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Der generelle Aufbau einer Pflanze…

Aktualisiert: 1. Okt. 2023

…die botanischen Grundlagen für das Sammeln essbarer Wildpflanzen.


Wenn du dich mit essbaren Wildpflanzen beschäftigst, wirst du nicht darum herumkommen, dich auch mit den Grundlagen der Botanik zu befassen. Denn du musst Pflanzen zu 100% sicher bestimmen können. Dazu solltest du nicht nur die Bestimmungsmerkmale kennen, sondern auch mit diversen botanischen Fachbegriffen umgehen können.


Beim Bestimmen von Pflanzen gehört zwar einiges an «Faktenkenntnis» dazu, doch diese alleine wird dich nicht ans Ziel bringen. Erst das botanische Grundverständnis gibt dir einen Rahmen, wo du diese Fakten einzuordnen und nachhaltig «abspeichern» kannst.


Nicht zuletzt geschieht das Sammeln von essbaren Wildpflanzen ja auch aus einer Faszination für die Natur generell heraus, so dass sich eine Neugier entwickeln kann die spannenden Mechanismen und Prozesse innerhalb und zwischen den Pflanzen zu entdecken. Deren vielen schönen, teils farbenfrohen Details kriegen dann, nebst der «botanische Zuschreibung» und kulinarischen Rezepten, auch Funktionen, Ursachen, Wirkungen, Wechselwirkungen, evolutionäre und ökologische Zusammenhänge, etc. Sie erwachen als wortwörtlich zu zum Leben. Mit dem botanischen Grundwissen werden die Pflanzen dann nicht einfach nur als «Nahrungsmittel», sondern auch als Lebewesen wahrgenommen.


Und genau davon handelt dieser Artikel. Ich stelle dir den allgemeinen Grundaufbau einer Pflanze vor. Dabei zeige ich deren Funktionen, Mechanischen und die wichtigsten Merkmale zur Art-Bestimmung.


Die Ausführungen beschränken sich dabei aus Platzgründen auf die Samenpflanzen. Zu mehr Infos bezüglich erdgeschichtlich älterer Pflanzen, wie Moose, Farne, Bärlappe und Schachtelhalme (Sporenpflanzen) verweise ich auf den Artikel "Die Evolution der Pflanzen".


Inhaltsverzeichnis



Aufbau einer Pflanze


Pflanzen unterteilt man grob in die vegetativen Grundorgane (Blatt, Sprossachse und Wurzel) und den generativen Teil (Blüte und Frucht).

Grundaufbau einer Pflanze (Klasse Bedecktsamer)

Grundaufbau einer Pflanze (Klasse Bedecktsamer)

(Quelle: bearbeitet aus ©tigatelu - stock.adobe.com)


Dank den vegetativen Grundorganen kann die Pflanze leben, d.h. Zucker produzieren, Wasser und Nährstoffe aufnehmen, Stoffe innerhalb der Pflanze transportieren, wachsen, usw. Viele Pflanzen können sich ausserdem über die die vegetativen Grundorgane vermehren (resp. «klonen»).


Der generative Teil ist für die sexuelle Vermehrung der Pflanze zuständig. Dank den Blüten können Gene von zwei verschiedenen Individuen neu kombiniert werden. Danach werden die Embryos der Nachkommen mit Hilfe der Samen verbreitet. Die meisten Pflanzen gehören zur Klasse der Bedecktsamer. Diese verpacken die Samen zusätzlich noch in Früchten hinein. Nadelbäume, die zu den Nacktsamern gehören, bilden zwar Samen, jedoch keine Früchte aus.


Blätter


Sie betreiben Photosynthese, d.h. aus CO2 der Luft und Wasser aus dem Boden wird, mit Hilfe von Licht, der Zucker hergestellt. Den Zucker benötigt die Pflanze einerseits für die Energiegewinnung, anderseits, z.B. umgewandelt zu Zellulose, als Baustoff. Man kann die Blätter also als die Solarzellen der Bäume bezeichnen.

Blattaufbau beim Kleinen Springkraut

Blattaufbau beim Kleinen Springkraut (Impatiens parviflora)

(Quelle: bearbeitet aus I, Jörg Hempel, CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2558356)


Blätter bestehen an Ihren Aussenseiten aus einem schützenden Abschlussgewebe (Epidermis), welches vor Einwirkungen (Fressfeinde, Verdunstung, UV-Strahlung) von aussen schützt. Die eigentliche Photosynthese wird an der Blattoberseite (im Palisadenparenchym) betrieben. Die Blattunterseite (Schwammgewebe) dient zum Gasaustausch zwischen Blatt und Umgebung. Die Aufnahme von CO2 und Verdunstung von Wasser findet dabei an örtlichen Spaltöffnungen der Epidermis (Stomata) statt.

im Palisadengewebe auf der Blattoberseite findet die Photosynthese und im Schwammgewebe auf der Blattunterseite der Gasaustausch statt

im Palisadengewebe auf der Blattoberseite findet die Photosynthese und im Schwammgewebe auf der Blattunterseite der Gasaustausch statt

(Quelle: bearbeitet aus ©Aldona - stock.adobe.com)


In den Leitbündeln befindet sich das Leitungsgewebe, welches den Stoffaustausch innerhalb von verschiedenen Pflanzenteilen sicherstellt. Diese sind so eng angeordnet, dass der Weg von einer Zelle zum nächstgelegenen Leitgewebe sehr kurz ist. Es kann in der Regel von blossem Auge betrachtet werden («Adernetz»).

die Nerven im Blatt (hier Haunbuche) stellen die Leitbündel dar

die Nerven im Blatt (hier Hainbuche, Carpinus betulus) stellen die Leitbündel dar

(Quelle: Rasbak - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=213248)


Auch Nadeln sind Blätter. Dort ist einfach dessen Breite gegenüber der Länge stark reduziert. Durch die geringere Oberfläche wird dabei der Wasserverlust reduziert. Dies ist v.a. darum von Vorteil, weil viele Nadelbäume in der Regel wintergrün sind, d.h. die Nadeln bleiben über den Winter am Baum. Dies führt in dieser Jahreszeit zum einem gewissen Wasserverlust, den sie dank der Nadelform minimieren können.

