Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)
Familie: Balsaminengewächse (Balsaminaceae), Gattung: Springkräuter (Impatiens)
Quelle: bearbeitet aus Wikipedia (Public Domain)
Blätter: gegenständig bis (meist oben) 3er-Quirl, eilanzettlich-spitz, 10-25cm lang, scharf gesägt, kahl, Blattstiel und unterste Zähne mit gestielten Nektardrüsen, stark gebogene Seitennerven (siehe Bestimmungsmerkmale Blätter)
Stängel: aufrecht, dick, hohl, kahl, bis 2m hoch, erst oben verzweigt,
an den Knotenpunkten mit gestielten Nektardrüsen
Blüten: in endständigen Trauben angeordnet, Einzelblüten zygomorph, ca. 3-4cm lang
mit 5 verwachsenen rosa Kronblätter: Oberes Kronblatt nach oben gewölbt, die zwei seitlichen Kronblätter klein, die zwei Unteren bilden zusammen einen Halbkreis
3 Kelchblätter, davon bildet eines einen gekrümmten, 2.5 bis 4 cm langen Sporn
blüht Juli bis September
Früchte: ca. 3 bis 5 cm lange, keulenförmige Kapselfrucht, öffnet sich bei Berührung sprungartig, womit die kugeligen, schwarzen (unreif weissen) Samen herausgeschleudert werden,
Vorkommen allgemein: nährstoffreiche, feuchte, kalkhaltige, halbschattige Standorte
typische Standorte: Auenwälder, Ufer, feuchte Wald- Wegränder (Neophyt aus den Gebirgen Zentralasiens)
Giftigkeit: Blätter und Stängel roh stark abführend / harntreibend
Inhaltsstoffe: Gerbstoffe, Bitterstoffe
Wirkungen: keine Bedeutung in der Phytotherapie
Quellen: Ayotte, Gilles, 1948- - Bibliothèque de l'Université Laval, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=127863425 (Gesamtpflanzen), Donald Hobern from Copenhagen, Denmark - Impatiens glandulifera, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42577125 (Blatt), Ayotte, Gilles, 1948- - Bibliothèque de l'Université Laval, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=127863450 (Blattknoten), Udo Schmidt from Deutschland - Impatiens glandulifera RoyleUploaded by Amada44, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24356289 (Blütenstand), Buendia22 - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=72562424 (Blüte vorne), AnRo0002 - Own work, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49911707 (Blüten seitlich), H. Zell - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11187573 (Früchte) und Peter Valic - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20250980 (Wurzel)
Das Drüsige Springkraut ist in Europa ein Neophyt, der ursprünglich aus dem Himalaja stammt. Es hat in der Schweiz zusätzlich die Bezeichnung «invasiv», d.h. ohne Bekämpfung breitet es sich sehr rasch aus und verdrängt so heimische Arten. Ein Grund dafür liegt in den sehr nektarreichen Blüten (ca. 40x so viel wie eine durchschnittliche heimische Pflanze!), die dann bevorzugt von Hummeln und Bienen aufgesucht werden, was zu einer sehr effizienten Bestäubung und somit raschen generativen Vermehrung führt. Die hohe Nektarmenge wurde im 19. Jahrhundert von den europäischen Imkern sehr geschätzt und gerade deshalb wurde die von den Kolonialisten aus Indien mitgebrachte Pflanze in grossem Stiel in den Gärten angepflanzt. Von dort aus verwilderte sie dann rasch.
Der Name Springkaut kommt vom Schleudermechanismus der Früchte: Während der Fruchtreife wird der Wasserdruck in den Zellen des Perikarps stetig erhöht. Sobald der Druck zu hoch wird, reisst das Perikarp explosionsartig auf und dabei werden die Samen herausgeschleudert. Diese effiziente Samenverbreitung dürfte nebst den nektarreichen Blüten ebenfalls ein Grund für die rasche Verbreitung dieser Art darstellen. Der Vorgang kannst du übrigens bereits vor der Fruchtreife auslösen: Einfach die Früchte mit etwas Druck berühren und schon platzen sie auf (Achtung: dabei kitzelt es ein bisschen).
«Invasiven Neophyten», wie das Drüsige Springkraut, können ohne schlechtes Gewissen in grosse Mengen abernten werden :-) Da es sich bei Drüsigen Springkraut um eine einjährige Art handelt, ist die Bekämpfung übrigens relativ einfach: Die Pflanze wird einfach vor der Fruchtreife mit der Wurzel ausgerissen (Wurzel sehr flach, max. 20cm tief), so dass keine Weiterverbreitung stattfinden kann. Bereits ausgebreitete Samen, sind jedoch noch mehrere Jahre im Boden keimfähig.
Es muss beachtet werden, dass die Blätter und Stängel roh giftig sind und auch die Blüten sollten nur in kleinen Mengen verwendet werden. Die Samen hingegen sind unbedenklich und können auch roh in grossen Mengen verzehrt werden. Durch den Schleudermechanismus ist das Sammeln der Samen sehr einfach: Einen Sack über den Fruchtstand stülpen, danach kräftig schütteln und schon regnet es die herausgeschleuderten Samen direkt heraus.
Verwendung
junge Blätter: im Wasser gekocht als Gemüse (Kochwasser mehrmals auswechseln!)
Blüten: in kleinen Mengen als essbare Dekoration, Gelee
Samen (unreif oder reif): roh als Nascherei vor Ort, geröstet oder roh als Beigabe, Gewürz
mögliche Verwechslungen
Balfour Springkraut (Impatiens balfourii), gewisse Pflanzenteile giftig!, ähnliche Verwendung
Gemeinsamkeiten (u.a.)
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Blätter scharf gezähnt
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rosa Farbe der Blüten, Blütenform sehr ähnlich
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Form, Farbe und Öffnungsmechanismus der Früchte
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ähnliche Standorte (ist zusätzlich auch oft auf Ruderalflächen vertreten), ebenfalls ein Neophyt aus dem Himalaja
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gehört zur Gattung Springkräuter (Impatiens)
Unterschiede
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Blätter wechselständig, eiförmig, nur bis 10cm lang,
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Blattstiel ohne Drüsen
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nur bis 1m hoch
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obere Kronblätter weiss
Quelle: bearbeitet aus By MurielBendel - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=43366951
Quellen
Flora Helvetica für Smartphones und Tablets Version 2.3.1 (2021)
Johannes Vogel (2017) - Pflanzliche Notnahrung, Survivalwissen für Extremsituationen, 2. Auflage 2017, ISBN 978-3-613-50763-0
Rita Lüder (2018) – Grundlagen der Feldbotanik, Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen, 2. Auflage 2022, ISBN 978-3-258-08262-2
Rudi Beiser (2014) – Unsere essbaren Wildpflanzen, Bestimmen, sammeln und zubereiten, ISBN 978-3-440-14514-2.
Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger (2020) – Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe, Heilwirkung, Verwendung in der Küche, 12. Auflage, ISBN 978-3-03800-752-4.