Gemeine Fichte (Picea abies)
Familie: Kieferngewächse (Pinaceae), Gattung: Fichten (Picea)
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Wikipedia (Public Domain) und Simon A. Eugster - Own work, CC BY-SA 3.0
Nadeln: spiralig angeordnet, starr, spitz, mit verholztem Nadelkissen, zwei weiss-punktiere Streifen mit gleicher Breite wie mittlerer grüner Bereich
Stamm: rotbraun (im Gebirge auch gräulich), feinschuppig
männliche Blütenstände: 2-3 cm lang, einzeln, im reifen Zustand orangegelbe Färbung
weibliche Blütenstände: aufrecht, 10-15cm lang, im reifen Zustand rot (unreif grün)
mehr über den Aufbau der (primitiven) Blüten unserer Nadelbäume hier
Zapfen: braun, hängend, schwarze Samen mit Flügel, ab etwa einem Jahr nach Befruchtung reif, fällt nach dem Entlassen der Samen als Ganzes zu Boden
typische Standorte: ursprünglich in den Wäldern erhöhter Lagen, heutzutage durch die forstwirtschaftliche Nutzung auch in den tieferen Lagen sehr verbreitet
Giftigkeit: alle Pflanzenteile ungiftig
gefährliche Verwechslungen: Europäische Eibe (Taxus baccata)
Inhaltsstoffe: ätherische Öle, Vitamin C, Zucker (in den jungen Trieben) (mehr über sekundäre Pflanzenstoffe)
Wirkungen: Fichtennadelöl ist durchblutungsfördernd. Es wirkt dazu als Inhalation / Bad lindernd bei Erkrankungen der oberen Atemwege. Achtung: kann Asthma auslösen!
Quellen: Nadeln: Marija Gajić - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia); Junge Triebe: Matasg - Own work, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia); männlicher Zapfen: B.gliwa - Selbst fotografiert, CC BY-SA 2.5 (Wikipedia); weiblicher Zapfen. Daderot - Own work, CC0 (Wikipedia); reife Zapfen: 京浜にけ at ja.wikipedia, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia); Borke: Juandev - Own work, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia)
Die Fichte wird im Volksmunde oft «Tanne» genannt. Auch wenn im Volksmund für sie die auch die Bezeichnung «Rottanne» existiert (wegen dem rotbraunen Stamm), gehört sie nicht nur Gattung der Tannen (Abies), sondern zu den Fichten (Picea).
Bei der Bestimmung muss besondere Beachtung geschenkt werden, denn eine Verwechslung mit der Europäischen Eibe (Taxus baccata) kann rasch tödlich enden!
Durch das schnelle Wachstum der Fichte, zusammen mit der guten Holzqualität, wird sie in der Forstwirtschaft stark genutzt und wurde so zu einer der am weit verbreiteten Baumarten Mitteleuropas. Ursprünglich war sie nur in den Wäldern des hohen Nordens, sowie den erhöhten Lagen unserer Mittel- und Hochgebirge zuhause. So wundert es nicht, dass sie in den tieferen Lagen anfällig auf Hitze/Dürre ist. Dieses Problem wird sich mit der zunehmenden Klimaerwärmung weiter verstärken. Hinzu kommt, dass sie auf verdichteten Böden nur flache Wurzelteller ausbildet, wodurch sie besonders Windwurf-anfällig wird. Die Folge sind geschwächte Bäume, die rasch vom Borkenkäfer befallen werden. Die Forstwirtschaft hat die Probleme jedoch mittlerweile erkannt und weicht zunehmend von den typischen Fichten-Monokulturen ab, bzw. setzt auf Mischwälder.
Als essbare Wildpflanze hat die Fichte einiges zu bieten. Vor allem die jungen hellgrünen Triebe im Frühling sind sehr schmackhaft. Der Geschmack ist zitronenähnlich, jedoch auch harzig. Auch die älteren Nadeln können noch für einen Tee, Sirup oder als Gewürz verwendet werden. Der Gehalt an ätherischen Ölen ist dann sogar höher. An die Blütenstände oder die Zapfen, die sich v.a. in den oberen Baumbereichen befinden, ist leider in der Regel etwas schwierig heranzukommen.
Für uns als Sammler/-innen essbarer Wildpflanzen hat die Fichte ein entscheidender Nachteil: Im Nadelwald bildet sich ein schattiger und saurer Boden aus, der vielen Wildkräutern nicht gefällt. Dieser ist deshalb eher karg, bzw. wird meist nur mit wenigen Wildkräutern ausgeschmückt. Einer Art gefallen diese Bedingungen aber sehr gut und zwar dem Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella).
