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AutorenbildDavid Büsser

Fichte, Weisstanne oder tödliche Eibe?...

Aktualisiert: 3. Juli 2022

...Nadelbäume bestimmen und kulinarisch nutzen.


Ein typischer Waldspaziergang im Frühling. Nachdem der Wald den ganzen Winter lang einen tristen braunen Eindruck machte, treiben die Laubbäume endlich ihr frisches Grün aus. Auch die Nadelbäume, die über die kalten Monate grün geblieben sind, treiben hellgrüne Triebspitzen aus und geben den ansonsten langweiligen Fichten-Monokulturen einen einzigartigen farblichen Touch. Hinzu kommt: diese Triebspitzen ergeben auch den perfekten gesunden Wald-Snack für zwischendurch.

im Nadelwald findet man das ganze Jahr über kulinarisch Verwertbares

im Nadelwald findet man das ganze Jahr über kulinarisch Verwertbares

(Quelle: © lichtbildmaster - stock.adobe.com)


Die Nadeln der Fichte (die heimische «Gemeine Fichte» - picea abies, auch «Rottanne» genannt) sind durch die (forstwirtschaftlich bedingte, also demnach menschlich verursachte) starke Verbreitung dieser Baumart in unseren Wäldern und dem aromatischen zitronensäuerlich-harzigen Geschmack ein Bestseller in der Wildkräuterküche. Als Rohkost eignen sich vor allem die jungen hellgrünen Triebe im Frühling. Auch die weiblichen Blüten-Zapfen, mit einem besonders aromatischen Duft, können als Gemüse gekocht werden, wobei es leider sehr schwierig ist an letztere ranzukommen, da sie sich eher oben am Baum befinden. Ebenfalls essbar sind die ölhaltigen Samen. Junge Triebe enthalten viel Vitamin C, ältere Triebe zunehmend ätherische Öle. Tee oder Sirup soll durchblutungsfördernd und muskelentspannend, sowie bei Atemwegserkrankungen lindernd wirken.

Fichte Austrieb Fichtentriebe

hellgrüne Fichtentriebe im Frühjahr

(Quelle: © Zerbor - stock.adobe.com)


Für einen Rohkost-Snack zwischendurch ist es leider schon ein paar Wochen nach dem Austrieb Schluss, weil sich die Nadeln verhärten. Weiterhin eignen sie sich aber als Teeaufguss oder als Gewürz (zum Mitkochen, vor dem Essen die Nadeln entfernen!).


Kommt der Herbst, verlieren die Laubbäume ihre Blätterpracht und die essbaren Wildkräuter am Boden verwelken (bis auf wenige Ausnahmen). Die Nadeln der Fichte verbleiben jedoch weiterhin den ganzen Winter lang grün am Baum und können so weiterhin genutzt werden. Sie geben in der warmen Stube oder im Waldcamp einen gesunden frischen und anregenden Tee. Also nichts wie ab in den Wald und Fichtennadeln sammeln! Die weite Verbreitung der Fichte, zusammen mit dem guten Geschmack, das tönt doch perfekt.

Fichte Fichtentrieb Tee

Tee aus jungen Fichtentrieben

(Quelle: © Lumixera - stock.adobe.com)


Nun ist es aber so, dass die Fichte bei Weitem nicht der einzige Nadelbaum ist, der in Mitteleuropa vorkommt. Falls du die Fichte nicht sicher bestimmen kannst, kann es im schlimmsten Fall passieren, dass du Eiben-Triebe statt Fichten-Triebe verspeist… was mit grosser Wahrscheinlichkeit einen tödlichen Ausgang haben wird! Mit der bei uns heimischen Europäische Eibe (taxus baccata) ist nicht zu spassen, denn die tödliche Dosis für die Nadeln liegt lediglich bei ca. 50 Gramm: Es kann also schnell gehen!

Trieb Austrieb Eibe giftig tödlich Verwechslung Fichte

tödliche Eiben-Triebe (†) im Frühjahr

(Quelle: © Manuela Manay - stock.adobe.com)


Bevor ich dich jedoch davon abhalte, Nadelbäume zu verspeisen die gute Nachricht: Die Unterscheidung von Fichte und Eibe ist überhaupt keine Hexerei und schnell gelernt!


