...Aufbau, Funktion und Kulinarische Nutzung.
Die Wurzel ist, nebst Blatt und Sprossachse, das dritte vegetative Organ einer Pflanze. Nebst dem Zweck der Verankerung, holt sie das benötigte Wasser und die Mineralstoffe aus dem Boden. Die Wurzel kann ausserdem, mit Hilfe eines unendlichen Netzes von Pilzhyphen («Wood Wide Web»), eine Transport-Schnittstelle zwischen verschiedenen Pflanzenindividuen darstellen.
(Quelle: ©PIOTR JARCZYKOWSKI - stock.adobe.com)
Wurzeln können dich bei der Ernährung von essbaren Wildpflanzen ausserdem mit nahrhafter Energie versorgen. Sie können auch feingeschnitten als Gewürz, als Sud ausgekocht oder geröstet und feingemahlen zur Herstellung von Wildpflanzen-Kaffee genutzt werden.
In diesem Artikel zeige ich kurz den Aufbau von Wurzeln. Danach zeige ich, was es sich mit dem «Wood Wide Web» auf sich hat und wie gewisse Pflanzen mit Hilfe von Knöllchenbakterien Stickstoff binden können. Zum Schluss erläutere ich, wie du Wurzeln in der Ernährung mit essbaren Wildpflanzen nutzen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau der Wurzeln
Der Aufbau einer Wurzel ist ähnlich wie derjenige der Sprossachse (siehe Artikel Die Sprossachse von Wildpflanzen).
Im Querschnitt lassen sich innerhalb der Wurzel folgende Bereiche abgrenzen:
Querschnitt durch eine (dikotyle) Wurzel
(Quelle: bearbeitet aus ©Diana - stock.adobe.com)
Epidermis: Die Epidermis ist das äusserte Abschlussgewebe der Wurzel. Sie ist im Gegensatz zur Epidermis von Blatt und Sprossachse einiges durchlässiger, da ja aus der Umgebung Wasser und Mineralstoffe aufgenommen werden müssen. Man spricht auch von der "Rhizodermis".
Wurzelhaare: Sie bilden sich auf der Epidermis, um die Reichweite der Wurzel im Boden zu erhöhen. Sie sind mikroskopisch dünn, d.h. bestehen im Querschnitt nur aus einer Zelle. Sie leben nur sehr kurz (3-9 Tage) und müssen ständig neu gebildet werden.
Zentralzylinder: Das an der Oberfläche aufgenommene Wasser und die dabei gelösten Mineralstoffe werden in der Mitte der Wurzel transportiert. Das entsprechende Leitungssystem nennt sich Xylem. Es besteht aus mehreren parallel angeordneten «Röhren», die im Querschnitt meist ein «x» bilden. Der Zentralzylinder beinhaltet aber auch das Phloem, d.h. das Leitungssystem, welches für den Transport von Zucker zuständig ist (der in den Blättern hergestellt wird). Weiter ist darin auch noch Festigungsgewebe vorhanden.
Endodermis: Der Zentralzylinder wird durch eine Art «innere Epidermis» umgeben. Diese Schicht ist genau eine Zelle mächtig. Seine Zellwände sind von einem Wachsschicht aus «Suberin» umhüllt, die auch «Casparischer Streifen» genannt wird. Dieser macht den Zellzwischenraum für das Wasser und seine gelösten Stoffe undurchlässig. Damit diese von aussen in den Zentralzylinder gelangen, müssen sie durch das Innere der Endodermiszellen hindurch. Die Zellmembrane, welche damit zweimal passiert werden müssen, stellen den «Zoll» dar, der nur die gewünschten Stoffe durchlässt.
Perizykel (Perikambium): Im Zentralzylinder befindet sich direkt innerhalb der Endodermis auch das Perizykel. Dieses ist ein Ring aus teilungsfähigem Gewebe zur Bildung neuer Seitenwurzeln.
Rindenparenchym: Dabei handelt es sich um die Zellschichten zwischen Endo- und Epidermis (ähnlich wie in der Sprossachse zwischen Kambiumring und Korkkambium). Oft werden darin Wasser und Nährstoffe gespeichert. Zum Teil wird im Rindenparenchym auch Festigungsgewebe (zur Stabilität der Wurzel) gebildet.
Wurzelsysteme: Man unterscheidet folgende Wurzelsysteme
Allorrhizie: Die Wurzeln bestehen aus einer senkrecht nach unten wachsenden Hauptwurzel, inkl. Seitenwurzeln. Dieser Wurzeltyp kommt bei den meisten Dikotyledonen vor.
