top of page
Rotbuche (Fagus sylvatica)

Familie: Buchengewächse (Fagaceae), Gattung: Buchen (Fagus)

Fagaceae_Fagus_sylvatica_Illustration.jpg

Quelle: bearbeitet aus Wikipedia (Public Domain)

Blätter: wechselständig, oval bis eiförmig, spitz, ganzrandig bis gewellt, OS glänzend, ca. 6-8 Seitennerven die in Erhebungen enden (siehe Bestimmungsmerkmale Blätter)

an der Unterseite, randlich und am Stiel seidig behaart

 

Stamm/Äste: grau und glatt, mit sichtbaren Narben abgefallener Zweige

 

Habitus: Baum bis 40 m Höhe

 

Blüten: einhäusig, in kugeligen, büscheligen Blütenständen, erscheinen mit dem Blattaustrieb

  • männliche Blütenstände: hängend, lange gelblich-grüne Staubblätter

  • weibliche Blütenstände: horizontal bis aufrecht, pro Blüte drei Fruchtblätter mit rosa Narbe

 

Früchte: braune, 3-kantige Nussfrucht («Buchecker») mit stacheligem Fruchtbecher (Cupula), der sich bei Reife in vier Zipfeln öffnet

 

Keimling: die zwei Keimblätter erinnern an eine Lunge

 

Vorkommen allgemein: auf «durchschnittlichem» Boden, schattige Standorte

 

typische Standorte: an «durchschnittlichen» Standorten ist sie die dominanteste Baumart der mitteleuropäischen Wälder

 

Giftigkeit: Bucheckern roh leicht giftig, beim Erhitzen werden die Gifte abgebaut, restliche Pflanzenteile ungiftig

 

gefährliche Verwechslungen: keine :-)

 

Inhaltsstoffe: Früchte: Öle, Stärke und Eiweiss, sowie div. Giftstoffe

 

Wirkungen: bei Zahnschmerzen soll das Zerkauen der Blätter lindernd wirken

Quellen: Blätter: AnRo0002 - Own work, CC0 (Wikipedia); Keimblätter: AnRo0002 - Own work, CC0 (Wikipedia); Rinde: T. Kebert - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia); männlicher Blütenstand: Der Michels - Own work, www.imagines-plantarum.de, CC0 (Wikipedia); weiblicher Blütenstand: Kenraiz, Krzysztof Ziarnek - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia); ; unreife Frucht: W. Bulach - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia); reife Frucht: Dominicus Johannes Bergsma - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia)

Die Rotbuche ist so etwas wie die Königin der Wälder Mitteleuropas. Würde der Mensch nicht eingreifen, hätten wir nach einiger Zeit ausgedehnte Buchen-Urwälder. Im hiesigen Klima setzt sich die Buche gegenüber den anderen Baumarten längerfristig fast immer durch, zumindest auf «durchschnittlichen» Standorten. Den Anderen bleibt nur der Status als kurzfristige Pioniergehölze oder die etwas extremeren Umweltbedingungen (seien das z.B. besonders trockene, nasse, nährstoffreiche, nährstoffarme, schuttige, felsige oder sandige Böden, raue Gebirgsklimata oder ständige Überflutungen), um als dominante Arten mitzumischen.

 

An den «durchschnittlichen» Standorten mischt die Buche nach einer Neubesiedelung (z.B. nach Waldbrand, Kahlschlag, Windwurf) nicht von Beginn vorne weg mit. Es dominieren erst die schnellwachsende Pioniergehölze. In dessen Schatten bringen sich aber die etwas langsamer wachsenden jungen Buchen bereits in Stellung. Dessen Dominanz setzt dann erst nach ein paar Jahrzehnten ein. Dabei bildet sich ein dichtes Kronendach, das nur noch wenig Licht durchlässt. Dies macht es anderen Arten zusätzlich schwer macht. Schatten haben dann aber auch die jungen Buchen, doch die können auf die Hilfe ihrer Mutterpflanzen zählen (durch «Zuckerlieferung» über die Wurzeln via Pilzgeflechte, mehr dazu hier).

 

Auch in der Forstwirtschaft wird die Buche geschätzt. Weil das Holz aber wenig witterungsresistent und zu wenig standfest ist, wird es nicht als Bauholz verwendet. Weil es aber sehr dicht und leicht bearbeitbar ist, wird es gerne für die Herstellung von Möbeln und Spielzeugen genutzt. Wegen dem hohen Heizwert und der guten Spaltbarkeit ist die Rotbuche ausserdem die beliebteste Pflanze für Brennholz. Wegen dieser Nutzungen ist die Buche auch in den kultivierten Wäldern von heute die am weitesten verbreitete Baumart.