Nicht nur die Eibe sieht der Fichte ähnlich, sondern auch die Weisstanne und die Douglasie. Letztere zwei sind ungiftig und können somit auch kulinarisch verwendet werden. In diesem Artikel zeige ich dir, auf was du bei der Bestimmung achten musst. Danach kannst du, zusammen mit etwas Übung, die Nadeln (im Frühling auch Blüten) von Fichte, Weisstanne oder Douglasie entspannt beim Waldspaziergang zu jeder Jahreszeit sammeln und verwerten.


"Verwende Fichte, Weisstanne oder Douglasie in der Küche nur, wenn du den Baum eindeutig identifizieren kannst!"


Übrigens: Der einzige ungiftige Bestandteil der Eibe ist der rote fleischige «Samenmantel» («Quasi-Fruchtfleisch» um den Samen), der mit der nötigen Vorsicht (muss 100% sauber vom Samen getrennt werden) auch kulinarisch verwendet werden kann (ich persönlich hab es bis jetzt noch nie ausprobiert). Doch wie gesagt, ansonsten ist die Eibe hochgiftig!

Eibe Samen

Samen der Eibe (†) mit rotem Samenmantel

(Quelle: © Rene - stock.adobe.com)


Wie bereits erwähnt, weist die Weisstanne (abies alba) ebenfalls der Fichte ähnlich aussehende Nadeln auf. Die kulinarische Verwendung ist analog zur Fichte. Auch der Geschmack ist ähnlich, wobei die Weisstanne gegenüber der Fichte eine deutlich bitterere Note aufweist.

Weisstanne abies alba Trieb

junge Triebe der Weisstanne im Frühjahr. Die Nadeln sehen denjenigen der tödlichen Eibe sehr ähnlich

(Quelle: Pastilletes on Flickr - Flickr, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5971058)


Die Douglasie (pseudotsuga menziesii) ist in Mitteleuropa nicht heimisch, sondern wurde ab dem 18. Jahrhundert aus Nordamerika nach Europa gebracht. Erst vor allem für Parks, später wurde auch die forstwirtschaftliche Nutzung interessant und somit wurden die Bäume in den Wäldern gezielt angepflanzt. Die Douglasie kann kulinarisch wie die Fichte und Weisstanne verwendet werden. Der Geschmack ist ebenfalls säuerlich-harzig, erinnert jedoch v.a. beim Zerreiben stark an Orange (im Gegensatz zur "Zitronen"-ähnlich schmeckenden Fichte oder Weisstanne).

Trieb Austrieb Douglasie

Triebe der Douglasie

(Quelle: © evbrbe - stock.adobe.com)


Wir haben also 4 Nadelbäume, dessen Nadeln sich sehr ähnlich sehen und bei uns in Mitteleuropa im Wald vorkommen. Drei davon sind essbar, eine hochgiftig. Und wie unterscheidet man nun sicher Fichte – Eibe – Weisstanne und Douglasie?


Dazu ist ein Auge auf die folgende Details nötig:


Detail 1: Nadeln


Die Nadeln der Fichte sind in der Regel spiralig angeordnet (z.T. aber auch 2-reihig), bzw. sind spitz und auch starr («die Fichte sticht, die Tanne nicht»). Wichtigstes Unterscheidungskriterium ist das verholzte «Nadelkissen» an der Basis. Am Rand befinden sich ausserdem zwei weisse punktierte Streifen, die etwa gleich breit sind wie das mittlere grüne Drittel.

Gemeine Fichte Merkmale

Fichtennadeln mit ihren charakteristischen Merkmalen

(Quelle: bearbeitet aus Simon A. Eugster - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20662078)


Bei der Weisstanne sind die Nadeln immer 2-reihig angeordnet und im Gegensatz zur Fichte flach, weich und stumpf. Wichtigstes Unterscheidungskriterium ist die verbreiterte Nadelbasis. Auf der Blattunterseite befinden sich ähnlich wie bei der Fichte am Rand zwei weisse Bänder (Stomastreifen), mit gleicher Breite wie das etwas tiefer liegende, grüne mittlere Drittel.

