beim Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella), welches mit zu viel Sonne nicht klarkommt und stattdessen im tiefen Schatten saurer Nadelwälder auftritt. Das Wiesen-Labkraut (Gallium mollugo) wiederum braucht nährstoffreiche Wiesen.


Essbare Wildpflanzen findest du fast überall (geeignete Jahreszeit vorausgesetzt), sei es im Wald oder auf Wiesen, aber auch in den Städten. Dabei treten die meisten Pflanzenarten bevorzugt auf bestimmten Flächen mit entsprechenden ökologischen Umweltbedingungen auf. Wenn du nun eine bestimmte Pflanzenart suchst, kannst du dabei gezielt die Standorte aufsuchen, wo sie besonders oft vorkommt. (


Eine genauere Beschreibung der einzelnen Lebensräume findest du im Artikel "Pflanzenstandorte - wo wächst welche Pflanze?"


nährstoffarme Wiese: Man spricht dabei auch von Magerrasen. Ist dabei auch der Boden besonders trocken, spricht man von Trockenrasen. Auf Magerrasen findest man meist eine sehr grosse Artenvielfalt. Ein typischer Vertreter ist z.B. der Kleine Wiesenknopf (Sanguisorba minor)

Kalktrockenrasen

Quelle: Meloe - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=60118715


nährstoffreiche Wiese: Man spricht auch von Fettwiesen. Diese werden intensiv gedüngt um einen möglich hohen Ertrag an Pflanzenfutter zu kriegen. Hier findet man generell viel weniger Arten als auf Magerrasen. Es sind typischerweise Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia), Wiesen-Labkraut (Galium mollugo), Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium), Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris), etc.

Typische Fettwiese mit viel Löwenzahn

Typische Fettwiese mit viel Löwenzahn

(Quelle: ©zauberblicke - stock.adobe.com)


Acker: An den Rändern von Ackerflächen finden sich oft auch Wildkräuter. Oft sind es Kulturbegleiter, d.h. Pflanzen, die sich mit verunreinigtem Saatgut verbreiten. Ein typisches Beispiel davon ist der Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas) oder die Echte Kamille (Matricaria chamomilla). Manchmal sind es aber auch Arten, denen die Pestizide nur wenig anhaben können. Gerade wegen dem Thema Pestizid ist beim Sammeln neben Äckern Vorsicht geboten: Je mehr Kräuter vorkommen, bzw. je grösser die Artenvielfalt ist, desto eher wird auf dem Acker nur sparsam mit Pestiziden umgegangen

Klatschmohn als Begleiter von Weizenäcker.

(Quelle: Sven Schulz, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39544551).


Waldrand: Hier kommen Wald und Freifläche zu sammeln. Die Arten können sich hier sowohl über Sonne, aber auch Kühle und Feuchtigkeit des Waldes erfreuen. Der Lebensraum ist ähnlich zu demjenigen von Hecken. Vor allem die Sträucher sollte man hier aufsuchen. Im Krautsaum davor findet man zahlreiche Pflanzen, die halbschattige Verhältnisse bevorzugen, wie z.B. Grosse Brennnessel (Urtica dioica), Giersch (Aegopodium podagraria), Gundermann (Glechoma hederacea), etc.

Waldränder und Hecken sind die Orte um Sträucher (wie auf dem Bild dem Schwarzen Holunder) aufzusuchen. Davor findet man im Krautsaum zahlreiche Wildkräuter halbschattiger Standorte.

(Quelle: ©Carmen Hauser - stock.adobe.com)


Wald: Suchst du nach Bäumen, ist der Wald natürlich die erste Wahl. In Mitteleuropa gibt es dabei nur sehr wenige Waldflächen, die sich selbst überlassen werden. Aus diesem Grund wirst du jeweils die Baumarten finden, die der entsprechenden forstwirtschaftlichen Nutzung und der Kulturgeschichte des Gebietes entsprechen. Dabei ist jedoch die natürlicherweise dominierende Rotbuche (Fagus sylvatica) trotzdem sehr reich vertreten. Die reichlich forstwirtschaftlich genutzte Fichte (Picea abies) würde in den tieferen Lagen jedoch nicht vorkommen.

Im Bezug auf Kräuter hat das Blätterdach der Bäume einen entscheidenden Einfluss, denn dieses zwackt einen Grossteil des Lichtes ab. Die Arten am Boden müssen deshalb in der Lage sein, auch mit weniger Licht auszukommen. Die meisten Wald-Wildkräuter findet man deshalb an den Wegrändern. Denn dort kommt durch die Baumlücke etwas mehr Licht an. Es sind v.a. Arten auftreten, die sich an halbschattigen Standorten gut zurechtfinden (ähnliche Arten wie am Waldrand, aber auch typische Waldpflanzen). Die zeitweise nassen Gräben am Rand der Waldsträsschen werden oft von Huflattich (Tussilago farfara), Pestwurz (Petasites hybridus) oder dem Stumpfblättrigen Ampfer (Rumex obtusifolius) bevölkert. An Waldlücken oder Kahlschlägen findet man oft unbegehbare Flächen aus Brombeeren (Rubus ect. Rubus). Gewisse Waldkräuter, die früh im Jahr auftreten, wie z.B. der Bärlauch (Allium ursinum), nutzen dabei die Zeit bis die Bäume ihre Blätter austreiben, um mit möglichst viel Sonnenlicht, eine Zuckerreserve zu bilden. Nachdem sie kurze Zeit später Blüten und Früchte gebildet haben, ziehen sie sich im Frühsommer bereits wieder unter die Erde zurück. In Fichtenmonokulturen, die oft durch saure Böden und ganzjährigen Schatten charakterisiert sind, findet man oft nur wenige Kräuter. In etwas lichteren Nadelwälder (was bei naturnahen Gebirgsnadelwälder typischerweise der Fall ist), findet man jedoch am Boden oft eine Zwergstrauchschicht mit Heidelbeere.

Die meisten Kräuter im Wald findet man an den Wegrändern.

Die meisten Kräuter im Wald findet man an den Wegrändern.

(Quelle: ©js-photo - stock.adobe.com)

Die "Frühlings-Geophyten", wie z.B. der Bärlauch (Allium ursinum) treten im Frühling vor dem Blattaustrieb der Bäume massenweise am Waldboden auf, ehe sie im Frühsommer bereits wieder verwelken.

Die "Frühlings-Geophyten", wie z.B. der Bärlauch (Allium ursinum), treten im Frühling vor dem Blattaustrieb der Bäume massenweise am Waldboden auf, ehe sie im Frühsommer bereits wieder verwelken.

(Quelle: ©juhumert - stock.adobe.com)


Ruderalfläche: Hiermit sind Flächen gemeint, bei denen der Oberboden («Humusschicht») fehlt. Dabei tritt ein (natürlicher oder künstlich geschütteter) sandig-kiesiger oder sogar schuttig-blockiger Untergrund hervor. In der Zivilisation sind das z.B. Brachen, Kiesplätze, Kiesgruppen, künstlich angelegte Böschungen, Bahndämmen, Strassenrändern, etc. Pflanzen, die sich an solchen Standorten wohl fühlen, nennt man Ruderalpflanzen, wie z.B. Gänsedisteln (Sonchus), Nachtkerze (Oenothera biennis), Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia), Kompass-Lattich (Lactuca serriola), etc. Ruderalflächen, die immer wieder durch das Befahren von Fahrzeugen, aber auch dem Begehen von Menschen charakterisiert sind, so wie es auf Wegen oder Kiesstrassen der Fall ist, werden vor allem durch trittfeste Pflanzenarten wie z.B. dem Breit-Wegerich (Plantago minor) besiedelt.

Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) auf einer Ruderalfläche

Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) auf einer Ruderalfläche

(Quelle: ©orestligetka- stock.adobe.com)


Ufer: Es sind die Flächen gemeint, die unmittelbar an ein Gewässer (See, Fluss, Bach) angrenzen. Diese sind durch feuchte Luft und feuchten Boden charakterisiert. Arten, die an Ufer von Gewässern oft vorgefunden wird, ist das Mädesüss (Filipendula ulmaria) oder der Blut-Weiderich (Lythria salicaria). Typische Ufer-Baumwarten sind z.B, Schwarz-Erlen (Alnus glutinosa), Silberweiden (Salix Alba), Eschen (Fraxinus excelsior).

Mädesüss (Filipendula ulmaria) am Ufer

Mädesüss (Filipendula ulmaria) am Ufer

(Quelle: AnRo0002 - Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33563740)


Nutzung verschiedener Pflanzenteile


Blätter: Sind vor allem bei jungen Pflanzen noch frisch und aromatisch. Im Jahresverlauf werden die Blätter mit der Zeit hart, faserig und bitter. Dann ist eine rohe Verwendung meist nicht mehr möglich. Viele Pflanzen bilden jedoch auch spät im Jahr noch verwendbare frische Triebe («Triebspitzen») oder gewisse Exemplare treiben nach dem Abmähen einer Grünfläche nochmals frisch aus. Ältere Blätter können zum Teil noch weichgekocht als Gemüse genutzt oder zur Herstellung von Sirup, Likör, etc. verwendet werden. Kalorien sind in den Blättern wenig zu finden, dafür Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe und diverse sekundäre Pflanzenstoffe.

diverse Blätter sind bereit für eine Wildkräutersuppe (links) und Blätter für ein Pesto (rechts)


Stängel: Die Verwendung und die Inhaltsstoffe sind ähnlich wie bei den Blättern, d.h. sie sind vor allem im frisch ausgetriebenen Zustand verehrenswert, allerdings meist etwas bitterer und weniger aromatisch.


Blüten: Viele Blüten weisen einen angenehmen Duft auf. Deshalb werden sie gerne als Gewürz oder für einen Tee genutzt. Da Blüten oft auch schön aussehen, eignen sie sich hervorragend zur «essbaren Dekoration». Die beste Uhrzeit um Blüten zu sammeln ist, wenn diese gerade viel Nektar und Duftstoffe produzieren, um Bestäuber anzulocken. Dieser Zeitpunkt ist je nach Art verschieden. Meist ist dieser um die Mittagszeit herum (regenfreies Wetter vorausgesetzt). Gut sind auch Blütenknospen, d.h. Blüten die noch nicht aus ihren Knospen ausgetrieben sind. Diese können roh verzehrt werden oder z.B. zur Herstellung von falschen Kapern genutzt werden.

Tee aus Blüten des Schwarzen Holunder

Tee aus Blüten des Schwarzen Holunder (Sambucus nigra)

(Quelle: ©Карина Клачук - stock.adobe.com)


Früchte und Samen: In den Früchten und Samen sind oft auch Nährstoffe (Kohlenhydrate, Proteine, Fette) enthalten. Sie können uns deshalb nicht nur mit Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen, sondern auch mit Energie versorgen. Die beste Zeit um grössere Früchte zu ernten ist, je nach Art, Sommer bis Herbst. Aber auch im Frühling können gewisse kleinere, jedoch schmackhafte Früchte (z.B. des Wald-Ziests) bereits reif sein. Beeren und Steinfrüchte sollten erst ab der Reife konsumiert werden. Manchmal sind aber auch unreife Früchte bereits schmackhaft (z.B. Bärlauch). Gewisse Früchte schmecken erst nach dem ersten Frost so richtig gut (z.B. Schlehen oder Hagebutten). Dieser Frost kann übrigens auch mit einer Lagerung im Tiefkühlfach (für ca. einen Tag) simuliert werden. Besonders aromatische Früchte oder Samen eignen sich besonders als Gewürz.

reife Wald-Erdbeere (Fragaria vesca)

reife Wald-Erdbeere (Fragaria vesca)

(Quellen: By Björn S... - Wild Strawberry - Fragaria vesca, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50153606)


Wurzeln und unterirdische Sprossteile: Die mehrjährigen Pflanzen lagern ihren produzierten Zucker (meist in Form von Stärke oder Inulin) in den Wurzeln oder den unterirdischen Sprossteilen ein, was diese deshalb besonders nahrhaft macht. Diese Pflanzenteile sind jedoch meistens nicht so einfach aus dem Boden zu kriegen, weshalb der Gebrauch eines Unkrautstechers, Schaufel oder eines Grabstockes nötig wird. Die beste Jahreszeit für das Ernten unterirdischer Pflanzenteile stellt der Herbst dar. Dies weil zu diesem Zeitpunkt die Vorräte für den Winter eingelagert werden. Bei zweijährigen Pflanzen sollten die Wurzeln im 1. Jahr geerntet werden, da diese später verholzen. Verholzte Wurzeln können bedarfsweise als Sud ausgekocht, zu Streckmehl zerrieben oder (sofern möglich) deren verholzten äusseren Teile abgeschält werden.

Wurzeln der gewöhnlichen Nachtkerze (Oenothera biennis)

Wurzeln der gewöhnlichen Nachtkerze (Oenothera biennis)

(Quelle: bearbeitet aus ©Diana - stock.adobe.com)


Rinden: Auch die Rinden gewisser Bäume und Sträucher können verwendet werden. Verwendet wird dabei oft der Bast, d.h. die Schicht zwischen der harten Borke und dem eigentlichen Holz. Sie wird mit dem Messer abgeschält und anschliessend als Tee gekocht oder getrocknet und feingemahlen als Streckmehl verwendet. Da dies die Pflanze nachhaltig schädigt, sollte das nur an frisch gefällten Exemplaren geschehen! Bei Birken und Ahorn-Arten kann im Frühling der zuckerhaltige Saft des Phloems zur Gewinnung von Birkensaft, bzw. Ahornsirup genutzt werden.


Gefahren


Hunde-Urin: Viele der Wildkräuter wachsen gerne an den Wegrändern. Doch ist dieser Streifen nicht auch der Ort, wo Hunden gerne ihre Notdurft verrichten oder das Revier zu markieren? Ja das ist es tatsächlich, doch für den Konsum von Wildkräutern kann, zumindest aus medizinischer Sicht, Entwarnung gegeben werden: Urin ist eine sterile Flüssigkeit. Ausserdem werden die Rückstände auf den Pflanzen meist mit dem Regen ausgewaschen. Wer sich trotzdem unwohl fühlt, kann den entsprechenden Pflanzenteil vor dem Verzehr waschen, wobei gerade bei Blüten die ganzen wertvollen Inhaltsstoffe ausgewaschen werden. Etwas anderes ist natürlich die Frage, ob einem die blosse Vorstellung von Urinresten den Appetit verdirbt. Bei Bäumen und hohen Kräutern ist dieses Thema übrigens irrelevant.


