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Navigation am Sternenhimmel...

Aktualisiert: 17. Sept. 2023

...verschiedene Methoden um dich mit Hilfe der Sterne zu orientieren.


Ein schöner Sternenhimmel ist nicht nur schön anzusehen, sondern gibt uns auch die Möglichkeit, Himmelsrichtungen zu bestimmen und zwar alles ohne Kompass oder GPS. Die einfachste Methode mit dem Grossen Wagen und dem Polarstern dürfte den meisten von euch bereits bekannt sein: Über den Grossen Wagen einfach die Hinterachse 5x verlängern und schon ist man beim Polarstern, der immer nach Norden zeigt.


Doch was ist, wenn der Himmel teilweise bewölkt ist und der Grosse Bär nicht sichtbar ist? Auch dann gibt es zahlreiche Methoden zur Navigation, nur sind diese den wenigsten Leuten bekannt. Ich werde sie dir alle in diesem Artikel vorstellen mit diesem Wissen wirst du der absolute Profi in der Kunst der Stern-Navigation werden!


Hinweis: Die im folgenden präsentierten Techniken gelten vor allem für den Nachthimmel auf dem Breitengrad Mitteleuropas!


Übrigens: Die Navigation mit Hilfe des Mondes erkläre ich im Artikel:

Am Sternenhimmel kannst du übrigens auch die Sternzeit, bzw. damit mit Hilfe des Datums, auch die Uhrzeit ablesen:

Erlerne die Kunst der Sternnavigation, Orientierung am Sternenhimmel

Erlerne die Kunst der Sternnavigation

(Quelle: ©Ekaterina - stock.adobe.com)

Inhaltsverzeichnis

Grundlage: Nachhimmel kennen


Den Grossen Wagen am Sternenhimmel zu finden ist keine schwierige Sache. Wer jedoch die weiteren Navigations-Methoden beherrschen will, muss den Nachthimmel auch wirklich kennen! Die Fähigkeit Sternbilder zu erkennen macht 95% der Kunst aus! Beherrschst du dies, ist der Rest «Peanuts».

Die Kunst, Sternbilder zu erkennen, kannst mit der kostenlosen Lernapplikation SkyLearner sehr effektiv üben.


Erkennst du die Sternbilder? Diese Fähigkeit dies zu beherrschen ist essentiell macht bereits 95% der Kunst aus.


Um zu üben, Sternbilder am Nachthimmel zu erkennen, eignet sich der kostenlose «SkyLearner» perfekt!


Ebenfalls ist wichtig zu wissen ist, wie und warum sich die Sterne am Nachthimmel bewegen.

Zugbahnen der Sterne am Himmelsgewölbe. Die Zugbahnen der Sterne sind immer parallel zueinander angeordnet.

Zugbahnen der Sterne am Himmelsgewölbe. Die Zugbahnen der Sterne sind immer parallel zueinander angeordnet.


«Die Sternbilder zu erkennen macht 99% der Navigationskunst aus. Beherrschst du dies ist der Rest Peanuts»


Navigation mit dem Polarstern


Nun zu unserem wichtigsten Komplizen, dem Polarstern. Er ist der äusserste Stern im Sternbild des Kleinen Wagens. Während sich durch die Eigenrotation der Erde alle anderen Sterne am Nachthimmel drehen, bleibt der Polarstern durch seine Lage (Deklination 89° 15’ 51’’, also ca. 90°) einerseits die ganze Zeit nahezu an Ort und Stelle, anderseits ist er immer im Norden zu finden (siehe untere Skizze). Er ist ab etwa einer Stunde nach Sonnenuntergang am Nachthimmel sichtbar.

Der Polarstern, der zum Sternbild des Kleinen Wagens gehört, befindet sich immer im Norden

Der Polarstern, der zum Sternbild des Kleinen Wagens gehört, befindet sich immer im Norden


Es ist deshalb nur logisch, dass die einfachste Methode zur Bestimmung der Himmelsrichtung das Auffinden des Polarsterns ist. Hast du mal Norden bestimmt, liegt senkrecht davon Westen (links) und Osten (rechts). Süden liegt dabei einfach gegenüber.


Mit einer Helligkeit von 1.97 mag gehört der Polarstern zwar eher zu den helleren Sternen, jedoch längt nicht zu den Superhellen. Ausserdem kann er hinter den Wolken oder Bergen versteckt sein. Auch das Sternbild «Kleiner Bär» gehört generell nicht zu den dominantesten am Nachthimmel. Um den Polarstern zu finden, kannst du deshalb die benachbarten Sternbilder zu Hilfe nehmen und zwar indem du deren geometrischen Formen extrapolierst. Wenn der Polarstern nicht sichtbar ist (Wolken, Berge, Lichtverschmutzung,…), dann stellst du ihn dir einfach virtuell vor.