die Blätter der Waldkiefer sind nadelförmig ausgebildet. Ausserdem bilden sie Harz als Schutz gegen Feinde

die Blätter der Waldkiefer (Pinus sylvatica) sind nadelförmig ausgebildet

(Quelle: ©l - stock.adobe.com)


Die Evolution hat bei den Blättern eine immense Formenvielfalt hervorgebracht, was uns letzten Endes nützt, die verschiedenen Pflanzenarten irgendwie auseinanderhalten zu können. Dabei kann auf zahlreiche Merkmale wie Blattstellung, Blattform, Blattrand, etc. geschaut werden (mehr Details dazu im Blog-Artikel Blätter von Wildpflanzen - Bestimmungsmerkmale):

  • Blattstellung: Anordnung der Blätter an der Sprossachse. Gegenständig bedeutet, dass an der Sprossachse jeweils zwei Blätter gegenüber angeordnet sind. Bei wechselständigen Blättern treten diese stets einzeln auf. Beim Quirl befinden sich auf gleicher Höhe mehr als zwei Blätter.

Blattstellungen: gegenständig, wechselständig und Quirl

Blattstellungen: gegenständig, wechselständig und Quirl

(Quellen: bearbeitet aus diversen Einzelskizzen aus CC Wikipedia)


Sind die viele wechselständige Blätter an der Sprossachse zwar nicht auf derselben Höhe, sondern einfach sehr nahe beieinander angeordnet, spricht man von einer Blattrosette. Liegt die Rosette am Boden auf, spricht man von einer «grundständigen Rosette» (Grundrosette) wie auf dem Bild beim Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia)

Liegen zahlreiche wechselständige Blätter an der Sprossachse nahe beieinander (jedoch nicht auf derselben Höhe), spricht man von einer Blattrosette. Liegt die Rosette am Boden auf, spricht man von einer «grundständigen Rosette» (Grundrosette) wie auf dem Bild beim Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia)

  • Blattform: Dabei geht es um die grundlegende Form der Blattspreite, bzw. der Blattfiedern. Die wichtigsten Formen sind:

Blattformen im Überblick

Blattformen im Überblick

(Quelle: bearbeitet aus diversen Einzelskizzen aus Wikipedia, Autoren: Maksim und Albert)


  • Blattrand: Dabei geht es um die Form des Blattrand-Einschnitte

Blattränder mit kleinen Einschnitten im Überblick

Blattränder mit kleinen Einschnitten im Überblick

(Quelle: bearbeitet aus diversen Einzelskizzen von Maksim aus Wikipedia)


  • Blattrand mit tiefen Einschnitten: Wenn randliche Einschnitte so tief sind, dass sich das Blatt in mehrere Abschnitte (d.h. Lappen, nicht aber getrennten Blattfiedern) unterteilen lässt, nennt man dies «fiederförmig» (Abschnitte in einer Reihe angeordnet) oder handförmig (Abschnitte strahlig gegen den Blattgrund angeordnet). Bei vollständiger Trennung der Blattspreiten spricht man von «zusammengesetzten» oder «gefiederten Blätter». Die einzelnen Teilblätter nennt man «Blattfiedern», den Stiel die «Blattspindel».

Blattrand-Terminologie bei randlich tiefen Einschnitten

Blattrand-Terminologie bei randlich tiefen Einschnitten

(Quelle: bearbeitet aus diversen Einzelskizzen von Pancrat aus Wikipedia)


  • Anzahl Fiedern/Abschnitte: Hat ein Blatt 5 Fiedern / Abschnitte, dann sagt man, die Blätter seien «5-zählig». Man kann auch einfach nur die Anzahl Fiederpaare angeben, wie z.B. bei der Esche mit «4 bis 6 Fiederpaaren». Bei einer geraden Anzahl Fiedern spricht man von «paarig gefiedert», bzw. bei ungerader Anzahl von «unpaarig gefiedert».

Unterteilung nach Anzahl Fiedern

Unterteilung nach Anzahl Fiedern

(Quelle: bearbeitet aus diversen Einzelskizzen von Maksim / Wasp32 aus Wikipedia)


  • Anzahl Fiederordnungen: auf einer Blattspreite können mehrerer Fieder-Ordnungen auftreten («mehrfach gefiedert»). Bei Vorliegen einer 2. Ordnung nennt man dies «doppelt gefiedert» oder «2-fach gefiedert», bei einer 3. Ordnung «3-fach gefiedert», etc. Man unterteilt auch die Fiedern entsprechend in «Fiedern 1. Ordnung», «Fiedern 2. Ordnung», usw.

Unterteilungen nach Anzahl Fiederordnungen

Unterteilungen nach Anzahl Fiederordnungen

(Quelle: bearbeitet aus diversen Einzelskizzen von Maksim / Wasp32 aus Wikipedia)


Lust auf mehr Details bzgl. Blätter? Dann checke folgende Artikel:

Sprossache


Die Sprossachse ist das «Skelett» der Pflanze, welches die Blätter trägt und verbindet. Krautig ausgebildet wird sie «Stängel» genannt und verholzt spricht man vom «Stamm» oder «Ast».


Die Sprossachse besteht in ihrem Grundaufbau aus Knoten und den dazwischen liegenden Internodien. An den Knoten befinden sich sowohl die Blätter, als auch die Abzweigungen zu den Seitenachsen.

Grundaufbau einer Sprossachse

Grundaufbau einer Sprossachse

(Quelle rechtes Bild: bearbeitet aus ©Simona- stock.adobe.com)


Das Wachstum der Pflanze geschieht via Knospen, welche die Pflanze jeweils am Sprossende (=Terminalknospe, da wo der Hauptspross weiterwächst) und an den Knoten in den Achseln der Blätter (=Achselknospe, da wo Seitensprosse weiterwachsen können) bildet. Aus den Knospen kann beim geeignetem Zeitpunkt ein neuer Abschnitt mit Sprossachse und Blätter (= Trieb) austreiben.