Fuchsbandwurm: Oft werde ich darauf angesprochen, ob denn beim Sammeln essbarer Wildpflanzen nicht die Gefahr besteht, sich den Fuchsbandwurm einzufangen. Eine entsprechende Erkrankung ist eine ernste Sache, denn man ist für den Rest des Lebens auf Medikamente angewiesen. Die Eier eines infizierten Fuchses werden über den Kot ausgeschieden und es können deshalb Rückstände davon auf gesammelten Pflanzenteilen vorkommen. Doch es kann zum Glück aus mehreren Gründen Entwarnung gegeben werden, denn:

  1. Die Chance, so einen Pflanzenteil zu erwischen sehr, sehr klein.

  2. Mittlerweile geht man davon aus, dass der Übertragungsweg nicht oral durch den Konsum der Pflanzen, sondern über die Atemwege erfolgt.

  3. Füchse streunen nachts auch in den Gärten und Äckern herum, dessen Erträge ja auch sorglos konsumiert werden.

Die Gefahr einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm besteht also vor allem beim Aufwirbeln von getrockneten und zerkleinerten Kot-Teilen. Davon betroffen sind v.a. Haustierbesitzer/-innen. Getrocknete Kot-Reste lösen sich auf dem Fell der Tiere und können anschliessend über eine längere Zeit in der Raumluft in der Wohnung verweilen und damit eingeatmet werden. Ebenfalls ein hohes Risiko haben Landwirte, wenn sie beim Befahren von trockenem Boden mit ihren Landmaschinen viel Staub aufwirbeln.


Eine Infektion mit den Fuchsbandwurm kann also nach derzeitiger Wissenslage beim Sammeln essbarer Wildpflanzen praktisch ausgeschlossen werden. Dies gilt jedoch nicht für andere Bandwurm-Arten. Doch auch dies ist äusserst selten und wenn, dann können die Biester dank der modernen Medizin rasch unschädlich gemacht werden.


Tier-Kot generell: Obwohl die Gefahr, vom Fuchsbandwurm infiziert zu werden, praktisch ausgeschlossen ist, muss an Stellen wo Kot von Tieren herumliegt, unbedingt auf das Sammeln verzichtet werden. Denn nebst den Bandwürmern befinden sich dort zahlreiche Krankheitserreger, welche ernsthafte Magen-Darm-Infektionen auslösen können.


Abgase: Pflanzen, die in der Nähe von stark befahrenen Strasse wachsen, können einen erhöhten Bleigehalt aufweisen. Aus diesem Grund ist hier eine gewisse Vorsicht berechtigt. Allerdings gilt das auch für Gärten und Getreideäcker, die direkt an die Hauptstrassen grenzen.


belastete (ehemalige) Industriestandorte: Auf Flächen, die als Industriestandorte oder zu militärischen Zwecken genutzt werden bzw. früher genutzt wurden, ist auf das Sammeln zu verzichten. Dies weil dort die Chance, dass der Boden mit Schwermetallen belastet ist, sehr gross ist. Die Schwermetalle werden bis zu einem gewissen Grad auch von den Pflanzen aufgenommen.


Giftpflanzen: Beim diesem Thema besteht eine reelle Gefahr von ernsthaften, bis zu tödlichen Konsequenzen. Deshalb gilt die ganz einfache Regel: Konsumiere eine Wildpflanze nur, wenn du sie zu 100% sicher bestimmen kannst! Das Sammeln essbarer Wildpflanzen bereitet zwar sehr viel Freude, muss jedoch wegen den Giftpflanzen mit einer hohen Seriosität angegangen werden. Dies gilt sowohl für die Bestimmung der Pflanze vor Ort, als auch der Literatur-Recherche davor. Beim Sammeln essbarer Wildkräuter musst du auch lernen Selbstverantwortung zu übernehmen. Denn falls du die Pflanze gesammelt hast und dich dabei vergiftest, ist es allein deine Schuld! Es ist deine persönliche Aufgabe...

  • dir die richtigen Informationen zur entsprechenden Pflanze zu besorgen,

  • die Pflanze sauber und zu 100% zu bestimmen, sowie

  • dir immer wieder die Grenzen deines Wissens bewusst du machen.


Was ist denn eine Giftpflanze?: Die Frage ist nicht immer klar und eindeutig zu beantworten. So produzieren praktisch alle Pflanzen irgendwelche Giftstoffe, um sich gegen Pflanzenfresser und Krankheitserreger zu wehren. Gleichzeitig haben wir Tiere im Laufe der Evolution effiziente Entgiftungs-Mechanismen entwickelt, um damit umzugehen. Gewisse Stoffe zielen ausserdem vor allem auf kleinere Tiere oder Mikroorganismen und sind für uns als grosse Lebewesen bis zu gewissen Mengen unbedenklich. Die meisten Pflanzen sind deshalb für uns Menschen essbare Wildpflanzen, die bedenkenlos konsumiert werden können. Daneben gibt es noch die Gruppe von Arten, bei denen in der Verwendung Vorsicht geboten ist, indem sie nur in kleinen Mengen konsumiert oder deren gefährliche Stoffe durch geeignete Zubereitung (z.B. Kochen) unschädlich gemacht werden müssen. Andere Giftstoffe, wie Oxalsäure, konsumieren wird ohne Bedenken in Kulturgemüsen wie Spinat oder Rhabarber, weshalb weder aufs Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella), noch den Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa) grundsätzlich verzichtet werden muss (gilt jedoch nicht bei Nierenschwäche oder Eisenmangel!).

hin und wieder eine kleine Menge Wald-Sauerklee ist trotz der enthaltenen Oxalsäure gesundheitlich unbedenklich

hin und wieder eine kleine Menge Wald-Sauerklee ist trotz der enthaltenen Oxalsäure gesundheitlich unbedenklich

(Quelle: Field Researcher - Self-photographed, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25097783)


Geruchstest beim Bärlauch?: In den Wildkräuterausbildungen und auch in der Literatur wird zum Glück regelmässig darauf hinweisen, dass dies keine gute Idee ist. Die Vorstellung, den Bärlauch durch seinen Geruch zu bestimmen zu können ist aber in der breiten Bevölkerung nach wie vor verbreitet. Ja, Bärlauch (Allium ursinum) riecht im Gegensatz zu seinen giftigen Doppelgängern Maiglöckchen (Convallaria majalis) oder Herbst-Zeitlosen (Colchicum autumnale) tatsächlich nach Knoblauch. Doch das Ganze hat einen Hacken: Nach der Berührung mit Bärlauch bleibt dessen Geruch noch eine Weile an den Händen kleben. Wenn du später mit den duftenden Händen an einem Blatt des Maiglöckchens oder einer Herbst-Zeitlosen schnupperst, ist der Knoblauchgeruch immer noch präsent. Dies kann sich vor allem darum fatal auswirken, weil sich deren Lebensräume überschneiden. Sowohl Maiglöckchen, als auch Herbst-Zeitlosen können inmitten eines «Bärlauch-Feldes» vorkommen. Deshalb gilt: Den Bärlauch unbedingt nur mit seinen optischen Eigenschaften bestimmen, d.h. «Blatt gestielt», «nur ein Blatt pro Stiel», «Blattunterseite matt» und «eher spröder Mittelnerv».