Homorrhizie: Die bei der Keimung ursprünglich gebildete Hauptwurzeln wird während des Wachstums durch zahlreiche Nebenwurzeln ersetzt, welche direkt aus der Sprossachse hervortreten. Dieser Wurzeltyp kommt bei den meisten Monokotyledonen vor.
Allorrhize und Homorrhize Wurzelsysteme
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Wurzelbild: Innerhalb der allorrhizen Wurzensysteme unterscheidet man folgende Wurzelbilder (auch Mischformen sind möglich):
Pfahlwurzel: Die Hauptwurzel ist sehr dominant und wächst tief in den Boden hinein. Seitenwurzeln werden nur wenige gebildet (z.B. Löwenzahn, Wilde Möhre),
Herzwurzel: Neben der ursprünglichen Hauptwurzel dringen noch weitere, ebenso kräftige Wurzeln in den Boden ein (z.B. Buche),
Horizontalwurzel: Aus vielen horizontal verlaufenden Wurzeln bildet sich ein Wurzelteller. Solche Pflanzen nutzen vor allem das Wasser und die Nährstoffe aus den oberen Bereichen des Bodens (z.B. Pappeln).
Senkerwurzel: Nebst vielen Horizontalwurzeln, erschliessen auch zahlreiche vertikale Wurzeln (Senkerwurzeln) die tieferen Bereiche des Untergrundes (z.B. Esche, Fichte,..).
Der Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) bildet Pfahlwurzeln
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Schema einer Herzwurzel
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Wurzelteller umgestürzter Bäume deuten auf Horizontalwurzeln hin
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Je nach Bedingungen am Standort, kann eine Pflanzenart verschiedene Wurzelbilder bilden. So bilden die Fichten auf dichtem Boden oder Staunässe oft nur flache Wurzelteller aus und sind dadurch sehr anfällig auf Trockenheit, bzw. bei Wind nur schlecht im Boden befestigt.
Wurzelspitze: Wurzeln weisen, wie die Sprossachsen, an ihren Ende ein Apikalmeristem auf. Dieses stellt ein Gewebe aus teilungsfähigen Zellen dar, um das Längenwachstum zu bewerkstelligen. Es wird von einer Wurzelhaube umgeben, welche diese empfindlichen und zugleich wichtigen Strukturen schützt (eine Art «Deckel»). Das Vorankommen im Boden ist zwangsläufig an gewisse mechanische Widerstände gebunden. Die Wurzelhauben produzieren deshalb auch Schleimstoffe, um den Boden etwas aufzuweichen.
Längsschnitt durch eine Wurzel mit Apikalmeristem und Wurzelhaube
(Quelle: bearbeitet aus © designua - stock.adobe.com)
Wurzeln mit sekundärem Wachstum: Bekanntlich gibt es nicht nur die dünnen Wurzeln von krautigen Pflanzen, sondern auch die dicken und verholzten Wurzeln von Bäumen und Sträuchern. Diese entstehen, wie bei den Sprossachsen, durch sekundäres Dickenwachstum. In solchen Pflanzen bildet sich innerhalb des Zentralzylinders ein Kambiumring, d.h. ein geschlossener Ring aus teilungsfähigen Zellen aus. Diese formen nach innen sekundäres Xylen und nach aussen sekundäres Phloem, wodurch die Wurzel dicker wird. Durch das Wachstum des Zentralzylinders reissen erst die äusseren Bereiche auf und danach wird, wie bei der Sprossachse, ein Periderm angelegt. Einlagerungen von Lignin in den Zellwänden führen ausserdem zur Verholzung der Wurzel.
Speicherwurzeln: Da der Bereich innerhalb des Bodens eine gut geschützte Stelle darstellt, nutzen viele Pflanzen die Wurzeln (d.h. deren Rindenparenchym) auch als Speichergewebe für Wasser und Nährstoffe. Dies geht dann meistens mit einer Verdickung der Strukturen einher. Diese Tatsache ist vor allem beim Sammeln von nahrhaften Wildpflanzen interessant.