Verwendung
junge Triebe: roh als Snack vor Ort, Tee, Sirup, Beigabe, Gewürz
ältere Nadeln (nach ein paar Wochen): Diese sind zu hart um sie roh zu verspeisen. Sie können aber noch für einen Tee oder zu einem Sirup ausgekocht werden (wichtig: Deckel zu!). Gegen den Herbst/Winter sollten die Nadeln vorher mit dem Messer zerkleinert werden, damit die Inhaltsstoffe austreten.
Feingehackt können sie als Gewürz verwendet werden
weibliche Blütenstände: angedünstet als Gemüse
Harz: als Kaugummi
Samen: Diese sind ölhaltig und liefern damit Kalorien. Die noch geschlossenen Zapfen öffnen sich während der kalten Monate drinnen in der Wärme automatisch. Dasselbe gilt auch für die Lagerung neben dem Feuer (vorher eine halbe Stunde ins Wasser einlegen). Sind die Zapfen geöffnet, werden die Samen ausgeschüttelt. Bevor sie weiterverwendet (z.B. geröstet) werden, müssen noch die Flügel entfernt werden.
mögliche Verwechslungen
siehe Blog-Artikel: Fichte, Weisstanne oder tödliche Eibe?
Europäische Eibe (Taxus baccata) - sehr giftig!
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Nadel spitz
Unterschiede
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Nadeln flach und weich
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ohne Nadelkissen, Nadelbasis den Ast herablaufend
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junge Äste grün-unverholzt
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Nadel-Unterseite hellgrün, mit dunklerem hervortretendem Mittelstreifen
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Stamm mit abblätternden Schuppen und vielen Mulden/Furchen
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Pflanze zweihäusig, blüht Februar bis März
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männliche Blütenstände einzeln, gelbweiss, kugelig, ca. 4 mm gross
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weibliche Blütenstände sehr klein (1-1.5 cm), grünlich-braun, schuppig
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Samen mit ungiftigem, rotem Samenmantel
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus © Manuela Manay - stock.adobe.com, Didier Descouens - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia) und Centra86 - Eigenes Werk (Originaltext: Eigene Aufnahme), CC0 (Wikipedia)
Weisstanne (Abies alba) - ungiftig/essbar, ähnliche Verwendung
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Nadel-Unterseite mit zwei weiss-punktieren Streifen, die gleich breit sind wie der mittlere Bereich
Unterschiede
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Nadeln 2-reihig angeordnet
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Nadeln flach, stumpf und weich («die Fichte sticht, die Tanne nicht»)
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ohne Nadelkissen, jedoch verdickte Nadelbasis
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Stamm weiss bis grau, gröber geschuppt
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männliche Blütenstände in Gruppen und im reifen Zustand gelb
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weibliche Blütenstände im reifen Zustand grün, kleiner (3-5cm), Deckschuppen sichtbar
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reife Zapfen aufrecht
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus astilletes on Flickr - Flickr, CC BY-SA 2.0 (Wikipedia), Crusier - Eigenes Werk, CC BY 3.0 (Wikipedia) und Jerzy Opioła - Trabajo propio, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia)
Gewöhnliche Douglasie (Pseudotsuga menziesii) - ungiftig/essbar, ähnliche Verwendung
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Nadeln spiralig angeordnet
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hängende Zapfen
Unterschiede
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ohne Nadelkissen
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Nadeln flach, stumpf und weich
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mittlerer Streifen auf der Nadel-Unterseite dünner
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Orangenduft beim Zerreiben
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Stamm graubraun, längsrissig
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männliche Blütenstände in Gruppen und reif eher gelbbraun
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weibliche Blütenstände kleiner (1.5-2cm), 3-teilige Deckschuppen sichtbar
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Zapfen mit 3-teiligen Deckschuppen
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus ©Scisetti Alfio - stock.adobe.com, © srekap - stock.adobe.com und Nasenbär (Diskussion) - Eigenes WerkOriginaltext: Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia
Quellen
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Dr. Jörg Grünwald und Christof Jänicke (2004) – Grüne Apotheke, das Standartwerk zur Pflanzenheilkunde, 3. Auflage 2021, ISBN 978-3-8338-4541-3
Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021)
Johannes Vogel (2017) - Pflanzliche Notnahrung, Survivalwissen für Extremsituationen, 2. Auflage 2017, ISBN 978-3-613-50763-0
Lars Konarek (2017) – BUSHCRAFT, Survivalwissen Wildpflanzen Europas, e-ISBN 978-3-7020-2002-6
Otmar Diez (2019) – Unsere essbarem Bäume und Sträucher, 81 Arten sicher bestimmen, Achtsam sammeln, einfach zubereiten, ISBN 978-440-16465-5
Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2
Rudi Beiser (2014) – Unsere essbaren Wildpflanzen, Bestimmen, sammeln und zubereiten, ISBN 978-3-440-14514-2.
Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.