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Hänge-Birke (Betula pendula)

Familie: Birkengewächse (Betulaceae), Gattung: Birke (Betula)

Hänge-Birke (Betula pendula) Eigenschaften, Beschreibung, Bestimmung, Merkmale, Verwendung, essbar

 

Blätter: wechselständig, dreieckig bis rautenförmig, lang zugespitzt, doppelt gesägt (Zähne 1. Ord. oft mit nach innen gebogener Spitze), kahl (siehe Bestimmungsmerkmale Blätter)

 

Äste / Stamm: weisse, glatte Rinde, löst sich in horizontalen Ringen («Ringelkork»)

junge Zweige / Äste mit vielen Korkwarzen

ältere Bereiche mit rissiger, dunkler Borke

 

Habitus: Baum bis 25m Höhe, junge Äste lang und schlapp nach unten hängend

 

Blüten: getrennt-geschlechtlich, einhäusig, blüht April / Mai

  • männliche Blütenstände: hängende Kätzchen, bis 10cm lang, gelborange, erscheinen vor dem Laubaustrieb

  • weibliche Blütenstände: kleine (ca. 4cm lange), dünne aufrechte (nach der Befruchtung hängende) Kätzchen, erscheinen mit dem Laubaustrieb

 

Früchte: Früchte in einem verholzten Zapfen, der aus den Hochblättern des weiblichen Blütenstandes hervorgeht

einsamige Nussfrüchte mit 2 Flügel, die ca. 2 bis 3 mal so breit sind wie die Frucht

 

Vorkommen allgemein: nährstoffarme, helle Standorte (tritt bis zur Baumgrenze auf!)

 

typische Standorte: als Pioniergehölz auf Freiflächen / in jungen Wäldern, Ufer, Moore

 

Inhaltsstoffe: Flavonoide, Gerbstoffe, ätherische Öle, Bitterstoffe, Saponine

 

Wirkungen: Tee aus den Blättern wirkt harntreibend, lindernd bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege und vorbeugend gegen Nierenstein.

Betulinsäure, die synthetisch aus dem in der Rinde enthaltenen Betulin hergestellt werden kann, wird derzeit klinisch als Medikament gegen Krebszellen und HIV-Viren untersucht.

Das aus der Rinde hergestellte Birkenpech kann gegen Hautkrankheiten helfen.

Quellen: Tracy Houston Durrant - Own work, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=45666456(Blätter), Brosen - Own work, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=324593 (Blatt), Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=101317490 (junger Ast), W.carter - Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=71182531 (Rinde), NobbiP, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=77737730 (Borke), Aiwok - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15036069 (männliche Kätzchen), Meneerke bloem - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9966574 (weibliche Kätzchen), Sergey M. Sazhin – Sazhin64 - Own work, GPL, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=647508 (Habitus WInter), Tangopaso - Self-photographed, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36678391 (Habitus Sommer), Giovanni Caudullo - Own work, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62750979 (Fruchtstand) und Akroti - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11805162 (Frucht)

Die Hänge-Birke ist ein Pionierbaum, der nährstoffarme Freiflächen (z.B. im Wald nach Störungen wie Sturmschäden) rasch besiedeln kann. Ansonsten stellt sie aber keine grossen Standorte-Anforderungen. Sie wächst schnell in die Höhe, ist aber mit einer Lebensdauer von ca. 150 Jahren vergleichsweise kurzlebig. Das kurze Leben der Hänge-Birke macht aber insofern Sinn, als dass sie in den Wäldern rasch von Klimaxbaumarten (wie z.B. der Rotbuche) verdrängt wird. Auf trocken-sandigen Standorten kann sie sich aber auch längerfristig gegen andere Arten behaupten und auch in den borealen Nadelwäldern Skandinaviens und Sibiriens ist sie reich vertreten.

Mit den sehr vielen kleinen geflügelten Nüsschen, die mit dem Wind weit fortgetragen werden, kann sie sich rasch zu neuen Standorten hin verbreiten. Wildverbiss, der an Pionierstandorten bei jungen Bäumen oft eine Herausforderung darstellt, ist bei der Hängebirke selten. Verjüngung durch Stockausschlag findet nicht statt. Die nach unten hängenden Äste haben übrigens die Funktion Nachbarsbäume zu schädigen. Denn diese schlagen bei Wind wild um sich und sind dann so etwas wie eine Peitsche. Die zahlreichen Korkwarzen auf der Rinde wirken dabei zusätzlich wie Schleifpapier.

Die weisse Farbe der Rinde kommt vom lichtreflektierenden Inhaltsstoff «Betulin». Dieser dient dem Schutz vor der hohen Sonneneinstrahlung (welche der Rinde schaden kann), welche in ihrem bevorzugten Lebensraum auf lichten Flächen durchaus ein wichtiges Thema ist. Betulin hat aber auch eine für uns nützliche Eigenschaft: Es ist sehr leicht entzündbar und dies sogar auch bei feuchten Bedingungen. Birkenrinde gilt deshalb als der perfekte Zunder zum Feuerstarten. Kleine Späne, die mit einem Messer von der Rinde abgeschabt werden, entzünden sich dabei sogar mit dem Feuerstahl.