Blätter des Bärlauch

Blätter des Bärlauch

(Quelle: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=99204)


Was tun bei Vergiftung: Weil wir Menschen sind, machen wir hin und wieder Fehler. So ist bei seriöser Vorgehensweise eine Vergiftung mit Wildpflanzen praktisch ausgeschlossen, jedoch nicht unmöglich. Falls du dich vergiftet hast, hat das bei den meisten Pflanzen zum Glück keine tödlichen oder längerfristige Folgen. Die wirklich tödlichen Pflanzen sind bei uns in Mitteleuropa selten, doch es gibt sie, wie z.B. die Eibe (Taxus baccata), die Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale) oder die Hundspetersilie (Aethusa cynapium)! Auf jedenfall ist jede Vergiftung ist ernst nehmen. Eine Vergiftung merkst du zum Teil bereits beim Kauen oder dem Runterschlucken der Pflanze, indem sich eine brennendes Gefühl breitmacht. Ansonsten sind es vor allem die typischen Symptome wie Erbrechen, Durchfall, Schwindel, Kopfschmerzen, generelles Unwohlsein oder manchmal sogar Muskelkrämpfe. Oft treten erst milde Symptome auf, die sich verstärken, sobald die Pflanzenteile den Darm erreicht haben.


Nun was ist konkret zu tun, sofern du dich vergiftet hast (oder deine Begleitung)?: Wenn du Handyempfang hast, ist die Sache ganz einfach, nämlich: Giftnotzentrale anrufen! Deutschland: 1924 mit entsprechender Vorwahl, Schweiz +41 442 515 151», Österreich+43 140 643 43. Falls du diese Nummern gerade nicht zur Verfügung hast, funktionieren natürlich auch die generellen Notfallnummern. Am Telefon werden dann die weiteren Schritte mit geschulten Experten besprochen. Bist du gerade im Funkloch? Dann schau, dass du so schnell wie möglich zu einem Ort kommst, wo du telefonieren kannst!


Es gibt auch Tipps und Tricks wie du dir selber helfen kannst, wie z.B. das Trinken einer Kohle-Wasser-Lösung, dem Auslösen von Erbrechen, etc. Doch das sind eher Sachen für Survial-Trips irgendwo auf entlegenen Orten dieser Welt, wo keine Rettung oder Handyempfang zu erwarten ist. Sofern das für dich nicht gerade zutrifft, rate ich dir keine Selbstexperimente zu machen und stattdessen dich von geschulten Experten am Telefon beraten zu lassen! Bis zur Möglichkeit eines Telefonats helfen jedoch folgende allgemeine Tipps:

  • unbedingt auf Milch oder alkoholhaltige Getränke verzichten, weil diese die Aufnahme fettlöslicher Giftstoffe im Darm erhöhen

  • viel Wasser trinken, um den Verlust durch Erbrechen auszugleichen und die Giftstoffe zu verdünnen!

  • bei Möglichkeit Exemplare der konsumierten Pflanzenteile sammeln um sie danach den Rettungskräften vorzuzeigen

  • das Einnehmen von Abführmitteln wird abgeraten

Spätfolgen: Nebst der unmittelbaren Vergiftungsgefahr gibt es auch noch die Gefahr von Spätfolgen durch regelmässige und langfristige Einnahme gewisser Stoffe. Hierzu seien besonders die Giftstoffe der «Pyrrolizindin-Alkaloide» erwähnt. Diese treten in traditionell verwendeten Wildpflanzen wie Huflattich (Tussilago farfara), Beinwell (Symphytum officinale) oder dem Gewöhnlichen Wasser-Dost (Eupatorium cannabinum) auf und stehen im Verdacht Krebst auszulösen, bzw. Leberschäden zu verursachen. Eine abschliessende wissenschaftliche Beurteilung an Menschen fehlt jedoch bisher. Hier gilt also bis auf Weiteres deine eigene Selbstverantwortung. Ich persönlich bin da vorsichtig und nutze den Huflattich nur selten und auch dann nur in kleinen Mengen. Ähnlich ist die Sache beim Cumarin, das z.B. im Waldmeister (Galium odoratum) vorkommt. Auch hier wurde bis vor Kurzem ein erhöhtes Krebsrisiko angenommen, wobei mittlerweile Entwarnung gegeben wird.

Die Blüten des Huflattichs mit ihrem honigartigen Duft, eigen sich gut für einen Tee. Wegen den enthaltenen Pyrrolizidin-Alkaloiden ist jedoch Vorsicht geboten.

Die Blüten des Huflattichs mit ihrem honigartigen Duft, eigen sich gut für einen Tee. Wegen den enthaltenen Pyrrolizidin-Alkaloiden ist jedoch bei regelmässiger und langfristiger Einnahme Vorsicht geboten.

(Quelle: Andreas Trepte - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3800718)


Phototoxizität: Die Stoffe der Gruppe Furocumarine, die häufig bei den Arten der Familie Doldenblütler (Apiaceae) vorkommen, wirken auf der Haut in Verbindung mit UV-Strahlung phototoxisch. Dies betrifft Arten wie z.B. Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium), aber auch Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris). Phototoxizität bedeutet, dass nach Berührung oder Konsum der Pflanze und gleichzeitiger Exposition am Sonnenlicht auf der Haut verbrennungsähnliche Symptome wie Rötungen, Schwellungen oder Blasen entstehen können. Ausserdem geht man von einem erhöhten Hautkrebsrisiko aus. Die meisten Menschen werden jedoch auch bei der Berührung mit dem Wiesen-Bärenklau keine grösseren Probleme kriegen. Ob das auch für dich gilt, dass musst du selbst herausfinden, indem du dich vorsichtig daran herantastest. Ich persönlich verzichte an sonnigen Sommertagen über die Mittagszeit auf die Berührung und den Konsum des Wiesen-Bärenklaus. Empfindliche Leute können beim Ernten Handschuhe tragen und den Konsum auf trübe Tage oder ganz auf die Abendstunden verlegen.

Der Wiesen-Bärenklau mit seinen süssen Blättern ist eine tolle essbare Wildpflanze, bei der jedoch an sonnigen Tagen Vorsicht geboten ist!

Der Wiesen-Bärenklau mit seinen süssen Blättern ist eine tolle essbare Wildpflanze! An sonnigen Tagen ist jedoch Vorsicht geboten!

(Quelle: Christian Fischer, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4468014)


Nicht zu spassen ist mit dem Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum). Dessen Phototoxizität ist besonders stark ausgeprägt. Von ihm sind nicht nur die Finger zu lassen, sondern es muss auch Abstand gehalten werden: Seine Furocumarine können beim Einatmen eine akute Bronchitis auslösen!


