Echte Kamille (Matricaria chamomilla)
Familie: Korbblütler (Asteraceae), Gattung: Kamille (Matricaria)
Quelle: bearbeitet aus Wikipedia (Public Domain)
Blätter: wechselständig, sitzend, 2-3-fach fiederlinealisch (drahtige, verzweigte Zipfel), Zipfel ca. 1mm breit und am Ende stachelspitzig (Lupe!), locker bezipfelt, kahl (siehe Bestimmungsmerkmale Blätter)
Stängel: verzweigt, kahl
Blüten: Blütenkörbe (Durchmesser ca. 2cm) jeweils an den Stängel-Enden, blüht Mai bis September
Im Bereich der gelben mittigen Röhrenblüten wölbt sich der Körbchenboden während der Blütezeit zunehmend domförmig auf (und wird dabei Innen hohl), aussen weisse Zungenblüten, die bei Blütenreife oft nach unten zeigen, keine Spreublätter
junge unreife Blütenstände sind gelbgrün, kleiner und dessen Zungenblüten zeigen oft nach oben.
Früchte: 1 bis 1.5mm langen Achäne, mit weissen Längsrippen, meist ohne Pappus, selten mit kurzem Pappus (eher «Schüppchen»). Die Längsrippen der Frucht weisen Schleimdrüsen auf. Dadurch kann sie sich an Tiere ankleben und sich so verbreiten.
Vorkommen allgemein: helle, nährstoffreiche, feuchte Standorte
typische Standorte: Rudelflächen, Äcker, Wegränder
Giftigkeit: alle Pflanzenteile ungiftig
gefährliche Verwechslungen: keine :-)
Inhaltsstoffe: ätherische Öle, Flavonoide, Cumarine, Schleimstoffe (mehr über sekundäre Pflanzenstoffe)
Wirkungen: entzündungshemmend, krampflösend
Quellen: Gesamtpflanze: Karelj - Own work, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia); Blütenkörbe: Fir0002 20D - Own work, GFDL 1.2 (Wikipedia); Querschnitt durch den Blütenkorb: Liliane Roubaudi - https://www.tela-botanica.org/eflore/consultation/popup.php?module=popup-illustrations&action=fiche&referentiel=bdtfx&id=270227, CC BY-SA 2.0 fr (Wikipedia)
Die Echte Kamille ist eine Vertreterin unter den heimischen Wildkräuter, die auch in der breiten Bevölkerung bekannt ist. Sie ist in Form von Teebeuteln in vielen Haushalten zu finden. Sie kommt bei uns aber auch wild draussen in der Natur vor. Dort wo sie auftritt, verströmt sie einen intensiven, aromatischen Duft, der oft schon aus mehreren Metern Distanz wahrgenommen werden kann.
Ursprünglich stammt die Pflanze aus Süd- und Osteuropa, ist mittlerweile aber auch in Mitteleuropa heimisch. Als beliebte Tee- und Heilpflanze wird sie auch landwirtschaftlich in grossem Stil angebaut. Zuchtsorten weisen erhöhte Gehalte an ätherischen Ölen auf. In der Familie der Korbblütler weisen die Arten oft ein bitterer Geschmack auf. Nicht so bei der Echten Kamille: Sie hat nur eine leicht bittere Note und das macht sie zu einer idealen Würz- und Teepflanze.
Die Echte Kamille ist durch ihre lokal entzündungshemmende und antibakterielle Wirkung eine ausgeprägte Heilpflanze. Auf der Haut wirkt sie in Form von Salben oder Kompressen wundheilend und lindernd bei diversen Hauterkrankungen. Das Gurgeln eines Teeaufgusses aus den Blütenkörben oder Fertigpräparate kann gegen Probleme im Mund-Rachen-Raum (z.B. Schleimhaut- oder Zahnfleischentzündungen) wirken. Bei Magen-Darm-Beschwerden wirkt der Kamillentee nicht nur entzündungshemmend, sondern auch krampflösend. Bei Erkrankungen der oberen Atemwege können Inhalationen angewendet werden.
Bei der Echten Kamille treten selten Kontaktallergien auf. Es wird jedoch vermutet, dass diese nicht durch die Kamille selbst, sondern durch Verunreinigungen der Teemischungen, bzw. der Präparate ausgelöst werden. Importierter Tee oder auch Präparate enthalten teilweise Pflanzenteile der Stinkenden Hundskamille (Anthemis cotula), in denen das Allergen «Anthecotulid» vorkommt. Von einer Heilanwendung bei Entzündungen im Augenbereich (Auswaschung mittels Teeaufguss) wird deshalb mittlerweile abgeraten. Im Falle einer Verunreinigung können dabei starke Schwellungen auftreten und dabei das Leiden verschlimmern. Ich persönlich rate ebenfalls davon ab, denn die Augen sind ein äussert sensibles und wichtiges Sinnesorgan! Wer Augenleiden gerne pflanzlich behandeln will, kann problemlos auf sichere Präparate des Augentrosts (Euphrasia) zurückzugreifen!
In Mitteleuropa kommt innerhalb der Gattung Kamille (Matricaria) auch noch die Strahlenlose Kamille (Chamonilla discoidea) vor. Diese ist hierzulande ein Neophyt und stammt ursprünglich aus dem östlichen Sibirien und dem westlichen Nordamerika. Sie hat ebenso den typischen Kamillenduft, doch ihre ätherischen Öle sind etwas anderes zusammengesetzt. Aus diesem Grund hat sie nicht die gleichen Heilwirkungen wie die Echten Kamille. Ihre entzündungshemmenden Eigenschaften sind deutlich schwächer ausgeprägt.