Weisstanne Merkmale

Unterseite von Weisstannen-Nadeln mit ihren charakteristischen Merkmalen


Übrigens: Auch Weihnachtsbäume ist auch die Nordmanntanne beliebt. Sie gehört wie die Weisstanne zur Gattung der Tannen und ist ursprünglich im Kaukasus (nicht im hohen Norden!) beheimatet. Ihre Pflanzenteile sind analog zur denen von Weisstanne verwendbar. Ihre Nadeln sehen aus wie bei der Weisstanne, sind jedoch spiralig angeordnet. Ausserdem ist ihre Rinde etwas dunkler. In unseren Wäldern spielt sie keine grosse Rolle. An Weihnachten eignen sich ihre Nadeln jedoch hervorragend für einen guten Tee direkt ab Weihnachtsbaum :-)

spiralig angeordnete Nadeln der Nordmanntanne

(Quelle: Simon A. Eugster - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20662372)


Ähnlich zu den Nadeln der Weisstanne sind diejenigen der Douglasie. Sie sind ebenfalls flach, weich und stumpf (manchmal auch leicht zugespitzt). Auch hier lohnt sich wieder der Blick auf die Nadelbasis: Diese ist im Gegensatz zur Weisstanne am Grund nicht verdickt. Ausserdem ist der grüne Bereich zwischen den zwei weissen Bänder dünner. Zerrieben riechen die Nadeln sehr angenehm nach Orange. Die Anordnung ist wie bei der Fichte spiralig.

Douglasie Merkmale

Douglasien-Nadeln mit ihren charakteristischen Merkmalen

(Quelle: bearbeitet aus © Scisetti Alfio - stock.adobe.com)


Nun zur Eibe: Die Nadeln sind auf den ersten Blick ähnlich wie Weisstanne oder Douglasie, d.h. flach und weich. Sie sind jedoch am Ende zugespitzt. Die Nadelbasis ist nicht verdickt und gegen den Ast herablaufend. Dieser junge Ast ist ausserdem von grüner Farbe und noch unverhüllt. Die Farbe auf der Oberseite ist klassisch grün bis dunkelgrün und glänzend, die Unterseite auffallend hellgrün. Auf beiden Seiten tritt in der Mitte eine dünner Seitennerv hervor.

Eibe Merkmale tödlich

Ober- und Unterseite von Eiben-Nadeln (†) mit ihren charakteristischen Merkmalen

(Quelle linkes Bild: bearbeitet aus © Manuela Manay - stock.adobe.com)

(Quelle rechtes Bild: bearbeitet aus Von Didier Descouens - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24253057)


Detail 2: Stamm


Der Stamm der Fichte ist rotbraun (selten graubraun) und feinschuppig. Derjenige der Weisstanne ist etwas gröberer geschuppt und von eher grauer bis weisser Färbung. Der Stamm der Douglasie ist sehr rau längsrissig und von graubrauner Färbung. Sowohl Fichte, als auch Weisstanne und Douglasie weisen in jungen Jahren glatte Stämme auf.


Der mit zahlreichen Mulden und Furchen durchzogene, rotbraune, durch abblätternde Schuppen geprägte Stamm ist das Alarmzeichen für die giftige Eibe. Die Eibe ist ausserdem in Ihrem Grössenwachstum auf maximal 15 Meter begrenzt (und kommt gut in den unteren Lagen von schattigen Wäldern klar).

Fichte Weisstanne Douglasie Eibe Unterscheidung Verwechslung Merkmale Stamm

Merkmale der Stämme im Vergleich

Quelle Foto Fichte: bearbeitet aus I, Gerhard Elsner, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2502089

Quelle Foto Weisstanne: bearbeitet aus Crusier - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8883781

Quelle Foto Douglasie: bearbeitet aus Nasenbär (Diskussion) - Eigenes WerkOriginaltext: Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=44145239)

Quelle Foto Eibe: bearbeitet aus Centra86 - Eigenes Werk (Originaltext: Eigene Aufnahme), CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15841839)


Detail 3: Blüten und Zapfen


Weiter sind auch Unterscheidungen anhand von Blüten und Zapfen möglich. Das Gute daran ist, dass sich damit Fichte, Weisstanne und Douglasie sehr gut von der giftigen Eibe abgrenzen lassen. Wer Glück hat, findet im Frühjahr nach einem heftigen Sturmereignis einen umgestürzten Nadelbaum, dessen frischen Blüten dann am Waldboden einfach zugänglich gepflückt werden können.