Falls doch eine unbeabsichtigte Berührung mit einer phototoxischen Pflanze zum falsche Zeitpunkt (pralle Sonne) stattgefunden hat, hilft nebst dem Abwaschen der Hautstellen und dem Aufsuchen von Schatten auch das Auftragen von Sonnencrème.


Milchsaft: Wenn du auf eine Pflanze triffst, die Milchsaft führt, ist generell Vorsicht angebracht. Der Milchsaft vom Löwenzahn und diverser anderer Korbblütler ist natürlich ungiftig und sogar schmackhaft. Doch in der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) oder auch gewissen Mohngewächsen (Papaveraceae) besteht die Gefahr von starken Hautreizungen, bzw. beim Kontakt mit dem Auge von starken Augenschädigungen!

Milchsaft einer «Wolfsmilch-Pflanze»

Milchsaft einer «Wolfsmilch-Pflanze»

(Quelle: Fritz Geller-Grimm - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5607472)


Wildpflanzen waschen?


Es stellt sich noch die Frage, ob du die Pflanzenteile erst waschen solltest, bevor du sie konsumierst. Staub oder Dreck an den Pflanzenteilen sollten auf jedenfall vorgängig abgewaschen werden. Dies gilt natürlich auch für darauf krabbelnde Insekten, sofern du dich vegan ernähren willst :-) Ansonsten empfehle ich, mit Waschen möglichst sparsam zu sein, da dabei auch Inhaltsstoffe (u.a. Duft- und Geschmackstoffe, aber auch Vitamine und Mineralstoffe) ausgewaschen werden. Dies gilt besonders für Blüten. Schliesslich ist ja auch die Gefahr, sich bei ungewaschenen Pflanzen etwas Ernsthaftes aufzulesen, praktisch ausgeschlossen.


Wenn, dann nimmt du zum Waschen kaltes bis lauwarmes Wasser. Mögliche Krankheitserreger werden übrigens auch durch das Erhitzen der Pflanzenteile zerstört. Dabei entweichen aber auch die ätherischen Öle! Wichtiger als das Wachen ist, dass du vor der Zubereitung jeden Pflanzenteil nochmals einzeln überprüft. Dies weil beim Ernten auch unbeabsichtigt ein paar fremde (möglicherweise giftige) Pflanzen ins Sammelgut wandern können.


Krautige Pflanzenteile können bis zu zwei Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden. Dazu müssen sie jedoch etwas befeuchtet werden.


Rezepte


Es gibt fast unendlich viele Möglichkeiten wie du deine erfolgreich bestimmten und gepflückten Wildpflanzenteile zubereiten kannst. Dabei kannst du sowohl auf einfache Rezepte zugreifen, als auch dich an komplexere Anwendungen heranwagen. Wie erwähnt steht dazu eine Vielzahl von einschlägigen Büchern zur Verfügung. Hier lohnt es sich einfach auszuprobieren und herumzuexperimentieren.


Wichtig zu beachten ist, dass es weder ein Rezept pro Pflanzenart, noch pro Rezept die einzig richtige Pflanzenart gibt. Du kannst also beliebig und fast grenzenlos herumkombinieren. Viele Rezepte eignen sich auch hervorragend für den Outdoor-Einsatz und können so das Naturerlebnis intensivieren.


Einfach Rezepte:

  • roher Snack draussen vor Ort: Dazu können alle möglichen (ungiftigen) Pflanzenteile verwendet werden. Blätter und Stängel müssen dazu jedoch jung und zart sein.

  • Kräuterbutter: Die kleingehackten (oder etwas grösseren) Wildpflanzenteile werden in die Butter (oder auch in den Quark) eingearbeitet. Wenn Letzterer etwa Raumtemperatur hat, funktioniert das ganze viel einfacher als im gekühlten Zustand. Kräuterbutter ist ein idealer Snack für unterwegs. Tipp: Je farbiger die Pflanzenteile, desto schöner!

  • Essbare Dekoration: Viele Blüten sehen einfach gut aus und eigenen sich deshalb ideal dazu, um damit ein Gericht optisch aufzuwerten.

  • Gewürz: Dazu eignen sich Pflanzen, die einen intensiven und aromatischen Geschmack aufweisen. (v.a. Arten aus der Familie der Lippenblütler oder Doldenblütler). Dazu werden die Pflanzenteile werden vorgängig verkleinert.

  • Salat: Dieser kann entweder nur aus Wildkräutern bestehen oder ein mit Wildkräutern aufgewerteter Salat aus dem Supermarkt sein. Blätter und Stängel müssen dazu noch jung sein, um sie roh verzehren zu können. Stark aromatische Pflanzen sollten im Salat eher kleingehackt als Gewürz verwendet werden. Eine Dekoration mit essbaren Blüten macht den Salat auch optisch schmackhaft. In der Sauce sollte kein Olivenöl verwendet werden, da dieses die Wildkräuter eher etwas bitterer macht.

  • Suppe: Je nach Rezept ist die Zubereitung unterschiedlich. Die Wildkräuter werden dabei, sofern möglich, der Suppe erst gegen Ende, in kleingehackter Form, dazugegeben, da sonst wertvolle Inhalts- und Geschmackstoffe zerstört werden. Es gibt aber auch Rezepte, wo die Pflanzenteile zu Beginn zugegeben werden müssen.

  • Gemüse: Die Pflanzenteile werden in der Bratpfanne leicht angedünstet oder im Ofen angebraten. Zu beachten ist, dass dabei der Volumenverlust enorm ist. Bedarfsweise kommt etwas Salz oder Öl dazu.

  • in Essig einlegen: Dazu eignen sich v.a. Blütenknospen. Pflanzenteile mit Salz bestreuen und anschliessend über Nacht ziehen lassen und am Ende mit kochendem Wasser abspülen. Anschliessend mit heissem Essig (bedarfsweise auch mit Salz-, Senf- und Pfefferkörner) in ein Einmachglas abfüllen.

  • Kräuteressig: Zerkleinerte Pflanzenteile mit Essig in ein abgeschlossenes Gefäss füllen (bis zum Rand füllen), 2-4 Wochen ziehen lassen. Im Anschluss abfiltern.

  • Kräuteröl: Getrocknete und zerkleinerte Pflanzenteile mit einem Speiseöl in ein Gefäss füllen, dieses dicht verschliessen und das Ganze ca. einen Monat ziehen lassen

  • Wildkräuter-Salz: Die getrockneten aromatischen Pflanzenteile werden erst feingehackt und danach mit Salz zusammen (im Verhältnis Pflanze zu Salz von 1:4) vermörsert. Verwendest du dazu frische Pflanzenteile, muss das Kräutersalz anschliessend im Backofen bei ca. 40 Grad getrocknet werden.

  • Tee: Ein Tee-Auszug kann sowohl aus frischen, als auch getrockneten Pflanzenteilen gemacht werden. Damit ätherische Öle nicht entweichen, sollte das Gefäss bedeckt sein. Je länger die Ziehzeit, desto intensiver der Geschmack. Bei Gerbstoffhaltigen Pflanzen sollte die Ziehzeit jedoch nicht länger als 5min dauern (ausser es ist für Heilanwendungen ausdrücklich erwünscht).