Das Längenwachstum der Pflanzen führt über die Knospen (Achsel- und Terminalknospen)

Das Längenwachstum der Pflanzen geschieht via Knospen (Achsel- und Terminalknospen)


Innerhalb der Sprossachsen befinden sich die Leitbündel. Dabei unterscheidet man die zwei voneinander getrennten Leitungsnetze «Xylem» und «Phloem».

  • Xylem: Das Xylem dient dem Transport von Wasser und Mineralstoffen aus der Wurzel (wo sie vom Boden aufgenommen werden) in die Blätter.

  • Phloem: Ist für den Zuckertransport zwischen den Blättern und anderen Bereichen der Pflanzen zuständig.

Die Leitbündel dienen nicht nur dem Stofftransport, sie sorgen durch ihre harten Zellwände und zusätzlichen Stützfasern auch für die benötigte mechanische Stabilität der Sprossachse.

Bestimmungsmerkmale Stängel Querschnitt

Längsschnitt durch die krautige dikotyle Sprossachse: Die Leitbündel aus Phloem (aussen) und Xylem (innen) befinden sich im äusseren Bereich der Sprossachse und sind ringförmig angeordnet.

(Quellen: ©blueringsmedia - stock.adobe.com)


Die Merkmale der Sprossachse können auch für die Art-Bestimmung verwendet werden:

  • Stängel-Querschnitt:

Bestimmungsmerkmale Stängel Querschnitt
  • Behaarung:

Bestimmungsmerkmale Stängel Querschnitt
  • Weitere Eigenschaften: Farbe, Eigenschaften von Stacheln, Verdickung der Blattknoten, etc

Die holzigen Stämme und Äste von Bäumen und Sträucher entstehen durch sekundäres Dickenwachstum (Wachstum in die Breite, inkl. Verholzung) und zwar aus einer ursprünglich krautigen Sprossachse. Dabei bildet sich bei jedem Wachstumsschub ein Jahresring aus «sekundärem Xylem». Holz ist also vor allem ein Gewebe aus verholzten Leitungsbahnen. Der Stoff, der für die nötige Stabilität des Holzes sorgt, ist Lignin, Es ist ein Polymer, welches in grosser Menge in die Zellen eingelagert wird.

Schema eines holzigen Astes / Stammes. Es werden beim Dickenwachstum stänig neue Ringe (Jahresringe) aus sekundärem Xylem erstellt.

Schema eines holzigen Astes / Stammes. Es werden beim sekundären Dickenwachstum ständig neue Ringe (Jahresringe) aus sekundärem Xylem erstellt.

(Quelle: bearbeitet aus Thomas Steiner - ideas from Jugend-Brockhaus, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=782426)


Das Dickenwachstum brauchen Bäume und Sträucher, damit ihr Eigengewicht getragen werden kann und sie mechanischen Einflüssen, wie dem Wind, standhalten können. Ausserdem braucht eine grosse Pflanze in den Leitungen eine deutlich grössere Kapazität, weil sehr viel Gewebe versorgt werden muss.


Lust auf mehr Details bzgl. Sprossachse, Pflanzenwachstum und Lebensformen? Dann checke folgender Artikel:Sprossachsen von Wildpflanzen


Wurzel


Sie dient einerseits der Verankerung, andererseits nimmt sie Wasser und Nährstoffe vom Boden auf. Im Querschnitt haben sie folgenden Aufbau:

Querschnitt durch eine (dikotyle) Wurzel

Querschnitt durch eine (dikotyle) Wurzel

(Quelle: bearbeitet aus ©Diana - stock.adobe.com)


Anders als bei der Sprossachse, befinden sich die Leitungsbahnen (Xylem und Phloem) nicht in einem Ring auf der äusseren Seite, sondern in der Mitte im sogenannten Zentralzylinder. Ausserdem werden mikroskopisch feine Wurzelhaare gebildet, um den Einflussbereich im Boden zu erhöhen. Das aufgenommene Wasser fliesst in der Rinde der Wurzel durch den Zellzwischenraum hindurch und wird schliesslich an der Endodermis gestoppt. Dieser Ring ist für das Wasser und seine gelösten Stoffe undurchlässig. Dies dank einer Wachsschicht um die Zellen. Das Wasser muss also durch deren Zellen hindurch, um in den Zentralzylinder zu gelangen. Dabei werden nur die gewünschten Substanzen durchgelassen.


Wurzelbilder: Man unterscheidet folgende Wurzelbilder (auch Mischformen sind möglich):

  • Pfahlwurzel: Die Hauptwurzel ist sehr dominant und wächst tief in den Boden hinein. Seitenwurzeln werden nur wenige gebildet (z.B. Löwenzahn, Wilde Möhre),

  • Herzwurzel: Neben der ursprünglichen Hauptwurzel dringen noch weitere, ebenso kräftige Wurzeln in den Boden ein (z.B. Buche),

  • Horizontalwurzel: Aus vielen horizontal verlaufenden Wurzeln bildet sich ein Wurzelteller. Solche Pflanzen nutzen vor allem das Wasser und die Nährstoffe aus den oberen Bereichen des Bodens (z.B. Pappeln).

  • Senkerwurzel: Nebst vielen Horizontalwurzeln, erschliessen auch zahlreiche vertikale Wurzeln (Senkerwurzeln) die tieferen Bereiche des Untergrundes (z.B. Esche, Fichte,..).

Links: Der Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) bildet Pfahlwurzeln

Mitte: Schema einer Herzwurzel

Rechts: Wurzelteller umgestürzter Bäume deuten auf Horizontalwurzeln hin

(Quellen: ©JPC-PROD - stock.adobe.com, ©Orlando Florin Rosu - stock.adobe.com und ©aouss - stock.adobe.com)


Wurzeln können, wie holzige Sprossachsen, ebenfalls durch sekundäres Dickenwachstum in die Breite wachsen und verholzen.

Da der Bereich innerhalb des Bodens eine gut geschützte Stelle darstellt, nutzen viele Pflanzen die Wurzeln (d.h. deren Rindenparenchym) auch als Speichergewebe für Wasser und Nährstoffe. Diese Tatsache macht die Wurzeln vor allem beim Sammeln von nahrhaften Wildpflanzen interessant.


