Wilde Möhre (Daucus carota)
Familie: Doldengewächse (Apiaceae), Gattung: Möhren (Daucus)
Quelle: bearbeitet aus Wikipedia (Public Domain)
Lebenszyklus: Pflanze 2-jährig: bildet im ersten Jahr nur eine Grundrosette (ohne Blüte), im 2. Jahr bildet sie zusätzlich aufrechte Stängel (mit wenigen wechselständigen Blättern) mit endständigen Blütenständen
Blätter: gestielt, 3-eckig, 2-3-fach fiederlanzettlich (Fiederung 1. Ordnung meist gefiedert), Zipfel linsenförmig und am Ende spitz, borstig behaart, nur wenige Stängelblätter (siehe Bestimmungsmerkmale Blätter)
Stängel: gefurcht, behaart
Blüten: in endständigen Doppeldolden angeordnet, Kronblätter weiss bis gelblich, in der Mitte oft eine (sterile) schwarzen Blüte (zur Anlockung Insekten), mit fiederlinealischen Hüllblätter und Hüllblättchen, in der Nacht, bei schlechtem Wetter und nach dem Verblühen wölbt sich der Blütenstand nestartig zusammen, blüht Juni bis August
Doldenblüter (Apiaceae) allgemein: Einzelblüten klein, 5 Kronblätter, unscheinbare Kelchblätter, 5 Staubblätter, 2 zusammengewachsene Fruchtblätter mit unterständigem, synkarpem Fruchtknoten, in der Mitte der Blüten ein flaches nektarabsonderndes Polster (= «Diskus», zum Anlocken von Insekten für die Bestäubung)
Früchte: in 4 Reihen bestachelte Doppelachäne
Vorkommen allgemein: helle, nährstoffarme Standorte
typische Standorte: Strassenränder, Wegränder, Ruderalflächen, Wiesen
Giftigkeit: alle Pflanzenteile ungiftig
gefährliche Verwechslungen: Hundspetersilie (Aethus cynapium)
Inhaltsstoffe: In den Wurzeln u.a. ätherische Öle, Flavonoide, Carotinoide, Polyn, Vitamin B1, B2 und C, 65 kcal/100g Kalorien! (mehr über sekundäre Pflanzenstoffe)
Wirkungen: Die Wurzel wurde traditionell als «Entwurmungsmittel» eingesetzt. Dessen Nutzen ist unter den heutigen Kenntnissen jedoch fraglich. Aus den in geringen Mengen enthaltenen Alpha- und Beta-Carotinoide (bei Zuchtformen Gehalt deutlich höher!) kann der Körper Vitamin A herstellen. Doch dabei kann bei Aufnahme über den körperlichen Bedarf hinaus weder die Gesundheit, noch die Sehschärfe geboostert werden!
Quellen: Raffi Kojian - http://Gardenology.org, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12734760 (Grundrosette), Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=86390867 (Stängelblatt), AnRo0002 - Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33695645 (Dolde von der Seite), Andrew Butko, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11131406 (unreife Früchte), Tony Hisgett from Birmingham, UK - Strange Flower HeadUploaded by Magnus Manske, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21112686 (Nest von der Seite), Dirk Ingo Franke - Own work, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=30130681 (Nest von oben) und Lamiot - Own work, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3176713 (Wurzel)
Die Karotte ist eines der beliebtesten Gemüsesorten hierzulande. Dabei handelt es sich um eine durch Züchtung entstandene Unterart (subsp. sativus) der Wilden Möhre. Während dessen Wurzeln in den Supermarkt-Regalen prominent vertreten sind, ist ihr wilder Vertreter im Alltag nicht minder präsent: Dieser besiedelt meist in grosser Anzahl Strassenränder, Wegränder und sonstige Ruderalflächen. Ich verspreche dir: Wenn du weisst wie die Wilde Möhre aussieht, wirst du von Sommer bis Herbst ständig begegnen!