  • Sirup: Kleingeschnittene Pflanzenteile in einem Topf mit Wasser und ein paar Zitronenscheiben aufkochen und dann ein paar Minuten köcheln lassen. Danach das Ganze bei geschlossenem Deckel ca. 24 Stunden ziehen lassen. Schliesslich werden die Pflanzenteile abgeseiht und der Saft mit etwas Zitronensaft und viel Zucker (etwa die gleiche Menge wie Wasser) eingekocht.

  • Wurzelkaffee: Wurzeln von Wildkräuter (z.B. von Löwenzahn, Wegwarte, etc.) werden gewaschen, kleingeschnitten, getrocknet und anschliessend ohne Öl geröstet, bis sie etwas dunkel werden. Dann werden sie in der Mühle vermahlen und danach mit heissem Wasser aufgebrüht. Die Ziehzeit beträgt ca. 1-2 Minuten. Anschliessend absieben. Statt Wurzeln können auch Eicheln verwendet werden.

  • Limonade: Die Pflanzenteile werden wie beim Tee im Wasser ausgezogen. Allerdings wird dabei kaltes Wasser verwendet (Kaltwasserauszug). Ideal dazu eignen sich säuerliche Pflanzen, wie z.B. der Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella). Die Ziehzeit dauert dabei mehrere Stunden (ideal um über die Nacht anzusetzen). Am Ende bedarfsweise etwas Zitronensaft dazugeben und kalt servieren! Ein Kaltwasserauszug kann bei gleicher Pflanze einen anderen Geschmack als bei einem Tee (Heisswasserauszug) aufweisen, da durch die unterschiedliche Temperatur andere Inhaltsstoffe herausgelöst werden.

  • Smoothie: Die Pflanzenteile mit etwas Wasser (alternativ zusammen mit Früchten wie Banane, Äpfel, etc.) in einem Mixer pürieren, anschliessend grobe Teile heraussieben.

  • Fruchtsaft: Früchte mit einem hohen Wassergehalt (z.B. Schwarzer Holunder) werden mit wenig Wasser (so dass gerade bedeckt) ca. 10-20min weichgekocht und anschliessend durch ein Sieb gepresst. Bei Bedarf kann aus dem Saft Sirup hergestellt werden, indem dieser mit der gleichen Menge Zucker und etwas Zitronensaft eingekocht wird.

  • Mus: Dazu eignen sich weiche Früchte mit einer Konsistenz von mehlig (z.B. Weissdorn, Mehlbeere, Vogelbeere, etc.) bis fest (z.B. Hagebutten). Dazu die Früchte in einem Topf mit Wasser bedecken und anschliessend ca. 20min kochen lassen. Die dickflüssige Masse anschliessend durch ein Sieb pressen.

  • Marmelade: Das Mus wird mit Gelierzucker (bedarfsweise mit Zitronen- oder Apfelsaft) aufgekocht und anschliessend durch Köcheln eingedickt. Am Ende zur Aufbewahrung in ein dichtes Gefäss abfüllen.

  • Blätter-Chips: die Blätter (z.B. von Laubbäumen) werden gesalzen und mit Öl bestrichen. Danach werden sie bei ca. 150 Grad für ca. 15-25 min im Ofen gebacken.

  • Pesto: zerkleinerte Pflanzenteile mit Pinienkernen (oder anderen Nüssen), Olivenöl und Knoblauchzehen pürieren, anschliessend mit Öl, Parmesan und etwas Salz vermischen. Haltbarkeit im Kühlschrank: ca. 1-2 Wochen

  • Pesto to go: Das Pesto wird zuhause ohne Wildkräuter zubereitet. Es wird dann beim Wandern oder Spazieren mitgenommen und mit Wildkräutern, die du auf dem Weg findest, verfeinert. Anschliessend nutzt du es unterwegs für deinen Snack (z.B. Brotaufstrich) oder für dein Abendessen im Camp (z.B. als Sauce für Pasta).

  • Streckmehl: Für das Streckmehl können die Pflanzenteile auch hart sein. Vor allem die Blätter von Laubbäumen (bis in den Herbst hinein), harte Früchte (z.B. Eicheln) oder auch Wurzeln (die oft hart sind) eignen sich hervorragend dazu. Die Pflanzenteile werden erst getrocknet, danach ganz fein zerhackt, bzw. vermahlen (z.B. mit Kaffee- oder Getreidemühle). Danach wird normales Getreidemehl für diverse Gerichte (wie z.B. Brot) damit gestreckt. Vorteil: Die grünen Pflanzenteile sind dabei meist kalorienarm, während es sich bei Nüssen (wie z.B. Eicheln) um sehr kalorienreiches Streckmehl handeln kann. Der Anteil des Streckmehls darf dabei nicht zu hoch sein, denn sonst klebt der Teig nicht mehr zusammen.

  • Zutat in Spätzli, Omeletten, etc.: Zahlreiche Gerichte können sowohl geschmacklich, als auch farblich aufgewertet werden, indem dem Teig feingehackte Wildpflanzenteile zugegeben werden (Tipp: Für eine intensive Grünfärbung eignet sich am besten die Brennnessel)

  • Substitution von Kulturpflanzen: Tausche einfach bei einem Gericht die Kulturpflanzen mit essbaren Wildpflanzen ähnlichen Geschmacks (z.B. bei den Basler Läckerli das Zitronat durch Nadeln der Fichte oder Douglasien, bzw. bei Capuns die Mangold-Blätter durch Blätter einer Ampfer-Art, usw.)

Für komplexere Rezepte verweise ich auf die diversen Wildkräuter-Kochbücher auf dem Markt.

Wildkräuter Gemüse

Wildkräuter-Gemüse


Vitamine und Mineralstoffe


Generell enthalten Wildpflanzen gegenüber den Kulturpflanzen deutlich höhere Vitamin- und Mineralstoffgehalte. Allgemein können essbare Wildpflanzen deshalb als besonders gesunde Nahrungsmittel eingestuft werden. Zu beachten ist jedoch:

  • Untersuchungen zum Nährstoffgehalt essbarer Wildpflanzen sind rar. In der ganzen Pflanzen- und Ernährungsforschung haben diese bisher leider nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie eigentlich verdient hätten.

  • Der Nährstoffgehalt einer Pflanze kann je nach Individuum, Boden, Umweltbedingungen, Jahreszeit, etc. enorm schwanken.

  • Nur weil ein Stoff in hoher Konzentration vorliegt, heisst das noch lange nicht, dass auch gut vom Körper aufgenommen wird. So wird Eisen im Fleisch um ein Vielfaches besser aufgenommen, als im pflanzlichen Gewebe. Bei gewissen Pflanzen dessen wird die Eisen-Aufnahme zusätzlich durch darin enthaltene Oxalsäure erschwert.

  • Die einfache Korrelation "mehr Vitamine = mehr Gesundheit" ist ein Mythos!