Um den Einflussbereich innerhalb des Bodens zu erhöhen, gehen viele Pflanzen v.a. bei ungüstigen Umweltbedigungen, eine Zusammenarbeit mit Pilzen ein (Mykorrhiza). Pilze bilden innerhalb des Bodens ein dichtes und unendlich verzweigtes Netz an Fäden (Hypen). Die Pilze kriegen dabei von der Pflanze Zucker. Dieser wiederum versorgt den Pilze mit Wasser und Nährstoffen.

Funktionsweise einer Mykorrhiza: Der Pilz liefert der Pflanze Wasser und Mineralstoffe und diese versorgt ihn dafür mit Zucker

Funktionsweise einer Mykorrhiza: Der Pilz liefert der Pflanze Wasser und Mineralstoffe und diese versorgt ihn dafür mit Zucker

(Quelle: bearbeitet aus Nefronus - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=80931388)


Mittlerweile ist auch bekannt, dass Pflanzen, die über das unendliche Netz der Pilzhyphen miteinander verbunden sind (Wood Wide Web), miteinander kommunizieren können und so z.B. die Nachbarn vor Schädlingsbefall warnen. Ausserdem können Mutterbäume ihre Nachkommen unterstützen, indem sie ihnen über das Hyphennetz Zucker, Wasser und Nährstoffen liefern.


Pflanzen benötigen als Baustoff viel Stickstoff. Der Stickstoff, der in der Luft als N2-Molekül vorliegt können sie jedoch nicht verwerten. Sie müssen ihn stattdessen in Form von Ammonium (NH4+) oder Nitrat (NO3-) vom Boden aufnehmen. Weil Stickstoff nicht im Gestein vorkommt und trotzdem von der Pflanze stark benötigt wird, ist er oft Mangelware. Deshalb gehen gewisse Pflanzen, wie z.B. die Arten aus der Familie Hülsenfrüchtler (Fabaceae) oder auch Erlen (Alnus) eine Symbiose mit Bakterien ein. Diese binden den Stickstoff in den sogenannten Wurzelknöllchen und stellen diesen der Pflanze zur Verfügung. Als Gegenleistung kriegen sie dafür Energiestoffe.


Beim Laubabwurf oder dem Absterben von Teilen oder der ganzen Pflanze, wird das organisches Material zersetzt und damit auch der Stickstoff in pflanzenverfügbarer Form dem Boden zugeführt. Damit steigt der Stickstoffgehalt im Boden (Gründüngung).

Funktionsweise von Wurzelknöllchen: Die Bakterien binden Stickstoff und kriegen dafür von der Pflanze Energiestoffe.

Funktionsweise von Wurzelknöllchen: Die Bakterien binden Stickstoff und kriegen dafür von der Pflanze Energiestoffe.

(Quelle: bearbeitet aus Nefronus - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=80370564)


Wurzelknöllchen der Zaun-Wicke (Vicia sepium)

Wurzelknöllchen der Zaun-Wicke (Vicia sepium)

(Quelle: Frank Vincentz - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2543671)


Lust auf mehr Details bzgl. Wurzeln und dem «Wood Wide Web»? Dann checke folgender Artikel: Wurzeln der Wildpflanzen


Spezialisierte vegetative Strukturen


Dornen und Stacheln: Diese dienen vor allem dem Schutz vor Fressfeinden. Von Stacheln spricht man, wenn es sich um lokale Auswüchse der Sprossachse (z.B. Brombeeren, Hundsrose) handelt. Anders die Dornen, die umgebildete Blätter (z.B. bei der Berberitze) oder umgebildete Sprossachsen (z.B. Schlehe, Weissdorn) darstellen.

die Gewöhnliche Berberitze bildet Dornen aus umgewandelten Blättern

die Gewöhnliche Berberitze (Berberis vulgaris) bildet Dornen aus umgewandelten Blättern

Unterschied zwischen Dornen (umgebildete Blätter, Sprossachsen oder Wurzeln) und Stacheln (seitliche Auswüchse aus der Sprossachse)

Unterschied zwischen Dornen (umgebildete Blätter, Sprossachsen oder Wurzeln) und Stacheln (seitliche Auswüchse aus der Sprossachse)

(Quelle: Robert Kohlmann - selbst erstellt, CC BY-SA 3.0, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=10084988)


Zwiebeln: Sie befinden sich meist unterirdisch. Dabei handelt es sich nicht um Wurzeln (Wurzeln dienen primär der Aufnahme von Wasser- und Mineralstoffen), sondern um spezialisierte Blätter zur Nährstoff-Speicherung, z.B. für die Überwinterung. In der freien Natur sind es vor allem die Arten der Liliengewächse (z.B. Tulpen, Gelbsterne, Achtung giftig!) und der Amaryllisgewächse (Barlauch, Schnittlauch, Küchenzwiebel), die Zwiebeln ausbilden. Die Zwiebelblätter sind meist röhrenförmig und entspringen an der Basis, die "Zwiebelkuchen" genannt wird.

Querschnitt durch eine Küchenzwiebel

Querschnitt durch eine Küchenzwiebel (Allium cepa)

(Quelle: bearbeitet aus Amada44 - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3360289)


Rhizom: Es handelt sich um unterirdische horizontale Sprossachsen. Sie sind klar von Wurzeln abzugrenzen. Letztere dienen der Aufnahme von Wasser und Nährstoffen aus dem Boden. Diese Funktion erfüllen Rhizome nicht. Die Lage im Boden bietet der Pflanze für die Überwinterung eine Schutzfunktion. Im Rhizom können Zucker (meist in Form von Stärke) und weitere Nährstoffe sicher gespeichert werden. Im Frühjahr treibt das Rhizom aus und bildet neue oberflächliche Seitensprosse. Indem sich ein Rhizom-Abschnitt vom Rest trennt, können sich Pflanzen vegetativ vermehren.

Bei der Brennnessel stellt das unterirdische horizontale Rhizom die Hauptachse dar. Aus dieser treiben die vertikalen krautigen Stängel aus. Über ein Netz von unterirdischen Sprossachsen kann sich die Pflanze ausserdem horizontal ausbreiten.

