Gemeiner Beifuss (Artemisia vulgaris)
Familie: Korbblütler (Asteraceae), Gattung: Artemisia
Quelle: bearbeitet aus Köhler, Franz Eugen; Müller, Walther; Vogtherr, Max; Gürke, M; - Köhler, F. E., Müller, W., Vogtherr, M. & Gürke, M.; Pabst, G. (Hrsg.) 1898: Köhler’s Medizinal-Pflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit kurz erläuterndem Texte. Atlas zur Pharmacopoea germanica, austriaca, belgica, danica, helvetica, hungaria, rossia, suecica, Neederlandica, British pharmacopoeia, zum Codex medicamentarius, sowie zur Pharmacopoeia of the United States of America. Bd. 3, Gera-Untermhaus, Verlag von Franz Eugen Köhler, Gera (Ergänzungsband. Neuste Medizinalpflanzen und Verwechslungen mit 80 Tafeln in Farbendruck. – https://www.biodiversitylibrary.org/page/302058, abgerufen am 9. August 2017)., Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=61570145
Blätter: wechselständig, stängelumfassend, 1-2-fach fiederlanzettlich, Zipfel am Ende spitz, OS dunkelgrün, US weissfilzig (siehe Bestimmungsmerkmale Blätter)
Stängel: aufrecht, kantig, rötlich-braun
Blüten: eiförmige Blütenkörbe in endständiger Rispe angeordnet, gelbe bis rotbraune Röhrenblüten, ohne Zungenblüten, blüht Juli bis September (siehe Blütenaufbau der Korbblütler)
Früchte: Achäne ohne Pappus
Vorkommen allgemein: nährstoffreiche, leicht feuchte, saure, helle Standorte
typische Standorte: Ruderalflächen, Wegränder, Ufer
Giftigkeit: alle Pflanzenteile ungiftig
gefährliche Verwechslungen: Raukenblättriges Greiskraut (Jacobea erucifolia), Ambrosia (Ambrosia artemisifolia)
Inhaltsstoffe: Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide, Cumarine, ätherische Öle (u.a. Thujon)
Wirkungen: verdauungsfördernd, appetitanregend
Quellen: Donald Hobern from Copenhagen, Denmark - Artemisia vulgaris, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38206472 (Blatt und Stängel), Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=114017864 (Blatt Oberseite), Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=114017862 (Blatt Unterseite); CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=244676 (Blütenstand) und Joanna Boisse - https://atlas.roslin.pl/plant/6397, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=81817399 (Blüte nah)
Der Gemeine Beifuss ist eine beliebte aromatische Gewürzpflanze. Ihr lateinischer Name ist benannt nach der griechischen Göttin Artemis, die u.a. als Hüterin der Frauen und Kinder, sowie Göttin der Geburt verehrt wurde. So wundert es nicht, dass der Beifuss früher für diverse abergläubische Zwecke verwendet wurde, die vor allem mit Frauenleiden, Fruchtbarkeit und Geburt zu tun haben. In der germanischen Tradition war der Beifuss hingegen ein Symbol für Ausdauer und Abwehr «böser Mächte».
Für die allermeisten in der Volksheilkunde zugeschriebenen Wirkungen, die eher der Mythologie entstammen, gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Dies gilt auch für den angeblichen wehenfördernden oder abortiven Effekt. Belegt ist nur eine durch die Bitterstoffe (und evtl. auch den ätherischen Ölen) hervorgerufene verdauungsfördernde und appetitanregende Wirkung. Wenn es um die medizinischen Wirkungen geht, darf der Gewöhnliche Beifuss ausserdem nicht mit dem einjährigen Beifuss (Artemisia annua, in Europa selten) verwechselt werden, welcher in China traditionell, bzw. mittlerweile gut untersucht auch in der modernen evidenzbasierten Phytotherapie, als Antimalariamittel eingesetzt wird. Übrigens: Eine Studie zur dessen angeblichen Wirksamkeit gegen Covid-19 weisst diverse methodische Mängel auf.