Es ist aber auch etwas Vorsicht geboten und zwar weil die Hundspetersilie (Aethusa cynapium) ähnlich aussieht. Diese ist eine besonders potente Giftpflanze. Dies gilt vor allem während dem Rosettenstadium des 1. Jahres, denn das Aussehen der Blätter ist fast identisch. Wichtigstes Unterscheidungskriterium sind dann die borstige Blattbehaarung und der typische Karotten-Geruch bei Zerreiben (Hundspetersilie kahl und eher nach Knoblauch duftend). Während der Blütezeit ist dann die Bestimmung deutlich einfacher: Der borstig behaarte Stängel, die fiederlinealischen Hüllblätter und Hüllblättchen, die mittige sterile Schwarzblüte und das nestartige Zusammenziehen des Blütenstandes machen dann die Unterscheidung ziemlich eindeutig. Leider ist in diesem Stadium die Wurzel meist bereits zu stark verholzt um sie noch verwenden zu können und oft ausgelaugt. Die Blüten und Früchte geben dann hingegen ein schmackhaftes Gewürz!
Verwendung
junge Blätter / Blüten: Salat, Gewürz, Pesto, Suppe
Früchte: als Gewürz
Wurzel / Ausläufer: roh oder als Gemüse (ab dem Herbst des 1. Jahres ernten, ab dem Frühling des 2. Jahres verholzt sie und laugt sich zunehmend aus)
mögliche Verwechslungen
Hundspetersile (Aethusa cynapium) - hochgiftig!
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blattform und Blattfiederung praktisch identisch
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gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae), deshalb auch der Fruchtstand ähnlich
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ähnliche Standorte (wobei eher nährstoffreicher Boden bevorzugt wird)
Unterschiede
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Blätter jeweils mit langen Endzipfel, OS mit bläulichem Schimmer, US glänzend
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Blätter und Stängel kahl
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Stängel fein gerillt, oft bläulich bereift
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meist keine Hüllblätter, mit jeweils 3 lanzettlichen und zurückgeschlagenen Hüllblättchen
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kein nestartiges Zusammenziehen des Blütenstandes, keine mittige Schwarzblüte,
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Frucht kahl, mit deutlichen Längsrippen
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Duft eher nach Knoblauch
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=65860717 (Blatt und Stängel), Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=66826174 (Blatt nah OS), Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=85644311 (Blatt US), Krzysztof Ziarnek - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1674676 (Dolde) und Salicyna - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11471205) (Frucht)
Kümmel (Carum carvi) - ungiftig / essbar, ähnliche Verwendung
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blattform und Blattfiederung ähnlich
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Kümmel-/Karotten- Duft
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gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae), deshalb auch der Fruchtstand ähnlich
Unterschiede
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Blätter sind z.T. auch gegenständig, fast kahl
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Fiederpaare der 1. Ordnung bilden am Grund ein Kreuz
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Stängel kahl
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Blütenstand viel kleiner, Kronblätter teils rötlich, meist keine Hüllblätter, z.T. mit Hüllblättchen
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Frucht oval, kahl
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Vorkommen auf Fettwiesen (eher in erhöhten Lagen)
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Niepokój Zbigniew - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=74790797(Dolde) und ©Peter- stock.adobe.com (Blatt)
Quellen
Dr. Jörg Grünwald und Christof Jänicke (2004) – Grüne Apotheke, das Standartwerk zur Pflanzenheilkunde, 3. Auflage 2021, ISBN 978-3-8338-4541-3
Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021)
Lars Konarek (2017) – BUSHCRAFT, Survivalwissen Wildpflanzen Europas, e-ISBN 978-3-7020-2002-6
Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2
Rudi Beiser (2014) – Unsere essbaren Wildpflanzen, Bestimmen, sammeln und zubereiten, ISBN 978-3-440-14514-2.
Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilde_Möhre
https://phytotherapie-seminare.ch/2018/06/26/wildkraeuter-kueche-wilde-moehre/