Bei der Brennnessel (Urtica dioica) stellt das unterirdische horizontale Rhizom die Hauptachse dar. Aus diesem treiben die vertikalen krautigen Stängel aus. Über ein Netz von unterirdischen Sprossachsen kann sich die Pflanze ausserdem horizontal ausbreiten.

(Quelle: ©13smile- stock.adobe.com)


Sprossausläufer (Stolone): Dabei handelt es sich um horizontale Seitensprosse als Ausläufer der Sprossachse. Diese haben meist lang gestreckte Internodien. Sie schlängeln sich entweder oberirdisch am Boden entlang oder verlaufen unterirdisch. Dadurch kann sich eine Pflanze seitlich ausbreiten.

Stolone des Gänse-Fingerkraut

Stolone des Gänse-Fingerkraut (Potentilla anserina)

(Quelle: Geaster - my own picture, Bild-frei, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=3416871)


Blüten


Die Blüten dienen der geschlechtlichen Fortpflanzung. In den Staubblättern (männliche Blütenorgane) werden Pollen mit Spermien gebildet, während Fruchtblätter (weibliche Blütenorgane) in ihrem Inneren Samenanlagen mit Eizellen enthalten.


Damit die Pollen den Weg zu den Fruchtblättern einer anderen Blüte finden, gibt es unterschiedliche Verbreitungsstrategien. Eine Möglichkeit ist der Wind, wobei dazu eine grosse Masse an Pollen gebildet werden muss. Viele Bedecktsamer (=Angiospermen, die allermeisten unserer heimischen Wildkräuter, Gräser und Laubbäume gehören dazu) nutzen deshalb die Hilfe von Tieren: Mit dem Besuch der Blüte wird das Tier mit Pollen beladen, die es später auf der Blüte eines anderen Individuums derselben Art wieder abstreift. Damit die Tiere aber überhaupt auf die Idee kommen eine Blüte zu besuchen, müssen sie mit zuckerreichem Nektar belohnt werden. Ausserdem werden sie mit einem schönen Aussehen der Blüte und/oder einem angenehmen Duft angelockt.

Genereller Aufbau von Blüten

Genereller Aufbau von Blüten

(Quelle: bearbeitet aus Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1102931)


Kommen sowohl fertile Staub- und Fruchtblätter in der Blüte vor, spricht man von zwittrigen Blüten. Kommen nur Staubblätter vor, bzw. sind nur die Staubblätter fertil, dann sind es männliche Blüten. Analog dazu sind es bei nur Fruchtblätter, bzw. wenn nur die Fruchtblätter fertil sind, weibliche Blüten.


Die Krone mit ihren Kronblättern hat die Funktion Bestäuber (Insekten, Vögel) anzulocken bzw. fungieren als deren «Landeplatz». Der Kelch, bestehend aus den Kelchblättern, dient meist dem Schutz der Blüte im Knospenstadium. Er kann aber auch Funktionen der Krone erfüllen. Sehen dabei Kron- und Kelchblätter ähnlich aus, spricht man generell von Perigonblätter.

Hunds-Rose mit  randlichen, rosa gefärbten, herzförmigen und sich überlappende Kronblätter

Hunds-Rose (Rosa canina) mit randlichen, rosa gefärbten, herzförmigen und sich überlappende Kronblätter

(Quelle: Membeth - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49078913)


Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale): Die Kelch- und Kronblätter sehen gleich aus, man spricht deshalb von Perigon-Blätter

Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale): Die Kelch- und Kronblätter sehen gleich aus, man spricht deshalb von Perigon-Blätter

(Quelle: Weddi - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=89033084)


Oft kommen mehrere Einzelblüten zusammen in einem Blütenstand (Infloreszenz) vor. Dabei sind die Einzelblüten über eine Sprossachse miteinander verbunden. Die wichtigsten Blütenstände sind:

  • Ähre: ungestielte Einzelblüten aus einer unverzweigten Sprossache

  • Traube: gestielte Einzelblüten aus einer unverzweigten Sprossache

  • Rispe: Einzelblüten aus Seitenzweigen einer verzweigten Sprossachse

  • Dolde: Einzelblüten treten alle aus demselben Punkt aus

  • Blütenkopf: Einzelblüten sitzen direkt auf einer dicken Sprossachse

  • Blütenkorb: Einzelblüten sitzen auf einer tellerartig verbreiterten Sprossachse

Die wichtigsten Blütenstände im Überblick

Die wichtigsten Blütenstände im Überblick

(Quellen: bearbeitet und zusammengesetzt aus diversen Einzelskizzen aus Wikipedia)


Rispe des Wiesen-Labkraut (Gallium molugo)

(Quelle: CC BY-SA 3.0 und https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7355)


Lust auf mehr Details bzgl. Aufbau und Funktionen von Blüten? Dann checke folgender Artikel: Blüten der Wildpflanzen


Früchte


Sobald die Samenanlagen der Blüten erfolgreich befruchtet wurden, reifen diese zu Samen heran. Der Samen schützt dabei mit seiner Samenschale den Embyro. Ausserdem befindet sich darin ein Nährgewebe, welches dem Embryo ermöglicht, ohne fremde Hilfe eine längere Zeit überleben zu können (und so bis zu den geeigneten Umweltbedingungen keimfähig zu bleiben). Das Nährgewebe versorgt auch nach dem Keimen das neue Pflänzchen mit Energie, bis dieses selbst Photosynthese betreiben kann.


Bei den Bedecktsamern werden zur Ausbreitung der Samen Früchte gebildet. Eine Frucht besteht aus einem oder mehreren Samen, welche vom sogenannten Perikarp umhüllt werden. Das Perikarp besteht dabei aus umgebildetem Gewebe des ursprünglichen Fruchtknotens.

Querschnitt durch eine Heidelbeere: Das Gewebe der Frucht, welches die Samen umhüllt und aus der Fruchtknotenwand entstanden ist, wird «Perikarp» genannt (hier komplett «fleischig» ausgebildet)

Querschnitt durch eine Heidelbeere (Vaccinium myrtillus): Das Gewebe der Frucht, welches die Samen umhüllt und aus der Fruchtknotenwand entstanden ist, wird «Perikarp» genannt (hier komplett «fleischig» ausgebildet)

(Quelle: bearbeitet aus ©NIKCOA - stock.adobe.com)


Das Perikarp kann in 3 Hüllen, dem Exokarp (aussen), Mesokarp (mitte) und Endokarp (innen) unterteilt werden:

Schematischer Aufbau einer Frucht aus Samen und Perikarp. Das Perikarp wird in Endo-, Meso- und Exokarp unterteilt.

