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Wald-Kiefer (Pinus sylvetris)

Familie: Kieferngewächse (Pinaceae), Gattung: Kiefern (Pinus)

Pinaceae Pinus sylvetris Waldkiefer Eigenschaften Merkmale Bestimmung

Quelle: bearbeitet aus Wikipedia (Public Domain)

Nadeln: spiralig angeordnet, jeweils zu zweit (= ein Kurztrieb) mit kurzer Blattscheide, blau- bis graugrün, starr, spitz, z.T. länglich gedreht, im Querschnitt halbkreisförmig, ca. 3-8cm lang (Nadeln bleiben nur 3-4 Jahre am Zweig, ehe sie abfallen)

Stamm: unten: rotbraun, grobschuppig; oben: orange, abblätternd («Spiegelborke», weil sich das Sonnenlicht daran gut reflektiert)

 

Habitus: Baum bis 40m Höhe, Krone je nach Standort kegel- bis schirmförmig, oft asymmetrisch, im Wald sind die unteren Äste von älteren Exemplaren meist abgestorben

männliche Blütenstände: eiförmig, im reifen Zustand gelb bis gelbbraune Färbung, am Triebende als Gruppe um den Ast angeordnet (anstelle Nadeln), blüht Mai

weibliche Blütenstände: ellipsoid, im reifen Zustand rot (unreif grün), endständig am Trieb

Zapfen: braun, 2-6cm, eiförmig-krumm, deutlich gestielt, hängend, Schuppenschilder rautenförmig

Sie sind erst im Herbst des 2. Jahres reif und die Samen werden erst im Frühling des 3. Jahres entlassen

mehr über den Aufbau der (primitiven) Blüten und Zapfen unserer Nadelbäume hier

typische Standorte: als Pionierpflanze in Wäldern, auf Felsen, Schuttfächer

Giftigkeit: alle Pflanzenteile ungiftig

gefährliche Verwechslungen: keine :-)

Inhaltsstoffe: ätherische Öle, Bitterstoffe, Vitamin C,

Wirkungen: aus den Nadeln kann durch Wasserdampfdestillation das ätherische Öl («Kiefernadelöl») extrahiert werden. Das Gleiche gilt auch für das Harz («Terpentinöl»)

Diese sind äusserlich aufgetragen durchblutungsfördernd (ähnlich wie das Fichtennadelöl, Achtung: Bei hohen Dosen reizend!) und wirkt als Inhalation / Bad lindernd bei Erkrankungen der oberen Atemwege (Achtung, kann Asthma auslösen!). Es darf nicht innerlich eingenommen werden!

Quellen: Trieb: George Chernilevsky - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia); Trieb nah: Dmitry Makeev - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia); Kiefernwald: Anna Anichkova - Own work, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia); Borkte unten: Walter J. Pilsak - Self-photographed, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia); Spiegelborke Димитър Найденов / Dimìtar Nàydenov - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia); männliche Blütenzapfen: ©ss404045 - stock.adobe.com); weibliche Blütenzapfen: Nefronus - Own work, CC0 (Wikipedia)

Unter natürlichen Bedingungen ist die Waldkiefer eine ausgeprägte Pionierpflanze, welche rasch Freiflächen besiedelt. Dies machte sie nach dem Ende der letzten Eiszeit, zusammen mit der Birke, zu einem der ersten Baumarten, die Mitteleuropa wiederbesiedelten. Später wurde sie von anderen Baumarten verdrängt (zuletzt durch die Rotbuche). Ihre Nische hat sie seither an nährstoffarmen Standorten mit den beiden Extremen «trocken», oder «nass». Die Waldkiefer kommt also sowohl auf felsigem Terrain, auf Sandboden, aber auch an den Rändern von Mooren gut zurecht. Es handelt sich generell um eine Art handelt, die wenig Ansprüche stellt.