Es ist das Thujon, ein ätherisches Öl, welches beim Räuchern der Pflanze den angenehmen Duft verströmt. Es handelt sich um ein Nervengift, welches Schwindel, Halluzinationen und Wahnvorstellungen auslösen kann. Durch dessen geringen Konzentrationen sind beim Konsum der Pflanzenteile jedoch keine solche Effekte zu erwarten.
Wer Heuschnupfen hat, sollte bei blühenden Exemplaren vorsichtig sein, denn dessen Pollen lösen oft allergische Reaktionen aus.
Verwendung
Blätter: jung roh als Salat, Beigabe oder Tee, bis im Herbst feingehackt als aromatisches Gewürz
Stängel: bis im Herbst als Gewürz, Suppe (im Gericht auskochen und danach wieder herausnehmen)
Blüten: im Knospenstadium als Gewürz / Beigabe, reife Blüten ebenfalls verwendbar, sind jedoch sehr bitter
mögliche Verwechslungen
Echter Wermut (Artemisia absinthium), leicht giftig (durch den erhöhten Thujon-Gehalt), Pflanzenteile nur in kleinen Mengen (z.B. als Gewürz) verwenden
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blätter fiederlanzettlich
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Blütenkörbe in Rispen
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gehört ebenfalls zur Gattung Artemisia
Unterschiede
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Blätter auf beiden Seiten graufilzig, Zipfel mit stumpfem Ende, Fiederung 2-3-fach, untere Blätter lang gestielt
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Stängel graufilzig
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Röhrenblüten immer gelb
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Pflanze viel aromatischer
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Vorkommen v.a. an trockenen und kalkreichen Standorten (die ebenfalls nährstoffreich sind)
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Agnieszka Kwiecień, Nova - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=121790286 (Blätter) und Kenraiz - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18558032 (Blütenkröbe)
Raukenblättriges Greiskraut (Jacobea erucifolia) - giftig!
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blätter fiederlanzettlich
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Stängel oft rötlich überlaufen
Unterschiede
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Blätter oben graugrün, resp. beidseitig spinnwebig behaart, Mittelnerv oben eingedrückt, Zipfel dünner
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Blüten grösser, gelb und mit Zungenblüten
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gehört zur Gattung der Greiskräuter (Jacobea)
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus eigenem Bild und André Karwath aka Aka - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=630643 (Blütenstand)
Ambrosia / Beifussblättriges Traubenkraut (Ambrosia artemisifolia) - giftig, kann starke Allergien auslösen!
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blätter fiederlanzettlich
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ähnliche Erscheinung der Blüten
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ähnliche Standorte (wenn auch eher trocken)
Unterschiede
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Pflanze geruchslos
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Stängel abstehend behaart und stark verzweigt
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Blätter gestielt, unten gegenständig, OS weisser Hauptnerv, US grün
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Blütenkörbe in Trauben
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Gehört zur Gattung der Traubenkräuter (Ambrosia)
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invasiver Neophyt!
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Stefan-Xp, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15142086 (Blätter), Meneerke bloem - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21134491 (Stängel) und Andrew Butko, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25683908 (Blütenstand)
Quellen
Dietrich Frohne (2021) – Heilpflanzenlexikon, Ein Leitfaden auf wissenschaftlicher Grundlage, 9. durchgelesene Auflage 2021, ISBN 987-3-8047-4200-0 (E-Book)
Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021)
Lars Konarek (2017) – BUSHCRAFT, Survivalwissen Wildpflanzen Europas, e-ISBN 978-3-7020-2002-6
Manuel Larbig (2021) – Mein Wildkräuter-Guide, Von Rauke, Rapunzel und anderen schmackhaften Entdeckungen am Wegesrand, ISBN 978-3-641-26980-7
Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2
Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.
https://de.wikipedia.org/wiki/Beifuß
https://www.medizin-transparent.at/artemisia-coronavirus/