Weisser Gänsefuss (Chenopodium album)
Familie:Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae), Gattung: Gänsefuss (Chenopodium)
Quelle: bearbeitet aus Johann Georg Sturm (Painter: Jacob Sturm) - Figure from Deutschlands Flora in Abbildungen at http://www.biolib.de, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=723246
Blätter: wechselständig, rautenförmig bis länglich oval (meist 1.5x so lang wie breit), unregelmässig grob gezähnt oder gekerbt (selten ganzrandig), unregelmässig verzweigte Blattnerven, mehlig bestäubt Bestimmungsmerkmale Blätter)
Stängel: gefurcht, aufrecht, kahl, Innen weissmarkig gefüllt, im Herbst oft rötlich gefärbt
Blüten: Einzelblüten unscheinbar und in weisslich-grünen, knäueligen Rispen aus den Blattachseln der oberen Stängelbereiche angeordnet, blüht Juli bis September
Früchte: Nussfrüchte
Vorkommen allgemein: nährstoffreiche, helle, trockene Standorte
typische Standorte: Ruderalflächen, Unkrautfluren, Äcker, Gärten (als «Unkraut»)
Giftigkeit: wegen der enthaltenen Oxalsäure weder in hohen Mengen, noch täglich über längere Zeit verwenden. Die Früchte sind wegen den bitteren Saponinen roh leicht giftig
gefährliche Verwechslungen: Gemeiner Stechapfel (Datura stramonium)
Inhaltsstoffe: Saponine, Oxalsäure, viel Vitamin C, hoher Mineralstoffgehalt
Wirkungen: In der Volksheilkunde werden diverse Wirkungen für diverse Leiden nachgesagt, die jedoch nicht wissenschaftlich bestätigt wurden. Wegen dem hohem Gehalt an Saponinen ist eine Steigung der Nahrungsaufnahme im Darm, sowie ein lokal entzündungshemmende und antibiotische Wirkung wahrscheinlich.
Quellen: Joanbanjo - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=82925625 (Pflanze von oben), Anonim Anonim - https://atlas.roslin.pl/plant/6685, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=81837953 (von oben, mit Blütenknospen), Michel Langeveld - https://www.inaturalist.org/photos/222020944, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=121723253 (von der Seite), Rasbak - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=208086 (Blütenknospen), AnRo0002 - Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=53050691 (Blütenstand), Rasbak - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11148796 (Blüten nah) und Rasbak - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11774786 (Früchte)
Der Name dieser einjährigen Art kommt einerseits von der Form der Blätter (die an die Füsse von Gänsen erinnert), andererseits von deren weissen mehligen Bestäubung. Dabei handelt es sich übrigens um sogenannte Blasenhaare, die innerhalb der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae) oft auftreten. Diese mikroskopisch kleinen Kügelchen lagern überschüssiges Salz ein und werden beim nächsten Regen vom Blatt weggewaschen. Die Pflanzen sind dadurch sehr salztolerant und deshalb ist es auch kein Zufall, dass sich die Verbreitung der Fuchsschanzgewächse sich vor allem auf Wüsten, Halbwüsten, bzw. in Küstennähe konzentriert.
Aus den vielen kleinen Blüten bildet sich eine Unmenge an Samen (pro Pflanze bis zu 1.5 Millionen), die sehr robust und langlebig sind. Dies macht den Weissen Gänsefuss zum perfekten «lästigen Unkraut». Auf nährstoffreichen Ruderalflächen, aber auch in Gärten breitet er sich so rasch aus und ist danach schwierig wieder wegzukriegen.
Wer mal den kulinarischen Wert der Pflanze entdeckt hat, wird die Pflanze trotzdem schätzen. Denn aus ihm lässt sich hervorragen Wildspinat zubereiten. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass die Pflanze schon in der Steinzeit vielfach genutzt wurde und z.T. sogar kultiviert wurde. Der Gemüsespinat (Spinacia oleracea) aus dem Supermarkt ist übrigens eng mit dem Weissen Gänsefuss verwandt.
Der Weisse Gänsefuss wird auch «Acker-Melde» oder «Weisse Melde» genannt. Er gehört trotzdem nicht zur Gattung der Melden (Atriplex), obwohl das Aussehen ähnlich ist. Die Verwandtschaft ist jedoch sehr nah und die Verwendung identisch. Bei den Melden ist die Spreizende Melde (Atriplex patula), die mit Abstand häufigste Art (die anderen treten sehr selten auf).