 

Die Waldkiefer würde natürlicherweise zwar nur selten vorkommen, doch ihre Anspruchslosigkeit machte sie forstwirtschaftlich interessant. Sie kommt auch auf wenig optimalen Böden klar und ist im Gegensatz zur Fichte resistent gegen Hitze und Dürre. Dies u.a wegen der tief in den Boden reichenden Pfahlwurzel. Im Übrigen ist sie auch sehr robust bei Waldbränden, d.h. sie kann sich danach rasch regenerieren. Das Holz ist sehr biegsam und dauerhaft. Früher wurde auch das Harz genutzt. Dieses findet man v.a. an Stellen von früheren Verletzungen der Borke. Solch stark verharztes Holz (=Kienspan) ist ein ideales Zundermaterial um Feuer zu starten. Früher wurde das Harz auch in grossem Stil gewonnen. Dabei wurde jedoch etwas nachgeholfen, indem der Stamm bewusst verletzt wurde.

 

Der Stamm der Waldkiefer wächst jedes Jahr ein Stück weiter nach oben. Dabei wird jedesmal auch ein neuer Quirl aus Seitenästen gebildet. Diese sind deshalb in regelmässig angeordneten Stockwerken zu finden. Die Waldkiefer kann zusätzlich Wasser aufnehmen, indem die Nadelspitzen in der Nacht die Bildung von Tau fördern. Die Tau-Tropfen fallen anschliessend runter und versickern im Boden, wo sie schliesslich von den Wurzeln aufgenommen werden können.

 

Die Pflanzenteile sind reich an ätherischen Ölen. Die Nadeln sind frisch ausgetrieben bereits zu hart um sie wie diejenigen der Fichte direkt roh zu verzehren. Für einen Tee oder ausgekocht zu Sirup eignen sie sich aber trotzdem. Auch die anderen Pflanzenteile sind verwendbar.

Verwendung

Nadeln: Tee, Sirup (Nadeln vorher verkleinern), als Gewürz (nach dem Zubereiten entfernen, da zu hart)

 

Rinde: vermahlen zu Streckmehl

 

Harz: stark verharztes Holz (=Kienspan, an Orten mit starker Verletzung der Rinde) kann beim Feuermachen als Zunder verwendet werden

 

Blütenstände: männliche Zapfen im Mai als Streckmehl, weibliche Zapfen (bis spätestens Juli) zu Sirup ausgekocht

 

Samen: Diese sind ölhaltig und liefern damit Kalorien. Die noch geschlossenen Zapfen öffnen sich während der kalten Monate drinnen in der Wärme automatisch. Dasselbe gilt auch für die Lagerung neben dem Feuer (vorher eine halbe Stunde ins Wasser einlegen). Sind die Zapfen geöffnet, werden die Samen ausgeschüttelt. Bevor sie weiterverwendet (z.B. geröstet) werden, müssen erst noch die Flügel entfernt werden. Erntezeitpunkt ist August bis September.

mögliche Verwechslungen

Schwarz-Kiefer (Pinus nigra)ungiftig/essbar, ähnliche Verwendung

 

Gemeinsamkeiten (u.a.)

  • starr-spitze Nadeln jeweils zu zweit

  • gehört zur Gattung Pinus

 

Unterschiede

  • Nadeln länger (8-15cm), bis 2cm lange Nadelscheide

  • Borke dunkelgrau, längsschuppig (nicht orange)

  • weiblicher Blütenzapfen reif gelbbraun

  • reifer Zapfen grösser (4-10cm), gerade, sitzend, im Innern schwarz

  • Vorkommen eher in Gärten oder Parks. In den Wäldern Mitteleuropas selten, da nicht heimisch (stammt aus den Gebirgen des Mittelmeerraumes)

Schwarzkiefer Eigenschaften Unterschied Verwechslung Waldkiefer

Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Greg Hume - Own work, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia), Andrey Zharkikh from Salt Lake City, USA - 2016.04.12_18.11.19_DSC03315, CC BY 2.0 (Wikipedia) und Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia)

 

Berg-Kiefer (Pinus mugo)ungiftig/essbar, ähnliche Verwendung

 

Gemeinsamkeiten (u.a.)