Durch einfache Extrapolation kann der Polarstern u.a. folgendermassen aufgefunden werden:

  • Grosser Wagen: Hinterachse des Wagens 5x verlängern.

  • Zwillinge: ab dem Stern «Pollux» ca. 2.5x die Diagonale auf deren Senkrechten.

  • Fuhrmann: Die Länge des Sternbildes ca. 2.5x verlängern.

  • Perseus: Die Länge zwischen dem Stern «Mirfak» und dem Sternhaufen «Plejaden», ab «Mirfak», etwas weniger als 2x verlängern.

  • Kassiopeia: Senkrecht zum «W» 2x die Breite des Sternbildes. Dies vom Ende der flachen Seite.

  • Schwan: Von der Achsel des Flügels rechts des Sterns «Deneb», diagonal (ca. 45°) dazu, die Spannweite etwas weniger als 3x verlängern.

  • Leier: Länge des Sternbildes ab Stern «Vega» ca. 7x verlängern

  • Herkules: Länge des Sternbildes, ab der breiteren Seite des Tapezes, ca. 7x verlängern.

Sternnavigation, Orientierung am Sternenhimmel: Auffinden des Polarsterns durch Extrapolieren von geometrischen Formen der zirkumpolaren Sternbilder.

Auffinden des Polarsterns durch Extrapolieren von geometrischen Formen der zirkumpolaren Sternbilder.


Weiter kann man folgende Sternbilder "über das Eck" extrapolieren, um den Polarstern aufzufinden:

  • Bärenfänger: Länge ca. 1.5x verlängern und dann senkrecht dazu, in er «Richtung der gestauchten Seite» einmal die Länge.

  • Kepheus: Die Höhe des Daches einmal verlängern und danach senkrecht dazu das gleiche nochmals in der «Richtung der senkrechten Hauswand».

Sternnavigation, Orientierung am Sternenhimmel: Auffinden des Polarsternes durch etwas komplexere Extrapolation «übers Eck»

Auffinden des Polarsternes durch etwas komplexere Extrapolation «übers Eck»


Wie erwähnt, musst du dabei die Fähigkeit, die Sternbilder in der chaotischen Punktwolke des Nachthimmels zu erkennen, bereits beherrschen. Für die Navigations-Methoden mit Hilfe des Polarsterns kannst du dich jedoch Sternbilder des nördlichen Nachthimmels beschränken.

Nördlicher Nachthimmel Mitteleuropas: Dieser musst du unbedingt kennen, um die Navigations-Methoden mit dem Polarstern zu beherrschen.

Nördlicher Nachthimmel Mitteleuropas: Dieser musst du unbedingt kennen, um die Navigations-Methoden mit dem Polarstern zu beherrschen.


Navigation mit Sternbildern des südlichen Nachthimmels


Am südlichen Nachthimmel verlaufen die Zugbahnen der Sterne völlig anders als im Norden: Sie ziehen wie die Sonne in einer bogenförmigen Bahn von Osten nach Westen. Eine Konstante wie den Polarstern gibt es hier nicht. Trotzdem gibt es mehrere Methoden, die du anwenden kannst:

  • Süden bestimmen durch Sternbilder die sich stets nur etwas im Süden aufhalten

  • Süden, SO oder SW bestimmen durch Extrapolation von Formen

  • Osten (NO-SO) oder Westen (NW-SW) bestimmen durch Sternbilder, die gerade auf- oder untergehen

Sterne am südlichen Nachthimmel bewegen sich auf einer bogenförmigen Zugbahn von Osten nach Westen.

(Quelle: bearbeitet aus ©Bastian Lindner - stock.adobe.com)


Süden bestimmen durch Sternbilder, die sich nur ca. im Süden aufhalten


Sternbilder mit einer sehr flachen Zugbahn (Deklination kleiner als -20°) befinden sich bei uns in Mitteleuropa immer zwischen Südosten und Südwesten. Dies sind z.B.:

  • Wintersternbilder: Hase, Grosser Hund

  • Frühlingssternbilder: Rabe, Becher, Rumpf der Wasserschlange

  • Sommersternbilder: Schütze, Skorpion

  • Herbststernbilder: Südlicher Fisch, Bildhauer, unterer Bereich Wassermann

die sehr flachen Sternbilder befinden sich stets in einem Bereich zwischen Südosten und Südwesten


Erkennst du die entsprechenden Sternbilder am Nachthimmel, dann ist dort die Himmelrichtung ungefähr Süden (resp. zwischen SE und SW). Der Nachteil dieser Methode: Die Richtung ist eher ungenau und die entsprechenden Sternbilder sind wegen der Lichtverschmutzung oft nur schlecht erkennbar.