 

Im Gegensatz zu vielen anderen heimischen Baumarten bleibt ihre Rinde glatt. Aussen abgestorbener Kork wird dabei ständig zu feinem Staub pulverisiert. Erst in älteren Jahren (Rotbuchen können bis zu 400 Jahre alt werden) bilden sich Risse, doch bis dahin werden die Exemplaren meist schon länge durch die Förster gefällt sein. Dies passiert meist nach ca. 100 Jahren wenn Höhenwachstum beendet ist.

 

Die Samen der Buche geben im Herbst eine gute Energiequelle aus Fett, Stärke und Eiweissen. Sobald die Nüsse vom Fruchtbecher getrennt wurden, müssen sie noch mit einem Messer geschält werden, um an die Samen zu kommen. Diese sind  roh leicht giftig, d.h. sie können nach dem Verzehr von ca. 50 Stück auf das Verdauungssystem unbekömmlich wirken. Je nach Literaturquelle gibt es unterschiedliche Angabe, welche Gifte dafür verantwortlich sind (Oxalsäure, Blausäure, Saponine, Fagin,…?). Auf jedenfall baut es beim Rösten der Samen die dazu verantwortlichen Giftstoffe ab.

 

Die Anzahl Bucheckern ist in sogenannten Mastjahren besonders hoch. Im Jahr danach werden dann oft keine oder nur wenige davon gebildet. Mastjahre treten oft in den Jahren nach vorangegangenen heiss-trockenen Sommern auf. Die ersten Anzeichen eines Mastjahres findet man im Frühling auf dem Waldboden, wenn dort massenweise verblühte, braune büschelige Blütenstände herumliegen.

 

Die Blätter sind nur für kurze Zeit nach dem Austrieb geniessbar. Sobald sie nach ein paar Tagen, bzw. Wochen ihre hellgrüne Färbung verloren haben, sind sie bereits nicht mehr kaubar. Auch solltest du dir beim Sammeln nicht zu viel Zeit lassen, denn Blätter verwelken nach dem Ernten sehr schnell (meist schon nach 30-60min!)

Verwendung

 

Blätter: frisch nach Austrieb als Salat oder Gemüse (säuerlicher Geschmack)

 

Blattknospen: roh oder angeröstet als Beigabe diverser Gerichte

 

Keimblätter: dito Blätter, verwelken weniger rasch

 

Samen: roh nur in kleinen Mengen; geröstet als Beigabe, bzw. zusätzlich vermahlen als Wildkräuterkaffee

mögliche Verwechslungen

Hainbuche = Hagebuche = Weissbuche (Carpinus betulus) - ungiftig/essbar, ähnliche Verwendung, jedoch etwas bitterer und nicht so säuerlich wie die Rotbuche

 

Gemeinsamkeiten (u.a.)

  • Blätter sehen ähnlich aus

  • Holz hat hoher Brennwert

 

Unterschiede

  • Rinde graubraun, längsfurchig

  • Blattrand doppelt-gesägt

  • ca. 10-15 Seitennerven

  • männliche Blüten in Kätzchen

  • weiblicher Blütenstand sehr charakteristisch

  • gehört zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae), d.h. keine enge Verwandtschaft

Hainbuche Carpinus betulus Eigenschaften Verwechslung Unterscheidung Rotbuche

Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Rasbak - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia) und Liné1 - Picture taken with my IXUS 800 IS (own work), CC BY-SA 3.0 (Wikipedia)

 

Grau-Erle (Alnus incana) - ungiftig/essbar, ähnliche Verwendung

 

Gemeinsamkeiten (u.a.)

  • Rinde grau-glatt

  • eiförmig-spitze Blätter

 

Unterschiede

  • Rinde eher hellgrau und mit vielen Korkporen

  • Blattrand doppelt-gesägt

  • ca. 8-15 Seitennerven

  • US graugrün, bzw. nur jung behaart

  • männliche Blüten in Kätzchen

  • verholzter Zapfen als Fruchtstand

  • kommt v.a. an Ufern und in Auenwäldern vor

  • gehört zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae)

Betulaceae_Alnus_incana_Unterschied_Fagus_sylvatica.jpg

Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Vassil - Own work, Public Domain (Wikpedia) und AnRo0002 - Own work, CC0 (Wikipedia)

 

Quellen

Dietrich Frohne (2021) – Heilpflanzenlexikon, Ein Leitfaden auf wissenschaftlicher Grundlage, 9. durchgelesene Auflage 2021, ISBN 987-3-8047-4200-0 (E-Book)

Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021)

 

Lars Konarek (2017) – BUSHCRAFT, Survivalwissen Wildpflanzen Europas, e-ISBN 978-3-7020-2002-6

Otmar Diez (2019) – Unsere essbarem Bäume und Sträucher, 81 Arten sicher bestimmen, Achtsam sammeln, einfach zubereiten, ISBN 978-440-16465-5

Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2

Rudi Beiser (2014) – Unsere essbaren Wildpflanzen, Bestimmen, sammeln und zubereiten, ISBN 978-3-440-14514-2

 

Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4

https://de.wikipedia.org/wiki/Rotbuche

400PngdpiLogo.png
bottom of page