Schematischer Aufbau einer Frucht aus Samen und Perikarp. Das Perikarp wird in Endo-, Meso- und Exokarp unterteilt.

(Quelle: bearbeitet aus Sarang - Own work based on: Drupe fruit diagram-eu.svg, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4415374)


Wenn eine Frucht sich bei Reife öffnet, spricht man von einer Öffnungsfrucht. Von denen gibt es folgende Fruchttypen

  • Balgfrucht: Frucht, die nur aus einem Fruchtblatt entsteht und sich nur an der Bauchnaht (gegen die Blüten-Innenseite) öffnet.

  • Hülsenfrucht: Frucht, die nur aus einem Fruchtblatt entsteht und sich dabei an der Bauch- und Rücknaht öffnet.

  • Kapselfrucht: Öffnungsfrucht, die sich aus mehreren zusammengewachsenen Fruchtblättern bildet.

  • Schote: Kapselfrucht, die aus zwei verwachsenen Fruchtblättern entsteht. Innerhalb der Frucht bilden sich zwei Kammern, die durch eine Scheidewand voneinander getrennt sind.



Balgfrüchte der Gemeinen Akelei (Aquilegia vulgaris)

(Quelle: bearbeitet aus BalVon H. Zell - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9053276)

Hülsenfrucht der Robinie (Robinia pseudoacacia)

(Quelle: bearbeitet aus Simon A. Eugster - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19862965)

Kapsel des Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas)

(Quellen: bearbeiet aus H. Zell - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10764030, Michael Apel - photo taken by Michael Apel, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7387957 und ©HLPhoto - stock.adobe.com)

Schote des Raps (Brassica napus)

(Quelle: Kembangraps - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38145100e)


Bleibt die Frucht bei Reife geschlossen ist es eine Schliessfrucht. Dabei unterscheidet man folgende Fruchttypen:

  • Beere: Das komplette Perikarp ist fleischig ausgebildet (z.B. Heidelbeere, Zitrusfrüchte,..)

  • Steinfrucht: Das Endokarp ist verholzt, Meso- und Exokarp jedoch fleischig ausgebildet (z.B. Pfirsich, Schwarzer Holunder,…)

  • Nuss: Das komplette Perikarp ist verholzt (z.B. Haselnuss, Löwenzahn,..)

  • Apfelfrucht: Meso- und Exokarp sind fleischig ausgebildet. Zusätzlich wird ein Teil des Fruchtfleisches durch Gewebe aus ehemaligem Blütenachsengewebe aufgebaut (z.B. Apfel, Weissdorn,..)

Die Früchte der Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) sind auch im botanischen Sinn Beeren, da das gesamte Perikarp fleischig ausgebildet ist.

Die Früchte der Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) sind auch im botanischen Sinn Beeren, da das gesamte Perikarp fleischig ausgebildet ist.

(Quelle: Andrew Curtis, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14224471 und bearbeitet aus ©NIKCOA - stock.adobe.com)


Beim Kern von Steinfrüchten (wie hier der Pfirsich) handelt es sich um das verholze Endokarp, welches den Samen umhüllt. Das Fruchtfleisch stellt das Mesokarp und die Fruchthaut das Exokarp dar.

Beim Kern von Steinfrüchten (wie hier der Pfirsich) handelt es sich um das verholze Endokarp, welches den Samen umhüllt. Das Fruchtfleisch stellt das Mesokarp und die Fruchthaut das Exokarp dar.

(Quelle: bearbeitet aus fir0002flagstaffotos [at] gmail.comCanon 20D + Sigma 150mm f/2.8 - Own work, GFDL 1.2, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5765426 und An.ha - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20627930)


Bei einer Nussfrucht, wie hier beim Echten Walnuss (auch einfach «Walnuss» genannt), ist das gesamte Perikarp verholzt.

Bei einer Nussfrucht, wie hier beim Echten Walnuss (Juglans regia), ist das gesamte Perikarp verholzt.

(Quelle: bearbeitet aus Ivar Leidus - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=98723321)


Ausserdem gibt es noch folgende zusammengesetzte Früchte:

  • Sammelsteinfrucht: mehrere Steinfrüchte einer Blüte, die am fleischigen Exokarp zusammenhaften (z.B. Brombeere, Himbeere,…)

  • Sammelnussfrucht: mehrere Nussfrüchte einer Blüte, die durch ein fleischiges Gewebe aus ehemaligen Blütenbodengewebe zusammengehalten werden (z.B. Erdbeere, Hagebutten,..)

  • Fruchtverband: Früchte aus verschiedenen Blüten sind zusammengewachsen (z.B. Ananas,…)

Himbeeren sind Sammelnussfrüchte: Pro Fruchtblatt entwickelt sich eine Einzel-Steinfrucht. Alle Einzel-Steinfrüchte einer Blüte haften dabei zusammen.

Himbeeren (Rubus idaeus) sind Sammelnussfrüchte: Pro Fruchtblatt entwickelt sich eine Einzel-Steinfrucht. Alle Einzel-Steinfrüchte einer Blüte haften dabei zusammen.

(Quellen: bearbeitet aus Marcin Białek - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4593317 und Ivar Leidus - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=97402511)


Sammelnussfrucht der Wald-Erdbeere (Fragaria Vespa). Sie besteht aussen aus zahlreichen kleinen dunklen Nüsschen und rotem Fruchtfleisch aus umgebildetem Blütenbodengewebe.

Sammelnussfrucht der Wald-Erdbeere (Fragaria Vespa). Sie besteht aussen aus zahlreichen kleinen dunklen Nüsschen und rotem Fruchtfleisch aus umgebildetem Blütenbodengewebe.