In Mitteleuropa treten zahlreiche weitere Pflanzen auf, die zwar wie die Echte Kamille aussehen, jedoch zu anderen Gattungen gehören. Erwähnenswert sind dabei die Gattung der Hundskamillen (Anthemis) und der Strandkamillen (Tripleurospermum). Von dessen Arten kann die Echte Kamille nicht nur durch den starken Kamillen-Duft, sondern auch daran unterschieden werden, dass ihr aufgewölbter Körbchenboden hohl ist (bei all ihren Doppelgängern ist dieser mit Mark gefüllt).
Verwendung
Blätter: Gewürz, Salatbeigabe
Blütenkörbe: Tee (mit Deckel drauf, Wasser darf nicht kochen!), Limonade
Früchte: Gewürz
mögliche Verwechslungen
Strahlenlose Kamille (Marticaria discoidea) - ungiftig/essbar, ähnliche kulinarische (nicht jedoch medizinische) Verwendung
Achtung: unreife Blütenstände der Echten Kamille (die dann gelbgrün sind) sehen ähnlich aus wie die reifen Blütenstände der Strahlenlosen Kamille!
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Vorkommen auf ähnlichen Standorten
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ebenfalls Kamille-Geruch, wenn auch etwas schwächer
Unterschiede
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Abschnitte etwas breiter (ca. 1.5mm), Zipfel spitz, aber nicht stachelspitzig
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Blätter etwas dichter bezipfelt
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Blütenkörbe kleiner (Durchmesser ca. 0.5-1cm)
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Röhrenblüten gelbgrün und nur 4 Zipfel aufweisend
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keine Zungenblüten
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kommt auch auf etwas trockeneren Standorten vor und ist sehr salztolerant
Quelle: bearbeitet und zusammengesetzt aus Andrea Moro - http://dbiodbs.units.it/carso/chiavi_pub26?spez=1256 http://dryades.units.it/dryades/plants/foto/TSB13216.jpg, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=92705645, Yoan Martin - https://www.tela-botanica.org/eflore/consultation/popup.php?module=popup-illustrations&action=fiche&referentiel=bdtfx&id=314221, CC BY-SA 2.0 fr Wikipedia,(Blatt nah) und Jacques Maréchal - https://www.tela-botanica.org/eflore/consultation/popup.php?module=popup-illustrations&action=fiche&referentiel=bdtfx&id=1711164, CC BY-SA 2.0 fr Wikipedia (Blüte Nahaufnahme)
Acker-Hundskamille (Anthemis arvensis) - über Giftigkeit/Verwendung keine Angaben, in der Schweiz selten
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blätter 2-3-fach fiederlinealisch, Zipfel stachelig, sitzend
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domförmiger Blütenboden
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auf Äcker/Rudelflächen auftretend (jedoch auf eher nährstoffarmen Standorten)
Unterschiede
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Stängel wollig behaart (kann aber auch kahl sein)
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Blütenkorb mit Spreublättern zwischen allen Röhrenblüten, aufgewölbter Körbchenboden mit Mark gefüllt
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nur schwacher aromatischer Geruch
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gehört zur Gattung der Hundskamillen (Anthemis)
Quelle:zusammengesetzt und bearbeitet aus Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia)
Stinkende Hundskamille (Anthemis cotula) - Achtung Allergie!, in der Schweiz selten
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blätter 2-3-fach fiederlinealisch, Zipfel stachelig, sitzend
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domförmiger Blütenboden
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auf Äcker/Rudelflächen auftretend (jedoch eher auf trockenen Standorten)
Unterschiede
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Blütenkorb mit Spreublättern zwischen den innersten Röhrenblüten, aufgewölbter Körbchenboden mit Mark gefüllt
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Geruch unangenehm
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gehört zur Gattung der Hundskamillen (Anthemis)
Quelle:zusammengesetzt und bearbeitet aus Liliane Roubaudi - https://www.tela-botanica.org/eflore/consultation/popup.php?module=popup-illustrations&action=fiche&referentiel=bdtfx&id=790116, CC BY-SA 2.0 fr,(Wikipedia)
Geruchslose Strandkamille (Tripleurospermum inodorum) - über Giftigkeit/Verwendung keine Angaben
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blätter 2-3-fach fiederlinealisch, Zipfel stachelig, sitzend
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ganze Pflanze kahl
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ähnliche Standorte
Unterschiede
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Blätter unten gefurcht, Zipfel sehr lang
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Blütenkorb bis 5cm gross (wie Margeriten), aufgewölbter Körbchenboden mit Mark gefüllt
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geruchslos
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gehört zur Gattung der Standkamillen (Tripleurospermum)
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Harry Rose from South West Rocks, Australia - Tripleurospermum maritimum subsp inodorum leaf1, CC BY 2.0 Wikipedia (Blätter),Harry Rose from South West Rocks, Australia - Tripleurospermum maritimum subsp inodorum head5, CC BY 2.0 Wikipedia (Blütenkorb) und Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0 Wikipedia (Blütenkorb Querschnitt)
Quellen
Dietrich Frohne (2021) – Heilpflanzenlexikon, Ein Leitfaden auf wissenschaftlicher Grundlage, 9. durchgelesene Auflage 2021, ISBN 987-3-8047-4200-0 (E-Book)
Dr. Jörg Grünwald und Christof Jänicke (2004) – Grüne Apotheke, das Standartwerk zur Pflanzenheilkunde, 3. Auflage 2021, ISBN 978-3-8338-4541-3
Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021
Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2
Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.
https://de.wikipedia.org/wiki/Echte_Kamille
https://www.augen-und-laserzentrum.de/augenlaser-blog/magazin/was-tut-meinen-augen-gut
https://www.aposphere.at/2016/01/22/augenreizungen-nicht-mit-kamillentee-behandeln/