Süden, SO oder SW bestimmen durch Extrapolation von Formen


Du kannst dir, ähnlich wie im Norden, die Formen der Sternbilder zunutze machen. Dabei eignen sich besonders Formen, die senkrecht zur Zugbahn der Sterne ausgerichtet sind. Diese Formen zeigen:

  • nahe oder direkt am Zenit ca. gegen Süden

  • vom Aufgang bis zum Zenit ca. gegen Südosten

  • vom Zenit bis zum Untergang ca. gegen Südwesten

Lass und das mal an einer Skizze am Beispiel von Orion demonstrieren:

Sternnavigation, Orientierung am Sternenhimmel: Die Längsachse von Orion, die ungefähr parallel zum «Schwert» und senkrecht zum «Gürtel ist», zeigt nahe dem Zenit in etwa nach Süden. Vom Aufgang bis zum Zenit zeigt sie nach Südosten, vom Zenit bis zum Untergang nach Südwesten

Die Längsachse von Orion, die ungefähr parallel zum «Schwert» und senkrecht zum «Gürtel» ausgerichtet ist, zeigt nahe dem Zenit in etwa nach Süden. Vom Aufgang bis zum Zenit zeigt sie nach Südosten, vom Zenit bis zum Untergang nach Südwesten.


Die Regel mit dem «nach Süden zeigenden Orion-Schwert», welche in vielen Survival-Bücher erwähnt wird, gilt nur bei Lage nach dem Zenit. Dies ist jedoch nicht weiter tragisch, denn schlussendlich geht es ja meist nur um die ungefähre Himmelsrichtung, d.h. das Schwert zeigt auf jedenfalls in eine Richtung zwischen Südosten und Südwesten.


Auch bei Sternbildern, dessen Formen nicht parallel zur Zugbahn angeordnet sind können zur Extrapolation verwendet werden. Du musst einfach nur den entsprechenden Schnittwinkel kennen. Siehe folgendes Beispiel mit dem Sternbild Adler:

Sternnavigation, Orientierung am Sternenhimmel: Das Sternbild Adler hat keine Form senkrecht zur Zugbahn. Wenn du jedoch weisst, dass die Achse der drei Sterne beim hellen «Altair» ca. 45° zur Zugbahn angeordnet ist, dann funktioniert diese Methode ebenfalls.

Das Sternbild Adler hat keine Form senkrecht zur Zugbahn. Wenn du jedoch weisst, dass die Achse der drei Sterne beim hellen «Altair» ca. 45° zur Zugbahn angeordnet ist, dann funktioniert diese Methode ebenfalls.


Um zu erkennen, ob sich das Sternbild zwischen Aufgang und Zenit, nahe Zenit oder zwischen Zenit und Untergang befindet, musst du auf seine Neigung und seine Höhe am Horizont achten. Dies bedingt, dass du den Sternenhimmel, bzw. die Stellung der Sternbilder gegenüber der Zugbahn gut kennst.

Je nach Ausrichtung und Höhe des Sternbildes, erkennst du an welcher Position es sich gerade befindet.

Je nach Ausrichtung und Höhe des Sternbildes, erkennst du an welcher Position es sich gerade befindet.


Für die Methode mit der Extrapolation nach SO, Süden oder SW eignen sich z.B. folgende Sternbilder:

  • Wintersternbilder: Stier, Orion, Zwillinge

  • Frühlingssternbilder: Krebs, Löwe, Jungfrau

  • Sommersternbilder: Schlangenträger, Adler

  • Herbststernbilder: Steinbock, Pegasus, Walfisch

Sternnavigation, Orientierung am Sternenhimmel: Extrapolation nach SO, S oder SW bei den Wintersternbildern.

Extrapolation nach SO, S oder SW bei den Wintersternbildern.