Mehr über de Anatomie von Blüten (auch der Nadeläume) im Artikel: Blüten der Wildpflanzen – Eigenschaften, Klassifikation und Bestimmung.


Schauen wir uns erst die im Frühjahr auftretenden männlichen Blütenstände an:

Douglasie Eibe Unterscheidung Verwechslung Merkmale männliche Blüten

männliche Blütenstände im Vergleich

Quelle Foto Fichte: bearbeitet aus B.gliwa - Selbst fotografiert, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2110898

Quelle Foto Weisstanne: © flafabri- stock.adobe.com

Quelle Foto Douglasie: bearbeitet aus Peter Stevens from Seattle – Conifer candles, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11003662

Quelle Foto Eibe: bearbeitet aus https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=108895


Die männlichen Blütenstände sind sowohl bei Fichte, als auch bei der Weisstanne hängend, ca. 2-3cm lang und zapfenförmig, bzw. treten an den Zweigen des Vorjahres auf. Im reifen Zustand sind sie bei der Fichte eher orangegelb und bei der Weisstanne eher gelb gefärbt. Die männlichen Blüten der Douglasie sehen auch ähnlich aus, jedoch mit eher gelbbraunen Färbung. Diejenigen der Fichte treten einzeln auf, während die der Weisstanne und Douglasien in Gruppen angeordnet sind.


Die männlichen Blütenstände der Eibe unterscheiden sich in der Form und Grösse von letzteren drei deutlich. Sie sind nur ca. 4mm gross, von kugeliger Form und in Knäuel angeordnet. Die Farbe ist gelb-weiss. Die Eibe ist ausserdem (mit wenigen Ausnahmen) zweihäusig, das heisst die weiblichen und männlichen Blütenstände kommen nie auf demselben Baum vor. Die Eibe blüht meist bereits im Februar/März, also sehr früh im Jahr. Der Grund dafür ist, dass sich dann die Pollen optimal mit dem Wind verbreiten können, bevor nach erfolgtem Laubaustrieb mitten im schattigen Wald (natürlichen Standorte der Eibe) eher Windstille vorherrschen wird.


Bei den weiblichen Blütenständen zeichnen sich mehr Unterschiede ab:

Douglasie Eibe Unterscheidung Verwechslung Merkmale weibliche Blüten

weibliche Blütenstände im Vergleich

Quelle Foto Fichte: bearbeitet aus Ivar Leidus - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=106275334

Quelle Foto Weisstanne: bearbeitet aus Jerzy Opioła - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=28359766

Quelle Foto Douglasie: bearbeitet aus Ivar Leidus - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=105421922

Quelle Foto Eibe: bearbeitet aus Manfred Kunz, Willingen - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15850752


Sowohl bei Fichte, also auch bei der Weisstanne, sind die weiblichen Blütenstände zapfenförmig und aufrecht orientiert. Bei der Betrachtung der Farbe sieht man, dass bei Reife diejenigen der Fichte rot und diejenigen der Weisstanne grün sind. Dabei ist wichtig zu wissen, dass vor der Reife der Blütenstand der Fichte auch grün sein kann, bzw. derjenige der Weisstanne rötlich gefärbt ist! Deshalb lohnt es sich weiter auf die Grösse und der Form der Schuppen zu schauen: Mit 10 bis 15 cm Länge sind die weiblichen Blütenstände bei Fichte deutlich länger als bei der Weisstanne, mit nur 3 bis 5cm. Bei den Schuppen der Weisstanne ist ausserdem ein hakiger Zipfel (die "Deckschuppe") sichtbar. Die weiblichen Blütenstände der Douglasie sind im reifen Zustand ähnlich wie bei der Fichte rötlich gefärbt, mit 1.5 bis 2 cm Grösse aber sehr klein und ausserdem in der Gestalt eher "büschelig" erscheinend.


Die weiblichen Blüten der Eibe sind mit nur 1 bis 1.5 mm Länge sehr unscheinbar und treten einzeln zwischen den Nadeln auf. Sie haben eine schuppige Gestalt und sind grünlich-braun gefärbt.