(Quellen: By Björn S... - Wild Strawberry - Fragaria vesca, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50153606und Gmihail at Serbian Wikipedia - Own work, CC BY-SA 3.0 rs, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=82259468)


Die Verbreitung kann z.B. mit Hilfe von Tieren stattfinden. Dabei locken die Früchte der Pflanzen mit Nahrungsmitteln (Kohlenhydrate, Proteine, Fette, Mineralstoffe, Vitamine,..), angenehmen Düften oder starken Farben. Einmal gefressen werden die Samen im Darm des Tieres transportiert und im besten Fall an einem anderen Ort unverdaut mit dem Kot wieder ausgeschieden. Bei den krautigen Pflanzen Mitteleuropas ist auch die Ameisenausbreitung beliebt: Dazu bildet sich an den Samen ein nährstoffreiches (und duftendes) Anhängsel (Elaiosom). Zusammen mit dem Samen transportieren es die Ameisen in den Bau. Nach der Verzehr des Elaisomes wird der Samen später neben dem Bau entsorgt. Früchte können auch Dornen oder Widerhaken ausbilden, damit sie sich am Fell oder an Haaren von Tieren anhaften können. Nebst den Tieren, können auch der Wind, fliessendes Wasser oder Schleudermechanismen für die Verbreitung genutzt werden.

Verdauungsausbreitung: Dieser Vogel frisst die Steinfrüchte des Roten Holunders (Sambuctus racemosa, für uns Menschen roh giftig!) und wird die Samen dann in seinem Darm transportieren.

(Quelle: ©Nataba - stock.adobe.com)


Die Nacktsamer (Gymnospermen), zu denen alle unseren Nadelbäume gehören (z.B. Fichte, Weisstanne, Kiefern, Lärche, Wacholder, Eibe,…) bilden zwar Samen, jedoch keine Früchte aus. Stattdessen werden die Samen meist in verholzten Zapfen aufbewahrt («Tannenzapfen» eben). Diese bilden sich bereits als weiblicher Blütenstand und bestehen aus einer stark gestauchten Sprossachse, an der (meist spiralig) Samenschuppen angeordnet sind. Die Samenschuppen stellen dabei die (primitiven) Einzelblüten dar. Auf deren Oberseiten befinden sich die Samenanlagen. Die Reifen Samen werden über den Wind verbreitet.

Aufbau eines Zapfens der Wald-Kiefer. Bei der Reifung verholzt der Zapfen und nimmt an Grösse zu

Aufbau eines Zapfens der Wald-Kiefer. Bei der Reifung verholzt der Zapfen und nimmt an Grösse zu

(Quelle: bearbeitet aus Nefronus - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=80856288)


Lust auf mehr Details bzgl. Aufbau und Funktion und Verbreitung von Früchten und Samen? Dann checke folgender Artikel: Früchte der Wildpflanzen


Familie, Gattung und Art


Die Taxonomie unterteilt die Pflanzen nicht nur (gemäss Verwandtschaft) in Art, Gattung und Familien, sondern hilft uns auch beim Bestimmen von Pflanzen, eine gewisse Ordnung in die immense Vielfalt zu bringen.

  • Art: Sie stellt die Grundeinheit dar. So handelt es sich z.B. beim Wald-Ziest (Stachys sylvatica) um eine Art.

  • Gattung: stark verwandte Arten werden zu einer Gattung zusammengefasst. So gehört das Wald-Ziest zur Gattung Ziest (Stachys), bei der es etwa 300 verschiedene Arten gibt. Dazu gehören u.a. das Alpen-Ziest (Stachys alpina) oder das Sumpf-Ziest (Stachys palustris).

  • Familie: Mehrere Gattungen mit ähnlichen Merkmalen (bzw. Genetik) werden Familien zugeordnet. So gehören die Zieste zu den Lippenblütlern (Lamiaceae). Lippenblütler sind u.a. dadurch charakterisiert, dass sie Blüten mit charakteristischen Ober- und Unterlippen ausbilden, einen 4-kantigen Stängel haben und die Blätter kreuzgegenständig angeordnet sind.

Wald-Ziest (links) und Sumpf-Ziest (rechts) sind beides Arten der Gattung Zieste (Stachys)

Wald-Ziest (links) und Sumpf-Ziest (rechts) sind beides Arten der Gattung Zieste (Stachys)

(Quelle: Krees - https://atlas.roslin.pl/plant/8019, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=81841575 und Christian Fischer, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2466130)


Arten innerhalb einer Gattung oder Familien teilen gemeinsame Bestimmungsmerkmale: Kennst du also die Familie, kennst du bereits ein grosser Anteil der Bestimmungsmerkmale der entsprechenden Pflanzenarten. Dieses System gibt dir auch einen Rahmen, bzw. ein System wo du dein Wissen einordnen und verknüpfen kannst.

Das Gute dabei: Die Anzahl der wichtigsten Pflanzenfamilien ist einigermassen überschaubar. Die drei häufigsten sind die Korbblütler (Asteraceae), Schmetterlingsblütler (Faboideae), sowie die Lippenblütler (Lamiaceae)


Falls du dir ein botanisches Wissen aufbauen willst, z.B. für das Sammeln von essbaren Wildpflanzen, empfehle ich dir immer das System mit Art-Gattung-Familie im Hinterkopf zu haben!

Übrigens empfehle ich dir auch ein Auge auf die binären Nomenklatur zu haben. Diese bezeichnet Arten eindeutig und unverwechselbar auf lateinisch. Die Bezeichnung (z.B. Stachys sylvatica) besteht immer aus dem entsprechenden (grossgeschriebenen) Name der Gattung ( z.B. «Stachys» = Zieste) und einem (kleingeschriebenen) Artnamen (z.B. «sylvatica»). Es sind stets kursive Buchstaben zu verwenden.


Lust auf mehr Details bzgl. Taxonomie, binärer Nomenklatur Dann checke folgender Artikel: Die wichtigsten Pflanzenfamilien. Dort findest du ausserdem eine Beschreibung der 15 wichtigsten Pflanzenfamilien Mitteleuropas.


Sekundäre Pflanzenstoffe


Die Wildpflanzen als biologische Wesen, bestehen aus zahlreichen Molekülen. Gewisse Stoffe (z.B. Kohlenhydrate, Proteine, Lipide,…) sind essentiell für das «unmittelbare Überleben» der Pflanze. Fehlt einer dieser Stoffe, stirbt die Pflanze.