Sternnavigation, Orientierung am Sternenhimmel:Extrapolation nach SO, S oder SW bei den Frühlingssternbildern

Extrapolation nach SO, S oder SW bei den Frühlingssternbildern


Sternnavigation, Orientierung am Sternenhimmel:Extrapolation nach SO, S oder SW bei den Sommersternbildern

Extrapolation nach SO, S oder SW bei den Sommersternbildern


Sternnavigation, Orientierung am Sternenhimmel:Extrapolation nach SO, S oder SW bei den Herbststernbildern

Extrapolation nach SO, S oder SW bei den Herbststernbildern


Osten (NO-SO) oder Westen (NW-SW) bestimmen durch Sternbilder, die gerade auf- oder untergehen


Bei dieser Methode schaust du, welche Sternbilder gerade auf- oder untergehen. Indem du die ungefähren Zugbahnen der entsprechenden Sternbilder kennst, kannst du daraus die Himmelsrichtungen bestimmen.


Auch hier gilt wieder: du musst den Sternenhimmel gut kennen. Dies nicht nur, um die Sternbilder zu bestimmen, sondern auch um beurteilen zu können, ob diese gerade auf- oder untergehen.

Sternbilder, die sich kurz nach dem Aufgang oder kurz vor dem Untergang befinden, kannst du virtuell entlang ihrer Zugbahn mit ca. 40° zum Horizont verschieben: Kurz nach Aufgang zurück nach links, kurz vor Untergang vorwärts nach rechts.

Sternnavigation, Orientierung am Sternenhimmel:Wenn ein Sternbild gerade auf- oder untergeht und du dessen ungefähre Zugbahn kennst, kannst du die dortige Himmelrichtung bestimmen. Kurz nach Aufgang oder kurz vor Untergang kannst du das Sternbild virtuell an seinen Aufgangs- oder Untergangsort verschieben.

Wenn ein Sternbild gerade auf- oder untergeht und du dessen ungefähre Zugbahn kennst, kannst du die dortige Himmelrichtung bestimmen.

Kurz nach Aufgang oder kurz vor Untergang kannst du das Sternbild virtuell an seinen Aufgangs- oder Untergangsort verschieben.


Wenn Orion gerade aufgeht, ist an seiner Position Osten, wenn er gerade untergeht ist an seiner Position Westen.


Diese Methode eignet sich natürlich nicht nur für Orion, sondern auch alle anderen Sternbilder des südlichen Nachthimmels:

  • Zugbahnen mit Aufgang NO und Untergang NW: höher gelegene Sternbilder (mit einer Deklination >10°) gehen ca. im Nordosten auf und im Nordwesten unter. Es sind z.B. Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Pegasus, Widder

  • Zugbahn mit Aufgang Osten und Untergang Westen: Solche Sternbilder (mit einer Deklination von ca. 0°) sind z.B. Orion, Kleiner Hund, Jungfrau, Schlangenträger, Adler, Wassermann, Walfisch

  • Zugbahn mit Aufgang SO und Untergang SW: tiefer liegende Sternbilder (mit einer Deklination < -10°) gehen ca. im Südosten auf und im Südwesten unter. Es sind z.B. Hase, Grosser Hund, Wasserschlange, Skorpion, Schütze, Steinbock, Südlicher Fisch

Sternnavigation, Orientierung am Sternenhimmel:Wintersternbilder mit den Zugbahnen NO>NW, Osten>Westen und SO>SW

Wintersternbilder mit den Zugbahnen "NO>NW", "Osten>Westen" und "SO>SW"


Sternnavigation, Orientierung am Sternenhimmel:Frühlingssternbilder mit den Zugbahnen NO>NW, Osten>Westen und SO>SW

Frühlingssternbilder mit den Zugbahnen "NO>NW", "Osten>Westen" und "SO>SW"


Sternnavigation, Orientierung am Sternenhimmel:Sommersternbilder mit den Zugbahnen NO>NW, Osten>Westen und SO>SW

Sommersternbilder mit den Zugbahnen "NO>NW", "Osten>Westen" und "SO>SW"


Sternnavigation, Orientierung am Sternenhimmel:Herbststernbilder mit den Zugbahnen NO>NW, Osten>Westen und SO>SW

Herbststernbilder mit den Zugbahnen "NO>NW", "Osten>Westen" und "SO>SW"


Fazit


Auch wenn der Blick zum Grossen Bären und dem Polarstern bedeckt ist, gibt es also zahlreiche Möglichkeiten, sich trotzdem am Nachthimmel navigieren zu können. Nur wenn der Nachthimmel komplett bedeckt ist, funktioniert keine dieser Methoden mehr.


Sehr wahrscheinlich wirst du nie gezwungen sein, diese Fähigkeiten in einer realen Situation anzuwenden. Ich sehe es deshalb mehr eine Kunst: Es macht einfach Spass mit dem Sternenhimmel etwas herumzuspielen und dabei die Natur kennenzulernen!


Viel Spass beim Navigieren.


David



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