Die im Frühling bestäubten weiblichen Blütenstände reifen nun zu Zapfen heran, welche die Samen für die nächste Generation enthalten. Auch in der Gestalt dieser Zapfen lassen sich Unterschiede erkennen:

Douglasie Eibe Unterscheidung Verwechslung Merkmale Zapfen

Zapfen im Vergleich

Quelle Foto Fichte: bearbeitet aus Jeantosti sur Wikipédia français. — Transféré de fr.wikipedia à Commons par Bloody-libu utilisant CommonsHelper., CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20387393

Quelle Foto Weisstanne: bearbeitet aus Jerzy Opioła - Trabajo propio, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14687333

Quelle Douglasie: © srekap - stock.adobe.com

Quelle Foto Eibe: bearbeitet aus 4028mdk09 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7872044


Mehr über den Aufbau Früchten und der Zapfen von Nadelbäumen findest du im Artikel: Früchte der Wildpflanzen – Eigenschaften, Klassifikation und Nutzung.


Bei der Fichte, dessen braune Zapfen erst ca. ein Jahr nach der Befruchtung reif sind, sind die Zapfen nun (im Gegensatz zum Blüten-Stadium) hängend. Die kleinen mm-grossen Samen im Zapfen, die im reifen Zustand dunkelbraun bis schwarz gefärbt sind, sind mit einem 1.5cm grossem Flügel ausgestattet. Die Samen werden durch das Öffnen (bzw. spreizen) der Schuppen freigelassen und können dank des Flügels mit dem Wind ca. 300 m weit verbreitet werden. Auch Tiere wie Eichhörnchen können bei der Verbreitung helfen, indem sie die Samen auf dem Baum sammeln und für den Wintervorrat im Boden verstecken. Einer neuer Baum treibt im Frühling aus, wenn das Eichhörnchen entweder das Versteck vergessen hat oder selbst den Winter nicht überlebt hat. Sobald alle Samen verbreitet worden sind, fallen die Zapfen als Ganzes auf den Boden.


Bei der Weisstanne bleiben die Zapfen, die bereits im Herbst des Blütejahres reif sind, auch im reifen Zustand aufrecht. Die dunkelbraunen Samen der Weisstanne weisen ebenfalls Flügel zur Windverbreitung aus. Werden die Samen entlassen, dann fallen die Schuppen (im Gegensatz zur Fichte) einzeln ab. Am Ende bleibt nach vollständiger Samenverbreitung nur noch die mittige Spindel zurück. Erst zu diesem Zeitpunkt (manchmal auch Jahre später) fällt nun der Zapfenrest (das «Schwert») als Ganzes ab.

Weistanne Zapfen Schwert

Ein Zapfenrest der Weisstanne, nach dem Abfallen der Schuppen, sieht aus wie ein Schwert

(Quelle: Par Moinats — Travail personnel, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=92295662)


Die hellbraunen Zapfen der Douglasie sind hängend. Die Zapfen sind im Herbst des Blütejahres reif. Die Samen werden ebenfalls mit Hilfe von Flügel durch den Wind verbreitet. Gutes Erkennungskriterium der Zapfen sind die pro Schuppe zugehörigen die 3-teiligen Zipfel. Dabei handelt es sich um sogenannte "Deckschuppen", die bei Nadelbäumen jeweils zusammen mit den Samenschuppen (mit denen sie zusammengewachsen sind) eine Einheit bilden. Während die Deckschuppen bei der Fichte stark zurückgebildet und somit unsichtbar sind, sind sie bei der Douglasie besonders sichtbar ausgeprägt.


Der Zapfen der Eibe besteht aus einem einzigen eiförmigen 6 bis 7mm langen grün gefärbten Samen. Sie sind ab dem Spätsommer bis Herbst des Blütejahres reif. Der Zapfen ist, wie bereits erwähnt, von einem fleischigen roten, süssen Samenmantel umgeben. Dieser dient dazu, Vögel anzulocken, die den Samenmantel inklusive Samen fressen. Letzterer wird unverdaut mit dem Kot wieder ausgeschieden und dadurch verbreitet.


Oder doch Kiefer, Lärche oder Wacholder?