Auch die Arten innerhalb der Gattung Gänsefuss (Chenopodium) sehen sich sehr ähnlich. Einige von Ihnen werden sogar zur Artengruppe Chenopodium album aggr. zusammengefasst, wobei der Weisse Gänsefuss (Chenopodium album) der mit Abstand häufigste Vertreter dieser Gruppe ist. Alle Arten innerhalb der Gattung sind ungiftig / essbar und grösstenteils identisch verwendbar. Die eher weniger schmackhaften Vertreter, wie z.B. der Stinkende Gänsefuss (Chenopodium vulvaria) erkennt man bereits am unangenehmen Geruch bei Zerreiben der Blätter. Die dafür verantwortlichen Giftstoffe sind jedoch in normalen Verzehrmengen unbedenklich. Eine in den Anden vorkommende Gänsefuss-Art namens Quinoa (Chenopodium quinoa) ist in den letzten Jahren in unseren Supermärkten populär geworden. Der ähnlich aussende Gute Heinrich (Blitum bonus-henricus) gehört übrigens seit Neustem nicht mehr zu den Gänsefussen.
Eine gefährliche Verwechslung ergibt sich vor der Blüte mit dem (nicht verwandten) Gemeinen Stechapfel (Datura stramonium). Dieser kommt auf ähnlichen Standorten vor, teils sogar zusammen mit dem Weissen Gänsefuss. Die Form der Blätter und der Blattrand ist sehr ähnlich, doch die Blattlänge ist mit bis zu 20cm deutlich grösser (Weisser Gänsefuss nur ca. 2-6cm). Spätestens im Blütestadium ist dann die Unterscheidung zum Glück einfach, weil der Stechapfel mehrere cm breite, einzeln auftretende Blüten, bzw. später stachelige Früchte ausbildet.
Verwendung
Blätter: Spinat, Suppe, jung als Salat
sehr junge Stängel: roh oder als Gemüse
Blütenstände: im Knospenstadium als Gemüse (à la Broccoli)
Früchte: als Streckmehl (Die Früchte müssen wegen den giftigen Saponinen unbedingt vorher mehrere Stunden im Wasser einweicht oder aufgekocht werden. Das Wasser wird anschliessend weggeschüttet und die Früchte abgespült)
mögliche Verwechslungen
Spreizende- / Gewöhnliche Melde (Atriplex patula), essbar / ungiftig (wegen Oxalsäure jedoch Vorsicht), ähnliche Verwendung
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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sehr ähnlich in der Erscheinung!
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ähnliche Standorte (wobei diese eher leicht feucht und kalkhaltig sind)
Unterschiede
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Blätter spiessförmig und generell länglicher, etwas lockerer mehlig bestäubt
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Blüten eingeschlechtlich, weibliche Blüten mit kleinen verwachsenen rhomboiden Vorblättern, die später auch die Frucht umhüllen
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gehört zur Gattung der Melden (Atriplex)
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62569834 (Stängel und Blätter), Von Stefan.lefnaer - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62570013 (weibliche Blüte) und By Matt Lavin from Bozeman, Montana, USA - Atriplex patulaUploaded by Tim1357, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22758304 (Früchte)
Guter Heinrich (Blitum bonus-henricus), essbar/ungiftig (wegen Oxalsäure jedoch Vorsicht), ähnliche Verwendung
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blätter mehlig bestäubt, viele kleine Blüten in knäueligen Blütenständen, unregelmässig verzweigtes Blattmuster
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ähnliche Standorte (wobei eher in erhöhten bis alpinen Lagen)
Unterschiede
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Blattform dreieckig bis spiessförmig, Blattrand ganzrandig bis wellig, Blattfarbe trübgrün, lang gestielt
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Im Bereich der Blütenstände keine oder nur wenig Blätter
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gehört zur Gattung Blitum
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus By Thomas Mathis - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=388127 (Übersicht von oben) und By Stefan.lefnaer - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=74707153 (Blatt)
Gemeiner Stechapfel (Datura stramonium), giftig!
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blätter sehr ähnlich in der Erscheinung!
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ähnliche Standorte
Unterschiede
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Blätter deutlich grösser (bis 20cm) und ohne mehlige Bestäubung, Zähne schärfer, unangenehmer Geruch
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Stängel meist stark verzweigt
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Blüten einzeln und mit weisser, mehrere cm breiter, trichterförmiger Krone
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Frucht eiförmig und stachelig
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gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae)
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Neophyt aus Mexiko
Quelle: bearbeitet aus Skäpperöd - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7331878
Quellen
Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021)
Manuel Larbig (2021) – Mein Wildkräuter-Guide, Von Rauke, Rapunzel und anderen schmackhaften Entdeckungen am Wegesrand, ISBN 978-3-641-26980-7
Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2
Rudi Beiser (2014) – Unsere essbaren Wildpflanzen, Bestimmen, sammeln und zubereiten, ISBN 978-3-440-14514-2.
Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.