Eine kleine Auflistung der Inhaltsstoffe ausgewählter essbarer Wildpflanzen findet ihr im Buch «Mein Wildkräuter-Guide» von Manuel Larbig. Die Tabelle ist öffentlich im Internet unter folgendem Link aufrufbar.


Zu beachten ist auch, dass Vitamine keine Zauberstoffe sind, sondern einfach nur Moleküle, die über die Nahrung zugeführt werden müssen, weil unser Körper sie nicht selbst herstellen kann. Hierzu gibt es für jedes Vitamin vom Körper einen entsprechenden Bedarf. Nimmt man davon zu wenig zu sich, kriegt man eine Mangelerscheinung. In der Regel wird der Vitaminbedarf jedoch bereits mit einer ganz normalen ausgewogenen Ernährung (ohne Wildpflanzen) problemlos gedeckt. Sind die Speicher voll, wird der Überschuss ausgeschieden ohne dass du dabei einen Nutzen davon hast (abgesehen von negativen Folgen wie Nierenschädigungen). Dies gilt besonders für das wasserlösliche Vitamin C. Dass die Menge an konsumierten Vitaminen proportional zum Gesundheitszustand sei, bzw. du mit der Aufnahme vieler Vitamine dein Immunsystem boostern könntest ist also ein Mythos!


Auch Begriffe wie «Superfood» sollten immer kritisch betrachtet werden. Essbare Wildpflanzen können zweifelsfrei für ein gesundes Leben einen Teil dazu beitragen, doch Wunder wirken können auch sie nicht.


Sich gesund zu ernähren ist übrigens keine Hexerei: Eine Vielfältige Ernährung mit verschiedenen Zutaten, genug Früchte und Gemüse, frische Produkte verwenden und darauf achten, was du persönlich gut verträgst und was nicht. Genügend Schlaf und Bewegung, Vermeidung von Stress und ein intaktes Sozialleben runden dabei den generellen gesunden Lebensstil ab. Du bist dabei weder auf Ernährungstrends, Superfoods, pflanzlichen Allerheilsmittel, noch angebliche «Entschlackungskuren», usw. angewiesen!


Heilpflanzen


Essbare Wildpflanzen können nicht nur eine wertvolle Nahrung sein, sondern je nach Pflanzenart auch Heilwirkungen aufweisen. Schliesslich gingen auch die heutigen modernen Arzneimittel ursprünglich aus der Pflanzenheilkunde hervor. Heilpflanzen kannst du gut in deinen Alltag einbauen, wie z.B.

  • Gurgeln eines Auszuges gerbstoffhaltiger Pflanzenteile (z.B. Brombeerblätter) bei Infekten im Mund-Rachenraum

  • Auftragen von Pflanzensaft zerriebenen Blätter des Spitzwegerichs bei Insektenstichen oder Sonnenbrand

  • Tee aus Pflanzen mit hohem Schleimstoffgehalt (z.B. Malve, Lindenblüten, etc.) wirken lindernd gegen Reizhusten

  • Tee aus Pflanzen mit einer gewissen Zusammensetzung von Saponinen (z.B. Schlüsselblume) wirkt bei Husten schleimlösend und auswurffördernd

  • Tee aus der Kanadische Goldrute hilft bei Harnwegserkrankungen

  • Tee aus der Echten Kamille oder der Schafgarbe wirken lindernd bei Magenkrämpfen

Früher waren Wildpflanzen die einzigen Medikamente die zur Verfügung standen. Oft waren die Anwendungen in spirituelle und religiöse Konzepte eingegliedert. Die dabei akkumulierten Weisheiten nennt man heute die «Volksheilkunde». Eine Herangehensweise war bei uns im Mittelalter die Signaturenlehre. So wurde im damaligen katholischen Weltbild geglaubt, dass die Heilpflanzen von Gott einzig und alleine dazu geschaffen wurden, um uns Menschen zu helfen. Form, Farbe oder Textur einer Pflanze sollte dabei einen Hinweis auf seinen medizinischen Effekt geben. So werden z.B. viele rote Pflanze mit heilenden Wirkungen aufs Blut (was auch immer das bedeutet?) oder Bohnen wegen ihrer nierenähnlichen Form als Heilmittel gegen Nierenleiden assoziiert.


Mit der Aufklärung wurde bei den Heilmitteln versucht, die Mechanismen von Ursache-Wirkung zu ergründen. Mit der Zeit konnten die beteiligten Wirkstoffe identifiziert und extrahiert werden. Bald konnten diese auch synthetisch hergestellt werden, bzw. wurden teilweise chemisch modifiziert und eine bessere Wirkung / Verträglichkeit zu erreichen. Die Wissenschaft, welche sich mit der medizinischen Wirkung von Heilpflanzen befasst, nennt sich «evidenzbasierte Phytotherapie». Einige Pflanzen haben es von der Volksheilkunde in die evidenzbasierte Phytotherapie geschafft.

Gemäss Volksheilkunde zugeschriebene Heilwirkungen sollten immer im mythologisch-kulturellen Kontext der entsprechenden Zeit betrachtet werden und nicht einfach unkritisch übernommen werden. Bei persönlichen Erfahrungen von Menschen mit Heilpflanzen, sei es in der Steinzeit, im Mittelalter oder bei dir heute, müssen immer die zwei folgenden Punkte beachtet werden:

  • Placeboeffekt: Nur schon die positive Erwartungshaltung bei der Einnahme eines Medikaments, bzw. einer angeblichen Heilpflanze kann Symptome wie Schmerzen, Unruhe, etc. lindern.

  • «post hoc ergo propter hoc»-Bias: Nach der Einnahme einer angeblichen Heilpflanze geht es dir (meist mit etwas Verzögerung) besser, also wirkt diese doch? ACHTUNG: Hier kann uns unser Gehirn uns einen grossen Streich spielen. So heilen die meisten Erkältungen auch ohne irgendwelche Heilmittel von selbst aus, einfach weil unser Immunsystem damit problemlos klarkommt. Weil unser Gehirn aber gerne zeitlich korrelierende Ereignisse zu scheinbaren kausalen Zusammenhängen verknüpft, wird die Heilung oft jedoch trotzdem der Pflanze zugeschrieben, auch wenn das gar nicht unbedingt der Fall sein muss. Dasselbe gilt für chronische Leiden (wie z.B. Heuschnupfen), die meist einen wellenartigen Verlauf haben. Nach der Einnahme von eigentlich unwirksamen Mittelchen, die während schlechteren Phasen eingenommen werden folgen dann oft (aufgrund des natürlichen Verlaufs) kurzfristige Verbesserungen, zwar mit zeitlichem, aber nicht mit kausalem Zusammenhang.

Die meisten Büchern, Blogs und Youtube-Videos zum Thema Wildkräuter beziehen sich bei der Angabe von Heilwirkungen auf die Weisheiten der Volksheilkunde. Man erkennt dies z.B. durch Begriffe wie «blutreinigend», «entschlackend» oder «entsäuernd», bzw. wenn einer Pflanze Allerheilswirkungen zugeschrieben werden. Eine saubere Unterscheidung zwischen «evidenzbasierter Phytotherapie» und Volksheilkunde findet man dabei praktisch nie, bzw. das Ganze kommt oft sehr verwässert daher.