die Karrotte (Daucus carota subsp. sativus) ist eine typische Speicherwurzel
(Quelle: INRA DIST from France - carottes ClJWeber, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46285272)
Mykorrhiza und Wood-Wide-Web
Um den Einflussbereich innerhalb des Bodens zu erhöhen, gehen viele Pflanzen eine Zusammenarbeit mit Pilzen ein (Mykorrhiza). Pilze bilden innerhalb des Bodens ein dichtes und unendlich verzweigtes Netz an Fäden (Hypen). Mit diesen können sie im Boden über grössere Bereiche sehr gut Wasser und Nährstoffe aufnehmen. Bekanntlich sind Pilze «heterotrophe» Lebewesen, d.h. sie können nicht wie die Pflanzen mit Hilfe der Photosynthese eigenen Zucker bilden. Um ihren Bedarf an Energie- und Baustoffen zu decken brauchen sie deshalb bestehende organische Substanz. Diese kriegen Mykorrhizza-Pilze u.a. von den Pflanzen als Gegenleistung für die Lieferung mit Wasser und Nährstoffen. Es handelt sich also um eine Symbiose, wo beide, d.h. sowohl Pflanzen als auch Pilz, profitieren. Diese Erklärung ist jedoch stark vereinfacht. Auf diesem Themengebiet wird derzeit zahlreiche Forschung betrieben um die Details dieser Mechanismen zu ergründen. Dabei zeigt sich u.a., dass bei der Mykorrhiza der Übergang von Symbiose zu Parasitismus fliessend ist.
Funktionsweise einer Mykorrhiza: Der Pilz liefert der Pflanze Wasser und Mineralstoffe und diese versorgt ihn dafür mit Zucker
(Quelle: bearbeitet aus Nefronus - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=80931388)
Um die Mykorrhiza-Zusammenarbeit zu bewerkstelligen, wachsen die Pilze ins Gewebe der Wurzel ein. Hyphen zwischen den Zellen des Rindenparenchyms nennt man Ektomykorrhiza. Dringen dabei die Hyphen sogar in dessen Zellen hinein, spricht man einer Endomykorrhiza.
Zur Bildung einer Mykorrhiza sind ca. 90% aller Landpflanzen fähig. Solche Arten machen aber nicht in den Fall davon gebraucht. Vielfach sieht man, dass sich diese vor allem dann ausbildet, wenn die Umweltbedingungen nicht optimal sind.
Das Pilzgeflecht können die Pflanzen auch noch zu weiteren Zwecken nutzen. Oft ist ein Pilz mit seinen Hyphen an mehreren Pflanzenindividuen angeschlossen. Diese bilden so, ähnlich wie unsere zivilisatorischen Datennetze, ein pflanzenverbindendes Netzwerk. Und dieses «Wood Wide Web» wird tatsächlich auch zum Informationsaustausch zwischen Pflanzen genutzt. So können z.B. bei Schädlingsbefall die Nachbarn gewarnt werden, die dann bereits vorsorglich zur Abwehr Giftstoffe produzieren. Wichtig dabei: Bei dieser (faszinierenden) Kommunikation handelt es sich nicht um eine Sprache wie wir Menschen es kennen und auch mit menschlichen Gefühlen hat das Ganze nichts zu tun! (siehe Buch: "Das Wahre Leben Der Bäume" von Torben Halbe). Es ist ausserdem wichtig dabei nicht in die Anthropozentrismus-Falle zu tappen. Bäume sind Lebewesen, jedoch keine Tiere und auch keine Menschen!
Das «Wood Wide Web» wird teils auch von Mutterbäumen genutzt um ihre Nachkommen zu unterstützen: Über die Pilzhyphen werden diese mit Zucker, Wasser und Nährstoffen versorgt. Auch Pflanzen, die von einem Stoff gerade genug davon haben, können diesen ins «Wood Wide Web» einspeisen und so ihre Nachbarn unterstützen.
Im «Wood Wide Web» werden nicht nur Stoffe gehandelt, sondern es wird auch reichlich kommuniziert. Diese Kommunikation darf aber nicht mit "Sprache" verwechselt werden (auch wenn dies mancher Beststeller-Autor so gerne hätte)
(Quelle: bearbeitet aus Charlotte Roy, Salsero35, Nefronus - Adapted from https://commons.wikimedia.org/wiki/File:R%C3%A9seau_mycorhizien.svg, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=92921450)
Wurzelknöllchen
Stickstoff ist für die meisten Pflanzen der limitierende Nährstoff. Fehlt dieser, wird die Entwicklung der Pflanze als Ganzes gehemmt. Weil Stickstoff nicht im Gestein vorkommt und trotzdem von der Pflanze stark benötigt wird, ist er oft Mangelware. Doch warum ist denn Stickstoff Mangelware, obwohl dieser 78% der Luft ausmacht? Der Grund liegt darin, dass der Stickstoff in der Luft, welcher als N2-Molekül vorliegt, für die Pflanzen wertlos ist, d.h. sie können diesen nicht nutzen, weil dessen Spaltung sehr energieintensiv ist.