Das Holz hat einen guten Brennwert und brennt auch noch bei feuchten Bedingungen relativ gut. Es ist zudem weich, elastisch, gut bearbeitbar, aber auch nur gering witterungsbeständig.

Ähnlich wie bei den Ahorn-Arten, kann auch bei den Birken der Saft des Phloems angezapft werden und dabei direkt getrunken oder zu Sirup eingedickt werden (mehr dazu hiermöglichst schonend Vorgehen, um den Baum nicht zu schaden!)

Verwendung

 

junge Blätter (eiweissreich!): Tee, Salat, Gemüse, Gewürz, getrocknet und vermahlen als Streckmehl

 

Bast: getrocknet und vermahlen als Streckmehl (nur an frisch gefällten Bäumen anwenden!)

 

männliche Kätzchen: getrocknet und vermahlen als Streckmehl / Gewürz

 

unreife Nüsse: Gewürz, Tee, Limonade

mögliche Verwechslungen

Moor-Birke (Betula pubescens) - ungiftig/essbar, ähnliche Verwendung

 

Die Moor-Birke bildet in den boralen Nadelwäldern Skandinviens die subarktische Waldgrenze (nördlichste Baumart Europas). Kann mit der Hänge-Birke bastartisieren. Die beiden Arten bilden die Artengruppe «Betula pendula aggr.».

 

Gemeinsamkeiten (u.a.)

  • Blattform

  • weisse Rinde

  • ebenfalls ein Pioniergehölz

  • gehört zur Gattung der Birken (Betula)

 

Unterschiede

  • Blätter eher eiförmig, an den Nerven behaart, Zähne ohne gebogener Spitze

  • Rinde überall glatt

  • Äste nicht hängend, jung oft dicht behaart

  • Fruchtflügel nur 1-1.5x so breit wie das Nüsschen

  • tritt bei uns nur an sehr feuchten Standorten (Moore, Schluchten, feuchten Wäldern) auf

Moor-Birke Verwechslung / Unterschied Moor-Birke

Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus AfroBrazilian - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=47488927 (Blätter), Elke Freese - Self-photographed, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=980594 (Zweig und Blatt-Unterseite) und Dietrich Krieger, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18574024 (Habitus)

Zitterpappel / Espe (Populus tremula) - ungiftig/essbar, ähnliche Verwendung

 

Gemeinsamkeiten (u.a.)

  • junge Stammbereiche mit «weisser» (bzw. silbergrauer) Rinde

  • hängende, männliche Kätzchen vor dem Laubaustrieb erscheinend

  • ähnliche Standorte (wobei feuchter und leicht saurer Boden bevorzugt wird), Pioniergehölz

 

Unterschiede

  • Blätter rundlich, gebuchtet, US blaugrün

  • Rinde junger Bäume mit rautenförmigen Korkwarzen

  • zweihäusig, blüht März/April

  • männliche Kätzchen mit braunroten Staubblättern

  • weibliche Kätzchen hängend und ebenfalls bis 10cm lang

  • Fruchtstand nicht verholzt

  • gehört zur Familie der Weidengewächse (Salicaceae)

Zitterpappel / Espe Unterschied / Verwechslung mit der Hänge-Birke

Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus AnRo0002 - Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38842524 (Rinde), AnRo0002 - Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25539107 (männliche Kätzchen) und AnRo0002 - Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=32024788 (weibliche Kätzchen)

Schwarz-Pappel (Populus nigra) - ungiftig/essbar, ähnliche Verwendung

 

Gemeinsamkeiten (u.a.)

  • Blätter dreieckig, gezähnt, kahl

  • hängende, männliche Kätzchen vor dem Laubaustrieb erscheinend

 

Unterschiede

  • Stamm graubraun bis schwärzlich, mit auffälligen Wulsten

  • zweihäusig, blüht März/April

  • männliche Kätzchen mit braunroten Staubblättern

  • weibliche Kätzchen hängend und länger (bis 10cm lang)

  • Fruchtstand nicht verholzt

  • gehört zur Familie der Weidengewächse (Salicaceae)

Salicaceae_Populus_nigra_Verwechslung_Hängbirke.jpg

Quellen: bearbeitet aus Christian Fischer, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=28145646 (Blatt), Olos88 - Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15100675 (Borke) und Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=66563343 (Kätzchen weiblich)

Quellen

Dietrich Frohne (2021) – Heilpflanzenlexikon, Ein Leitfaden auf wissenschaftlicher Grundlage, 9. durchgelesene Auflage 2021, ISBN 987-3-8047-4200-0 (E-Book)

 

Dr. Jörg Grünwald und Christof Jänicke (2004) – Grüne Apotheke, das Standartwerk zur Pflanzenheilkunde, 3. Auflage 2021, ISBN 978-3-8338-4541-3

Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021)

Lars Konarek (2017) – BUSHCRAFT, Survivalwissen Wildpflanzen Europas, e-ISBN 978-3-7020-2002-6

 

Otmar Diez (2019) – Unsere essbarem Bäume und Sträucher, 81 Arten sicher bestimmen, Achtsam sammeln, einfach zubereiten, ISBN 978-440-16465-5

Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2

Rudi Beiser (2014) – Unsere essbaren Wildpflanzen, Bestimmen, sammeln und zubereiten, ISBN 978-3-440-14514-2.

 

Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hänge-Birke

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