Daneben bestehen die Pflanzen aber noch auch aus zahlreichen sogenannten «Sekundären Pflanzenstoffe», als Stoffe, die zwar wichtige Funktionen erfüllen, jedoch nicht für das «unmittelbare» Überleben notwendig sind. diese können als Giftstoffe, Duftstoffe, Farbstoffe oder dem UV-Schutz dienen.


Natürlich werden auch diese Stoffe von der Pflanze gebraucht. Ohne Giftstoffe wird die Pflanze längerfristig wohl gefressen oder stark durch einen Befall von Viren/Bakterien geschädigt. Fürs kurzfristige Überleben sind sekundäre Pflanzenstoffe aber nicht von Bedeutung.

Die Vielfalt der sekundären Pflanzenstoffe ist enorm, bisher sind 200'000 Strukturen davon bekannt! Die Stoffe werden aufgrund ihrer chemischen Struktur und den biochemischen Bildungsmechanismen in Gruppen eingeteilt wie z.B. Blausäure, Oxalsäure, Gerbstoffe, Saponine, etc.

Die Knoblauchsrauke wird gerade für ihren leicht scharfen Geschmack geschätzt. Dieser wird durch Senföle verursacht. Senföle (bzw. Senföl-Glykoside) sind eine Gruppe sekundäre Pflanzenstoffe die bei den Kreuzblütlern sehr oft vorkommt.

Die Knoblauchsrauke wird gerade für ihren leicht scharfen Geschmack geschätzt. Dieser wird durch Senföle verursacht. Senföle (bzw. Senföl-Glykoside) sind eine Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe, die bei den Kreuzblütlern sehr oft vorkommen.

(Quelle:CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=123345)


Die Beschäftigung mit sekundären Pflanzenstoffen ist wichtig für die Verwendung und Zubereitung gewisser Pflanzen. Je nach dem können sie Giftstoffe beinhalten, so dass von derer Verwendung ganz abgeraten und einfach nur Vorsicht geboten ist (z.B. durch geeignete Zubereitung). Die in einer Pflanze enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe geben ausserdem einen Hinweis auf mögliche Heilwirkungen.


Mehr Details zu den sekundären Pflanzenstoffen, den Gift und Heilwirkungen, sowie detaillierte Beschreibungen der einzelnen Stoffgruppen findest du im Artikel Sekundäre Pflanzenstoffe der Wildpflanzen.


durch sekundäre Pflanzenstoffe wie Anthocyanen (Gruppe der Flavonoide) entsteht die leuchtend rote Farbe der Himbeeren. Damit locken sie Vögel an, welche die Früchte essen und danach die Samen in ihrem Darm verbreiten.

durch Anthocyane, d.h. sekundären Pflanzenstoffe innerhalb der Flavonoide, entsteht die leuchtend rote Farbe der Himbeeren. Damit locken sie Vögel an, welche die Früchte essen und danach die Samen in ihrem Darm verbreiten.

(Quelle: Dauni - http://www.lebensmittelfotos.com/2009/07/13/himbeeren/, Copyrighted free use, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7650560)


vertieftes Botanik-Wissen


Wenn du beim botanischen Grundwissen mehr in die Tiefe gehen willst, dann empfehle ich dir folgende Artikel:

Weitere Aspekte zu Pflanzen findest du auch in folgenden Artikeln:


Quellen:


Dietrich Frohne (2021) – Heilpflanzenlexikon, Ein Leitfaden auf wissenschaftlicher Grundlage, 9. durchgelesene Auflage 2021, ISBN 987-3-8047-4200-0 (E-Book)

Dr. Jörg Grünwald und Christof Jänicke (2004) – Grüne Apotheke, das Standartwerk zur Pflanzenheilkunde, 3. Auflage 2021, ISBN 978-3-8338-4541-3


Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021).

Joachim W. Kadereit, Christan Körner, Benedikt Kost und Uwe Sonnewald (2014) – Strasburger Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften, 37. Auflage, ISBN 978-3-642-54435-4 (eBook)


Johannes Vogel (2017) - Pflanzliche Notnahrung, Survivalwissen für Extremsituationen, 2. Auflage 2017, ISBN 978-3-613-50763-0


Lars Konarek (2017) – BUSHCRAFT, Survivalwissen Wildpflanzen Europas, e-ISBN 978-3-7020-2002-6


Manuel Larbig (2021) – Mein Wildkräuter-Guide, Von Rauke, Rapunzel und anderen schmackhaften Entdeckungen am Wegesrand, ISBN 978-3-641-26980-7

Petra Schilling (2022) – Heilpflanzen: natürlich – sicher – wirksam?, Skeptiker, Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken, Ausgabe 1/2022.


Rene Fester Kratz (2013) – Allgemeine Botanik für Dummies, 1. Auflage 2013, ePDF ISBN 9783527668083


Rita Lüder (2004) – Grundkurs Pflanzenbestimmung, Eine Praxisanleitung für Anfänger und Fortgeschrittene, 9. Auflage 2020, ISBN 978-3-494-01844-7


Rita Lüder (2009) – Grundkurs Gehölbestimmung, Eine Praxisanleitung für Anfänger und Fortgeschrittene, 4. Auflage 2022, ISBN 978-3-494-01915-4


Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2


Rudi Beiser (2014) – Unsere essbaren Wildpflanzen, Bestimmen, sammeln und zubereiten, ISBN 978-3-440-14514-2.


Professor Dr. Robert Fürst (2018) – Pflanzliche Arzneimittel – was wirklich wirkt. Erstauflage 2018, ISBN 978-3-7741-1389-9 (E-Book).


Otmar Diez (2019) – Unsere essbaren Bäume und Sträucher, 81 Arten sicher bestimmen, Achtsam sammeln, einfach zubereiten, ISBN 978-440-16465-5


Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.

Torben Halbe (2019) – Das Wahre Leben Der Bäume - Ein Buch gegen eingebildeten Umweltschutz, 4. Auflage Dezember 2019, ISBN 978-3-943681-79-6.


weitere Quellen aus dem Internet, die in den Quellangaben folgender Blogartikeln vermerkt sind:

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