Echter-/Arznei-Baldrian (Valeriana officinalis)
Familie: Geissblattgewächse (Caprifoliaceae), Gattung: Baldrian (Valeriana)
Quelle: bearbeitet aus Wikipedia (Public Domain)
Blätter: gegenständig (evtl. auch Grundrosette), unpaarig gefiedert, mit 6 bis 12 Blattpaaren, Blattstiel u-förmig und etwas am Stängel herablaufend (siehe Bestimmungsmerkmale Blätter)
Fiedern: lanzettlich, ganzrandig bis gekerbt (Kerben dünn und nach vorne gerichtet), OS stark schuppig, US an den Nerven behaart
Stängel: kantig, unverzweigt, hohl, kahl oder behaart
Blüten: in endständiger, dicht gepackter Trugdolde, süsslicher aber auch unangenehmer Duft
Einzelblüten 5-zählig, 5 weisse bis rosa Kronblätter, die unten zu einer Kronröhre zusammengewachsen sind
Früchte: Achäne mit Pappus
Vorkommen allgemein: sehr feuchte, kalkhaltige, halbschattige Standorte
typische Standorte: auf feuchten Boden am Wegrand, Waldrand oder Ufer
Giftigkeit: enthält (v.a. in der Wurzel) Stoffe, welche die Herztätigkeit hemmen, deshalb nicht übermässig dosieren!
gefährliche Verwechslungen: keine :-)
Inhaltsstoffe: ätherische Öle (u.a. Valerensäure), Valepotriate, Irdidoide, Flavonoide (mehr über sekundäre Pflanzenstoffe)
Wirkungen: Tee aus den Wurzeln wirkt beruhigend bei Schlafstörungen, Unruhe und Nervosität.
Das genaue Wirkprinzip und die daran beteiligten Inhaltsstoffe sind noch nicht bekannt. Es wird ein Zusammenspiel von mehreren Stoffen vermutet.
Quelle Bild Blütenstand: AnRo0002 - Own work, CC0 (Wikipedia)
Der Pflanzenname «Baldrian» und dessen Verwendung als pflanzliches Beruhigungsmittel dürfe den meisten Leuten bekannt sein. Man findet ihn aber nicht nur prominent in der Drogerie / Apotheke, sondern auch sehr oft in der freien Natur (zumindest an feuchten, halbschattigen Standorten).
Da es sich um eine wirksame Heilpflanze handelt, ist bei der Verwendung etwas Vorsicht geboten. Die Wurzel sollte dabei nur zu Heilzwecken verwendet und sparsam dosiert werden (gemäss Mengenangaben in der Phytotherapie-Literatur). Die Blätter mit deutlich geringerer medizinischer Wirkung sind auch kulinarisch nutzbar. Sie eignen sich z.B. als Salatbeigabe oder Gewürz. Auch die Blüten können verwendet werden, auch wenn ihr Geruch etwas streng ist. Bei den Blättern und Blüten habe ich persönlich noch nie einen Effekt verspürt, dennoch solltest du davon keine Unmengen konsumieren.
Der Geruch / Geschmack der Wurzeln ist (für uns Menschen) eher unangenehm und dies ist auch der Grund für das Synonym «Katzenkraut». Die dazu verantwortlichen Stoffe sind ähnlich aufgebaut wie die Pheromone welche Katzen während der Paarungszeit absondern. Deshalb werden die kuscheligen Vierbeiner magisch von diesem Geruch angezogen und können dabei eine Weile lang ganz wild und verrückt sein. Paradoxerweise gibt es aber auch Katzen, die darauf immun sind.
Verwendung
junge Blätter / Stängel: Salat oder feingehackt zu Gewürz, in Pesto
Blüten: Gewürz, Tee, Limonade, Sirup
Wurzeln: feingeschnitten und getrocknet als Tee zu Heilzwecken (vorsichtig dosieren)
mögliche Verwechslungen
Berg-Baldrian (Valeriana montana) - mit etwas Vorsicht ungiftig / essbar, ähnliche Verwendung
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blätter gegenständig, schuppiges Blattmuster
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Farbe und Form Blütenstand / Einzelblüten
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gehört zur Gattung Baldrian (Valeriana)
Unterschiede
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kleiner Wuchs (10-40cm)
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Blätter eiförmig, nicht gefiedert, v.a. in Grundrosette
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Blattrand ganzrandig bis gezähnt
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Stängelblätter sitzend bis kurz gestielt,
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Grundblätter lang gestielt, Blattstiel geflügelt
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Vorkommen auf kalkigen Schutthalden und Hängen im Gebirge
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Michael Becker - taken by Michael Becker, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia) und eigenem Bild
Kleiner- = Sumpf-Baldrian (Valeriana dioica) - mit etwas Vorsicht ungiftig / essbar, ähnliche Verwendung
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blätter gegenständig, schuppiges Blattmuster
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Farbe und Form Blütenstand / Einzelblüten
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gehört zur Gattung Baldrian (Valeriana)
Unterschiede
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kleiner Wuchs (10-30cm)
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Blätter können statt gefiedert auch einfach nur einen leierförmig eingeschnittenen Blattrand aufweisen
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nur 2-4 Fiederpaare, Fiedern ganzrandig, Endfieder oval und stark vergrössert
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untere Blätter ungeteilt, oval
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zweihäusig
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Vorkommen auf nassen Wiesen, Mooren und Auenwälder
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Meneerke bloem - Own work, CC BY-SA 3.0 (Wikipedia) und Pmau - Own work, CC BY-SA 4.0 (Wikipedia)
Quellen
Dietrich Frohne (2021) – Heilpflanzenlexikon, Ein Leitfaden auf wissenschaftlicher Grundlage, 9. durchgelesene Auflage 2021, ISBN 987-3-8047-4200-0 (E-Book)
Dr. Jörg Grünwald und Christof Jänicke (2004) – Grüne Apotheke, das Standartwerk zur Pflanzenheilkunde, 3. Auflage 2021, ISBN 978-3-8338-4541-3
Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021)
Lars Konarek (2017) – BUSHCRAFT, Survivalwissen Wildpflanzen Europas, e-ISBN 978-3-7020-2002-6
Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2
Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.