Nicht nur bei der Volksheilkunde solltest du ein kritisches Auge haben, sondern auch bei Heilsversprechen, die sich auf die evidenzbasierte Phytotherapie beziehen. Denn sogar angeblich «wissenschaftliche überprüft Wirkungen» werden oft aus dem Kontext gerissen und zwar wenn:

  • die Wirkung nur in Zellkulturen («in vitro») und nicht am komplexen menschlichen Organismus («in vivo») nachgewiesen wurde,

  • eine zitierte Studie von mangelhafter Qualität ist oder deren Resultate sind nicht reproduzierbar sind, oder

  • eine Studie falsch oder bewusst irreführend zitiert wird (wichtige Details werden weggelassen).

Das Thema Heilpflanzen ist also nicht nur ein sehr spannendes, sondern auch ein komplexes und umstrittenes Thema. Was du am Ende von Konzepten der Volksheilkunde oder der evidenzbasierten Phytotherapie bleibt natürlich dir selbst überlassen. Wichtig dabei ist dabei jeweils folgende Punkte im Hinterkopf zu behalten.

  • auf welchen Kontext beziehen sich Heilangaben? Reden wir dabei von «Volksheilkunde», «feinstofflichen Konzepten» (wie Homöopathie, Gemmotherapie, etc.) oder von rationaler «evidenzbasierter Phytotherapie»?

  • falls sich jemand bei Heilsangaben auf die Wissenschaft / Phytotherapie bezieht, müssen diese auch durch qualitativ hochwertige Studien oder zumindest einem plausiblen biochemischen Wirkstoffprinzip abgesichert sein.

Der Saft des Spitzwegerichs: abschwellend und schmerzlindernd bei Insektenstichen. Dazu einfach ein paar Blätter mit dem Fingern zerreiben, so dass der Saft herausgedrückt wird. Der Spitzwegerich hilft auch bei Entzündungen im Mund-Rachenraum.

Der Saft des Spitzwegerichs: abschwellend und schmerzlindernd bei Insektenstichen. Dazu einfach ein paar Blätter mit dem Fingern zerreiben, so dass der Saft herausgedrückt wird. Der Spitzwegerich hilft auch bei Entzündungen im Mund-Rachenraum.

(Quelle: Donald Hobern from Copenhagen, Denmark - Plantago lanceolata, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=63745186)



Wildpflanzen in der Menschheitsgeschichte


Die grösste Zeit unserer Menschheitsgeschichte gehörte das Sammeln von essbaren Wildpflanzen zu einer der normalsten täglichen Tätigkeiten. Unsere Vorfahren haben bis zur Sesshaftigkeit einen Grossteil ihres Nährstoffbedarfes mit Wildpflanzen gedeckt. Zur Aufnahme von Kalorien dienten vor allem Wurzeln, Früchte oder Rhizome. Vor allem bei Nahrungsknappheit wurden dabei auch Blätter, Stängel oder Baumrinde verzehrt. Pflanzen bieten gegenüber Fleisch den Vorteil, dass sie nicht davonrennen und oft innerhalb eines Gebiets meist in grosser Menge auftreten. Andererseits sind sie deutlich kalorienarmer, d.h. den Nährstoffbedarf zu decken, muss viel Zeit und Energie investiert werden. Deshalb musste auch auch hin und wieder ein Tier gejagt werden. Fleisch ist nicht nur energiereich, sondern im Gegensatz zu Pflanzenteilen auch viel besser verdaulich. Der Anteil fleischlicher Nahrung in der der Ernährung war damals in verschiedenen Regionen der Erde, je nach Nahrungsangebot, unterschiedlich.


Unser Körper ist auf den Konsum von Wildpflanzen angepasst. Unsere im Vergleich zu Schimpansen grossen Backenzähne sind für das Kauen faseriger Pflanzenteile gemacht. So konnten die frühen Menschen auch die harte, jedoch energiereiche unterirdische Wurzel- und Rhizomnahrung erschliessen. Auch haben sich im Verlaufe der Evolution Mechanismen zur Abwehr von Pflanzengiften ausgebildet, so dass wir die meisten Pflanzen (nicht alle!) ohne Bedenken essen können.


Die Menschen haben auch früh das Zubereiten der Nahrung über dem Feuer erlernt. Dabei wird sie besser verdaulich und nährstoffreicher. In der Folge wurde zwar unser Darm kleiner, dafür aber das Gehirn grösser. Und genau dieses grosse Gehirn, dessen Unterhalt viel Energie kostet, konnte uns u.a. zu eigentlichen «Naturforschern» machen. Durch das Beobachten, Analysieren und Interpretieren von Zeichen in der Natur, wurde die Welt berechenbarer. Sind es denn nicht genau diese Instinkte, die eine Beschäftigung mit essbaren Wildpflanzen oder generell mit der Natur so befriedigend machen?


Auch nach der Erfindung der Landwirtschaft vor ca. 12'000 Jahren sind essbare Wildpflanzen nie ganz aus dem Speiseplan der Menschen verschwunden. So war bei der ärmeren Landbevölkerung Mittel- und Nordeuropas die Nutzung von Streckmehlen aus den Blättern der Laubbäume oder dem Verzehr von Eicheln und Bucheckern ganz und gäbe. Dies vor allem bei schlechten Ernten oder ganzen Ernteausfällen. Auch als Gewürze wurden heimischen Wildpflanzen verwendet, denn deren Vertreter aus dem Fernen Osten konnte sich damals nur die reiche Oberschicht leisten. Hin und wieder wurden auch Giftpflanzen zur Liquidierung «unangenehmer Zeitgenossen» genutzt.


Quellen


Daniel E. Lieberman (2013) – Unser Körper, Geschichte, Gegenwart und Zukunft, ISBN 978-3-10-403130-9.


Johannes Vogel (2017) - Pflanzliche Notnahrung, Survivalwissen für Extremsituationen, 2. Auflage 2017, ISBN 978-3-613-50763-0


Lars Konarek (2017) – BUSHCRAFT, Survivalwissen Wildpflanzen Europas, e-ISBN 978-3-7020-2002-6


Manuel Larbig (2021) – Mein Wildkräuter-Guide, Von Rauke, Rapunzel und anderen schmackhaften Entdeckungen am Wegesrand, ISBN 978-3-641-26980-7

Rita Lüder (2004) – Grundkurs Pflanzenbestimmung, Eine Praxisanleitung für Anfänger und Fortgeschrittene, 9. Auflage 2020, ISBN 978-3-494-01844-7


Rita Lüder (2009) – Grundkurs Gehölbestimmung, Eine Praxisanleitung für Anfänger und Fortgeschrittene, 4. Auflage 2022, ISBN 978-3-494-01915-4


Rudi Beiser (2014) – Unsere essbaren Wildpflanzen, Bestimmen, sammeln und zubereiten, ISBN 978-3-440-14514-2.


Otmar Diez (2019) – Unsere essbaren Bäume und Sträucher, 81 Arten sicher bestimmen, Achtsam sammeln, einfach zubereiten, ISBN 978-440-16465-5


Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.




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