Gemeiner Hasel (Corylus avellana)
Familie: Birkengewächse (Betulaceae), Gattung: Hasel (Corylus)
Quelle Bild Stamm: MurielBendel - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=43571825
Blätter: wechselständig, rund bis oval, bis 10cm lang, oft bespitzt, oft mit kurzem herzförmigem Grund, leicht asymmetrisch, doppelt gesägt, behaart, Stiel dicht behaart (siehe Bestimmungsmerkmale Blätter)
Äste / Stamm: braun bis rötlich-grau, glatt (erst im Alter mit Längsrissen), glänzend, mit vielen beigen Lentizellen, diese rund, länglich und horizontal angeordnet,
junge Äste: graubraun bis grünlich-braun, dicht behaart, matt
Habitus: Strauch bis 5 m Höhe, selten Baum bis 10m
Blüten: einhäusig, blüht Februar bis April (lange vor dem Blattaustrieb)
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männliche Blütenstände: hängende, gelbe Kätzchen, bis 10cm lang, in Gruppen à 2-4
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weibliche Blütenstände: in den Knospenschuppen versteckt, nur die rosa Narben ragen hervor, pro Einzelblüte 2 zusammengewachsene Fruchtblätter mit je einer Samenanlage, wovon sich nur eine davon zum Samen entwickelt.
Früchte: braune, längliche Nussfrucht, mit flachem Grund und stumpfer Spitze, von einem grünem, zerschlitzen Fruchtbecher (Cupula) umgeben, ab ca. September / Oktober reif
Vorkommen allgemein: feuchte, eher saure, halbschattige Standorte
typische Standorte: Waldrand, Hecken, Gebüsche
Inhaltsstoffe:
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Blätter: Gerbstoffe, ätherische Öle
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Nüsse: Öle, Eiweisse, Zucker, Mineralstoffe und Vitamine
Wirkungen: Durch den hohen Gerbstoffgehalt Im Mund adstringierend, Tee aus den Blättern wirkt beim Gurgeln im Mund-Rachen, bzw. beim Verzehr im Magen-Darm-Trakt lokal antibakteriell und entzündungshemmend. Bei äusserlicher Anwendung blutstillend.
Quellen: MPF - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6042301, Lidine Mia - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=79209632 (Treib), Krzysztof Golik - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=90460350 (Blatt), MurielBendel - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=43571825 (Stamm), Bff - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39485066 (Kätzchen), Евгений Катышев - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4457657 (Frucht unreif) und Ivar Leidus - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=98707662 (Frucht reif)
Die Samen der Früchte sind mit 2700 KJ / 100g sehr energiereich. In der Steinzeit dürfte der Haselstrauch deshalb eine grosse Rolle in der menschlichen Ernährung gespielt haben. Die Haselnüsse sind reif, sobald sie eine braune Farbe angenommen haben. Um sie haltbar zu machen (sie schimmeln sonst rasch), sollten sie nach dem Sammeln im Backofen getrocknet werden (50 Grad ca. 30min). Die Trocknung ist dann ausreichend, sobald man beim Schütteln den Kern hört. Um an den Samen zu gelangen muss die Schale aufgeknackt werden.
Bei den Haselnüssen aus dem Supermarkt handelt es sich meist nicht um die Früchte des Gemeinen Hasels, sondern vom etwas Kälte-empfindlicheren Lamberts-Hasel (Corylus maxima), der ursprünglich aus dem Balkan stammt. Die zwei Arten sind jedoch nahe miteinander verwandt und die Früchte werden bei beiden «Haselnüsse» genannt.
Da der Hasel bereits ab Januar / Februar (d.h. sehr früh) blüht, ist er auch eine wichtige Nahrungspflanze für die Honigbienen. Diese verzehren die Pollen der männlichen Blütenstände, während die weiblichen Blütenstände nicht aufgesucht werden (offerieren kein Nektar). Damit findet über die Bienen keine Bestäubung statt. Letzteres erfolgt deshalb vollständig über den Wind.
Die Nüsse sind für zahlreiche Tierarten wichtige Nahrungsquellen. So legen diverse Vogelarten, Eichörchen, aber auch Kleinsäuger während dem Herbst im Boden Depots an. Dadurch verbreiten sie auch die Fruchte sehr effektiv, denn wenn ein Depot vergessen wird (oder das Tier im Winter stirbt), können im nächsten Frühling neue Pflanzen daraus keimen. Die Früchte werden auch gerne vom Haselnussbohrer, einer Rüsselkäfer-Art, befallen. Die weiblichen Tiere bohren die jungen Nüsse an und legen dort ein oder mehrere Eier ab. Die geschlüpften Laven können sich dann mehrere Wochen lang von der Nuss ernähren.
Das Holz des Hasels ist sehr weich und biegsam.
Verwendung
ganz junge Blätter (rasch sehr bitter!): Tee, Salat, Gemüse
männliche Kätzchen: getrocknet und vermahlen als Streckmehl / Gewürz
Nüsse: als Snack, Beigabe zu Müesli, Salat, etc., Zutat zu diversen Gerichten wie Kuchen oder Kekse, mit einer Ölpresse kann Haselnussöl gewonnen werden
mögliche Verwechslungen
Berg Ulme (Ulmus glabra) - ungiftig/essbar, ähnliche Verwendung
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blätter sehr ähnlich (oval bis breit-eiförmig, bespitzt, doppelt gezähnt)
Unterschiede
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Blätter stark asymmetrisch (eine Blatthälfte ist jeweils grösser)
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Baum, bis 30cm hoch, Rinde graubraun-längsrissig
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Blüten zwittrig, in knäueligen Blütenständen
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Frucht klein (1-2mm), geflügelt und bereits im Frühsommer reif
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gehört zur Familie der Ulmengewächse (Ulmaceae)
Quelle: zusammengesetzt und bearbeitet aus MPF, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=189830 (Blatt und Frucht), T.Voekler - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12840044 (Borke) und Ivar Leidus - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=104975836 (Blüte)
Quellen
Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021)
Globis Wald- und Wiesenkochbuch, Essbare Wildpflanzen erkennen, sammeln und kochen (2015), ISBN 978-3-85703-042-0
Lars Konarek (2017) – BUSHCRAFT, Survivalwissen Wildpflanzen Europas, e-ISBN 978-3-7020-2002-6
Otmar Diez (2019) – Unsere essbarem Bäume und Sträucher, 81 Arten sicher bestimmen, Achtsam sammeln, einfach zubereiten, ISBN 978-440-16465-5
Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2
Rudi Beiser (2014) – Unsere essbaren Wildpflanzen, Bestimmen, sammeln und zubereiten, ISBN 978-3-440-14514-2.
Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeine_Hasel