Wilde Malve (Malva sylvestris)
Familie: Malvengewächse (Malvaceae), Gattung: Malven (Malta)
Blätter: wechselständig, rund bis nierenförmig, handförmig gelappt (mit ca. 3-7 spitzen Lappen), grob gezähnt, lang gesteilt, Blattstiel rau behaart (siehe Bestimmungsmerkmale Blätter)
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untere Blätter: Einschnitte kurz
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obere Blätter: Einschnitte bis ca. Mitte
Stängel: rund, aufrecht (leicht gebogen), bis 1m hoch, dicht behaart
Blüten: ca. 2 bis 6 Blüten zusammen aus den Blattachseln, Einzelblüten radiärsymmetrisch, 5 Kronblätter (violett-rosa, mit dunkleren Längsstreifen, 2 bis 3cm lang, am Ende ausgerandet), 5 bis zur Hälfte verwachsene Kelchblätter, 2-3 lanzettliche Aussenkelchblätter, Staubfäden bilden eine Röhre (siehe Text)
blüht Juni bis September
Frucht: scheibenförmig, ca. 1cm Durchmesser, von den Kelchblättern umhüllt. Die Frucht zerfällt bei Reife in Teilfrüchte
Vorkommen allgemein: helle, nährstoffreiche, leicht feuchte, kalkhaltige Standorte
typische Standorte: Wegrand, Ruderalflächen, Unkrautfluren
Inhaltsstoffe: Schleimstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe
Quellen:No machine-readable author provided. EugeneZelenko assumed (based on copyright claims). - No machine-readable source provided. Own work assumed (based on copyright claims)., CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1641265 (untere Blätter), Alvesgaspar - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10203198 (obere Blätter), Gouwenaar - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=80028428 (Habitus), AnRo0002 - Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36117493 (Blüten), AnRo0002 - Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42528719 (Blüten mit Kelch und Aussenkelch), Aiwok - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12033644 (Blüte in männliche Phase), Hélène Rival - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=60079728(Blüten weibliche Phase), Kristian Peters -- Fabelfroh 14:47, 10 July 2005 (UTC) - Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=219014 (Frucht unreif), Qniemiec - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=51354609 (Frucht reif) und Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=115994376 (Teilfrucht mit Samen)
Wie zahlreiche Arten aus der Familie der Malvengewächse (Malvaceae) weisen auch die Blätter und Blüten der Wilden Malve einen hohen Gehalt. An Schleimstoffen auf und eignen sich deshalb als Teeauszug für Heilanwendungen bei diversen Beschwerden. So wirken sie bei trockenem Reizhusten, bzw. Hustenanfällen reizmildernd. Im Mund, Rachen, Magen oder im Darm bilden die Schleimstoffe auf der Schleimhaut einen Schutzfilm und können bei Endzündungen / Reizungen in den entsprechenden Bereichen beruhigend wirken.
In der Küche kann man sich ausserdem die verdickenden Eigenschaften der Schleimstoffe bei der Zubereitung einer Suppe oder Sauce zunutze machen.
Typisch für alle Arten der Gattung Malva sind die zahlreichen zu einem Turm verwachsenen Staubfäden. Der Fruchtnoten ist oberständig und besteht aus drei oder mehr verwachsenen Fruchtblättern (bei der Wilden Malve sind es ca. 10-12 Fruchtblätter). Der Griffel befindet sich innerhalb des Staubfaden-Turmes. Da die Blüten vormännlich sind, bleiben die verzweigten Narben erstmal dort drin versteckt. Sobald aber die Fruchtblätter reif sind, ragen die Narben am Ende des Turmes daraus hinaus. Nach der Befruchtung bildet sich aus jedem Fruchtblatt eine einsamige Teilfrucht. Die Teilfrüchte sind zu Beginn miteinander verbunden und bilden dann zusammen eine Gesamtfrucht, die wegen ihrer scheibenförmigen Form an einen Käselaib erinnert. Deshalb wird die Wilde Malve in der Schweiz auch «Chäslichrut» genannt. Im deutschen Sprachraum existiert ausserdem der Name «Käsepappel». Die Endung «-pappel» kommt dabei von «Papp», einem Synonym für Brei. Die Bezeichnung hat damit zu tun hat, dass sich die Kelchblätter, welche die Früchte umhüllen, sich bei Regen öffnen. Dabei werden die Teilfrüchte mit dem Wasser ausgewaschen und kriegen dazu auch eine schleimig-klebrige Konsistenz, um sie sich an Tierfellen anhaften können.
Verwendung
junge Blätter (bis ca. Juni): als Salat / Gemüse, fermentiert als «Sauerkraut», Tee (dazu sind die Blätter bis im August nutzbar)
Blüten: essbare Dekoration, Limonade, Tee, Sirup (färbt dabei sehr stark)
unreife Früchte: roh als Snack vor Ort oder Beigabe zu diversen Gerichten, in Essig als «Falsche Kapern» eingelegt
mögliche Verwechslungen
Kleine-/Weg- Malve (Malva neglecta) – ungiftig / essbar, ähnliche Verwendung
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blätter rund bis nierenförmig, handförmig-gelappt und gezähnt
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ähnliche Standorte
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gehört zur Gattung der Malven (Malva)
Unterschiede
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auch obere Blätter nur leicht gelappt
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Stängel niederliegend, nur leicht behaart, Pflanze nur ca. 30-40cm hoch
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Kronblätter heller, nur ca. 0.5-1.5cm lang
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Frucht kleiner (0.6-0.7cm)
Quelle: bearbeitet aus Luis Fernández García - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5 es, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2027432
Quellen
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Dr. Jörg Grünwald und Christof Jänicke (2004) – Grüne Apotheke, das Standartwerk zur Pflanzenheilkunde, 3. Auflage 2021, ISBN 978-3-8338-4541-3
Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021)
Manuel Larbig (2021) – Mein Wildkräuter-Guide, Von Rauke, Rapunzel und anderen schmackhaften Entdeckungen am Wegesrand, ISBN 978-3-641-26980-7
Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2
Rudi Beiser (2014) – Unsere essbaren Wildpflanzen, Bestimmen, sammeln und zubereiten, ISBN 978-3-440-14514-2.
Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.