Den Stickstoff müssen die Pflanzen in Form von Ammonium (NH4+) oder Nitrat (NO3-) vom Boden aufnehmen. Diese Moleküle entstehen u.a. durch:
Atmosphärischer Eintrag: Mit dem Regen werden Stickoxide (NOx), die in der Luft vorhanden sind, ausgewaschen und gelangen so in die Böden. Stickoxide entstehen in der Luft durch Blitzeinschläge oder werden von Vulkanen ausgestossen. Heutzutage entsteht jedoch ein vielfaches davon in den Verbrennungsmotoren.
durch den Abbau bestehender abgestorbener Biomasse und Exkrementen. Dadurch entsteht Ammoniak (NH3), welcher im Boden zu Ammonium (NH4+) umgebaut wird. Bakterien wandeln diesen danach in zwei Schritten zu Nitrat (NO3-) um.
Während Bauern den Stickstoffgehalt durch das Düngen boostern, gehen gewisse Pflanzen bei Stickstoffmangel eine Symbiose mit Bakterien ein. Die meisten dieser Pflanzen gehören zur Familie der Hülsenfrüchtler (Fabceae). Ihre Symbiosepartner sind Bakterien der Gattung Rhizobium. Diese binden den Stickstoff in Form von Ammonium (NH4+) und bekommen von der Pflanze Energie in Form von Malat (Zwischenprodukt der Zuckerverbrennung). Auch bei den Erlen (Alnus) gibt es eine solche Zusammenarbeit, und zwar mit Bakterien der Ordnung Actinomycetales.
Die Stickstofffixierung findet in Strukturen innerhalb der Wurzeln in den sogenannten Wurzelknöllchen statt. Dies sind stark verdickte Strukturen, die sich aus dem Rindenparenchym herausbilden. Die Bakterien sind dabei in den Zellen dieser Knöllchen eingeschlossen.
Funktionsweise von Wurzelknöllchen: Die Bakterien binden Stickstoff und kriegen dafür von der Pflanze Energiestoffe.
(Quelle: bearbetet aus Nefronus - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=80370564)
Wurzelknöllchen der Zaun-Wicke (Vicia sepium)
(Quelle: Frank Vincentz - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2543671)
Solche Arten können damit an stickstoffarmem Standorten ihre Stickstoffaufnahme enorm boostern. Sie düngen aber gleichzeitig auch den Boden als Ganzes: Beim Laubabwurf oder dem Absterben von Teilen oder der ganzen Pflanze, wird das organisches Material zersetzt und damit auch der Stickstoff in pflanzenverfügbarer Form dem Boden zugeführt. Man spricht deshalb auch von Gründüngung.
Kulinarische Nutzung von Wurzeln essbarer Wildpflanzen
Bei den einigen Kulturpflanzen werden Wurzeln als Gemüse genutzt, wie z.B. bei Karotte, Meerrettich, Radieschen, etc. Interessant sind sie aber auch bei den essbaren Wildpflanzen. Da in den Wurzeln oft auch Energie in Form von Stärke oder Inulin gespeichert ist, sind sie oft nicht einfach nur gesunde Nahrung, sondern auch kalorientechnisch nahrhaft. Dies natürlich nur unter der Bedingung, dass es sich dabei um eine ungiftige Pflanze handelt.
Die Absoluten Klassiker essbarer Wildwurzeln sind: Königskerze, Wiesen-Bärenklau, Brennessel, Löwenzahn, Grosse Klette, Nachtkerze,..
Wurzeln der Wilden Möhre (Daucus carota)
Apropos Inulin: Dies ist ein Speicherstoff, der vor allem in den Pfahlwurzeln von Korbblütlern und Doldenblütlern vorkommt. Wir können ihn nicht direkt nutzen, stattdessen erledigen Bakterien in unserem Darm die Vorarbeit. Diese wandeln das Inulin zu Fettsäuren um, die wir schliesslich verwerten können. Dabei gebildete Gase können jedoch zu Blähungen führen.