  • starr-spitze Nadeln jeweils zu zweit

  • Nadeln haben etwa gleiche Länge

  • Zapfen etwa gleich gross

  • gehört zur Gattung Pinus

 

Unterschiede

  • aschgraue Nadelscheide

  • Borke grau (nie orange)

  • weiblicher Blütenzapfen reif rot bis rosa

  • blüht Juni/Juli

  • Vorkommen in höheren Lagen im Gebirge (v.a. auf kalkigem Untergrund)

 

Bei der Berg-Kiefer gibt es mehrere Unterarten. Die Wichtigsten davon sind die baumartige Hakenkiefer (=Spirke) und die strauchartige Latschenkiefer (= Leg-Föhre)

 

Eigenschaften Hakenkiefer (subsp. uncinata)

  • Baum nur bis 25m Höhe

  • Zapfen asymmetrisch und mit aufgewölbtem Schuppenschild, das entweder abgerundet oder nach unten gebogen ist («Haken»)

 

Eigenschaften Latschenkiefer (subsp. mugo)

  • Strauch bis maximal 5m Höhe

  • Zapfen symmetrisch und +/- flache Schuppenschilder

  • kommt an Lawinenhängen sehr gut klar

Hakenkiefer Spirke Eigenschaften Unterschied Verwechslung Waldkiefer

Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Agnieszka Kwiecień, Nova - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia) und Joan Simon - Photo taken by Joan Simon, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia)

Latschenkiefer Legföhre Eigenschaften Unterschied Verwechslung Waldkiefer

Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Krzysztof Ziarnek, Kenraiz - Own work, CC BY 4.0 (Wikipedia) und Naturpuur - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia)

 

Arve / Zirbelkiefer (Pinus cembra) ungiftig/essbar, ähnliche Verwendung

 

Gemeinsamkeiten (u.a.)

  • Nadeln haben etwa gleiche Länge

  • Zapfen etwa gleich gross

  • gehört zur Gattung Pinus

 

Unterschiede

  • Nadeln jeweils zu fünft, im Querschnitt 3-eckig

  • Borke graubraun (innen rötlich)

  • unreifer Zapfen violettgrau (reif ebenfalls braun), sitzend

  • Zapfen erst im Herbst des 3. Jahres reif

  • Vorkommen in hohen Lagen der Alpen (Bereich der Waldgrenze)

Arve Zirbelkiefer Eigenschaften Unterschied Verwechslung Waldkiefer

Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Krzysztof Ziarnek, Kenraiz - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia), Robert Flogaus-Faust - Own work, CC BY 4.0 (Wikipedia) und ILoveAllTrees - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia)

 

Quellen

Dietrich Frohne (2021) – Heilpflanzenlexikon, Ein Leitfaden auf wissenschaftlicher Grundlage, 9. durchgelesene Auflage 2021, ISBN 987-3-8047-4200-0 (E-Book)

 

Dr. Jörg Grünwald und Christof Jänicke (2004) – Grüne Apotheke, das Standartwerk zur Pflanzenheilkunde, 3. Auflage 2021, ISBN 978-3-8338-4541-3

Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021)
 

Johannes Vogel (2017) - Pflanzliche Notnahrung, Survivalwissen für Extremsituationen, 2. Auflage 2017, ISBN 978-3-613-50763-0

 

Lars Konarek (2017) – BUSHCRAFT, Survivalwissen Wildpflanzen Europas, e-ISBN 978-3-7020-2002-6

Otmar Diez (2019) – Unsere essbarem Bäume und Sträucher, 81 Arten sicher bestimmen, Achtsam sammeln, einfach zubereiten, ISBN 978-440-16465-5

Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2

 

Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.

https://de.wikipedia.org/wiki/Waldkiefer

https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzkiefer

https://de.wikipedia.org/wiki/Bergkiefer

https://de.wikipedia.org/wiki/Zirbelkiefer

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