Wie kann ich ausschliessen, dass der zu bestimmende Nadelbaum keine Kiefer, Lärche oder Wacholder ist? Diese sind zwar auch in Mitteleuropa heimische Nadelbäume, doch die Nadeln unterscheiden sich deutlich zu deren von Fichte, Weisstanne, Douglasie oder Eibe:


Kiefer: starr-spitze Nadeln mit halbkreisförmigem Querschnitt bilden jeweils zu zweit ein Büschel (bei Arve jeweils zu fünft):

Waldkiefer Merkmale

Nadeln der Waldkiefer

(Quelle: bearbeitet aus © Mark Ross - stock.adobe.com)


Arve Zirbelkiefer Merkmale

Nadeln der Arve / Zirbelkiefer

(Quelle: bearbeitet aus © Alfred Tschader - stock.adobe.com)


Lärche: sehr dünne biegsame Nadeln bilden ein Büschel à 20-40 Stück. Nadeln verfärben sich im Herbst goldig, fallen dann ab und werden jeden Frühling neu gebildet:

Europäische Lärche Merkmale

Nadeln der Europäischen Lärche

(bearbeitet aus Quelle: © steadb - stock.adobe.com)


Wacholder: drei graugrüne, starr-spitze Nadeln, mit breitem weissem Band und leicht wannenförmigem Querschnitt, bilden zusammen ein 3er-Quirl:

Gemeiner Wacholder Merkmale

Nadeln des Gemeinen Wacholder. Auffallend sich auch die blauen "Schein"-Beeren.

(Quelle: bearbeitet © chanelle - stock.adobe.com)


Kiefer und Lärche sind übrigens ohne Bedenken essbar. Mit etwas Vorsicht kann man sich auch Wacholder gönnen.


Zusammenfassung Bestimmungskriterien Fichte-Weisstanne-Douglasie-Eibe


Die bisher im Artikel beschrieben Kriterien nochmals zusammengefasst:

Douglasie Eibe Unterscheidung Verwechslung Merkmale Zusammenfassung

Die Betrachtung der Nadeln und des Stamms reicht bereits für eine sichere und schnelle Bestimmung, wobei immer alle Kriterien erfüllt sein müssen!


Die weiblichen Blütenstände und Zapfen sind meist in den oberen, nicht direkt zugänglichen Bereichen des Nadelbaumes zu finden und dadurch von der Ferne nur undeutlich zu erkennen. Die männlichen Blütenzapfen treten auch in den tieferen Bereichen des Baumes auf und sehen bei Fichte, Weisstanne und Douglasie sehr ähnlich aus. Der schnell ins Auge fallende rote Samenmantel ist ein schnelles und sicheres Merkmal für die giftigen Eibe! Umgekehrt lässt sich auch sagen: Sind mehrere cm-grosse «Tannenzapfen» am Baum, dann dürfte es sich nicht um eine Eibe handeln.


Wie lerne ich das Bestimmen?


Und wie lerne ich jetzt die sichere Bestimmung von Fichte, Weisstanne, Douglasie und Eibe?


Ganz einfach: Gehe einfach bei jedem Nadelbaum, den du bestimmen willst, die Bestimmungskriterien durch (Nadelbasis, Nadelfestigkeit, Nadelanordnung, Nadelunterseite, Stammfarbe und -Muster, bei Bedarf auch Blütenstände und Zapfen).


Es wird dir am Anfang sicher schwerfallen, doch mit zunehmender Übung wirst du bei der Bestimmung an Sicherheit gewinnen und baust du dir mit der Zeit im Kopf ein automatisches Mustererkennungs-Programm auf.


Also viel Spass mit den Nadelbäumen und bleibt dran!


David


Quellen


Bruno P. Kremer (2010) – Bäume & Sträucher, 1. Auflage, ISBN 978-3-8001-5934-5.


Dietrich Frohne (2021) – Heilpflanzenlexikon, ein Leitfade auf wissenschaftlicher Grundlage, 9. Durchgesehene Auflage, ISBN 3978-3-8047-4200-0 (E-Book, PDF).


Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021).


Otmar Diez (2019) – Unsere essbarem Bäume und Sträucher, 81 Arten sicher bestimmen, Achtsam sammeln, einfach zubereiten, ISBN 978-440-16465-5.


Rudi Beiser (2014) – Unsere essbaren Wildpflanzen, Bestimmen, sammeln und zubereiten, ISBN 978-3-440-14514-2.


Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.




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