Da Wurzeln ja auch die Aufgabe der Verankerung wahrnehmen, sind sie nicht so einfach aus dem Boden zu kriegen. Manchmal genügt ein vorsichtiges Herausziehen mit einem Griff an der Sprossachse. Oft bricht diese jedoch als Folge davon ab. Deshalb müssen die meisten Wurzeln, je nach Grösse mit einem entsprechenden Werkzeug ausgegraben werden. Am besten (schnellsten und energieschonensten) eignet sich dazu ein Unkrautstecher. Es kann aber auch auch eine kleine Schaufel oder sogar ein Grabstock (steinzeitliches Werkzeug zum Ausgraben von Wurzeln) verwendet werde, wobei Letzteres einiges mehr an Zeit und Energie benötigt als der Unkrautstecher.
Unkrautstecher und Löwenzahnwurzeln
Bei zweijährigen Pflanzen (z.B. Gewöhnliche Nachtkerze, Wilde Möhre oder Grosse Klette) ist der beste Zeitpunkt um die Wurzeln zu ernten der Herbst des 1. Jahres oder der Frühling des 2. Jahres. Vorher sind die Wurzeln wenig ergiebig, später sind sie verholzt, bzw. ausgelaugt. Auch über den Winter können die Wurzeln geerntet werden, nur sind dann meist deren Standorte nicht mehr sichtbar, es sei denn es handelt sich um eine wintergrüne Art oder es finden sich abgestorbene oberirdische Sprossreste. Wurzeln von mehrjährigen Pflanzen (wie z.B. beim Wiesen-Bärenklau) sind sehr oft verholzt, es sei denn, du erwischst ein junges Exemplar.
Zubereitungsmethoden:
roh: Wurzeln, die nicht verholzt sind, sind fast immer auch roh essbar. Möglicherweise vorhandene verholzte Schichten im äusseren oder inneren Bereich der Wurzel können bedarfsweise mit einem Messer weggeschält werden.
als Gemüse (à la Karotten): als Ganzes oder in Scheiben / Stücke geschnitten gekocht, angebraten oder im Ofen gebacken. Dazu dürfen die Wurzeln aber nicht verholzt sein. Nur ganz leicht verholzte Wurzeln können teils noch im Wasser weich gekocht werden.
die Löwenzahnwurzeln sind roh oder als Gemüse verwendbar
Sud: Die Wurzel wird im Wasser ausgekocht. Die Nährstoffe gehen dabei ins Kochwasser über, welches danach getrunken wird. Diese Methode eignet sich v.a. dann, wenn die Wurzel verholzt ist und so nicht als essbares Gemüse verwendet werden kann.
Gewürz: Dazu werden aromatische Wurzeln erst getrocknet und danach stark zerkleinert
Kaffeepulver: Die Wurzeln (z.B. vom Löwenzahn) werden zerkleinert, ohne Öl geröstet und schliesslich in der Kaffeemühle vermahlen.
Wurzelkaffee aus Wurzeln des Löwenzahn und Wiesen-Bärenklau. Erst kleingeschnitten geröstet (links) und dann vermahlen.
Quellen
Joachim W. Kadereit, Christan Körner, Benedikt Kost und Uwe Sonnewald (2014) – Strasburger Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften, 37. Auflage, ISBN 978-3-642-54435-4 (eBook)
Johannes Vogel (2017) - Pflanzliche Notnahrung, Survivalwissen für Extremsituationen, 2. Auflage 2017, ISBN 978-3-613-50763-0
Lars Konarek (2017) – BUSHCRAFT, Survivalwissen Wildpflanzen Europas, e-ISBN 978-3-7020-2002-6
Rene Fester Kratz (2013) – Allgemeine Botanik für Dummies, 1. Auflage 2013, ePDF ISBN 9783527668083
Rita Lüder (2004) – Grundkurs Pflanzenbestimmung, Eine Praxisanleitung für Anfänger und Fortgeschrittene, 9. Auflage 2020, ISBN 978-3-494-01844-7
Rita Lüder (2009) – Grundkurs Gehölbestimmung, Eine Praxisanleitung für Anfänger und Fortgeschrittene, 4. Auflage 2022, ISBN 978-3-494-01915-4
Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.
Torben Halbe (2019) – Das Wahre Leben Der Bäume - Ein Buch gegen eingebildeten Umweltschutz, 4. Auflage Dezember 2019, ISBN 978-3-943681-79-6.
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