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Vögel

Wenn du dich mit der Natur beschäftigst, dann gibt es ein toller Nebeneffekt: Dir wird da draussen vieles so richtig vertraut und du nimmst automatisch Dinge und Zusammenhänge wahr, welche die meisten Menschen ignorieren. Wenn du die Pflanzenwelt, die Steine oder auch Wetterphänomene kennst, dann erweitert sich dein Outdoorerlebnis um visuelle, haptische und olfaktorische Dimensionen. Wenn dir dann auch noch unsere Vögel mit ihrem Gezwitscher vertraut sind, bekommt das Ganze zusätzlich noch eine hörbare, audiotechnische Komponente. Dazu musst du auch gar zwingend ein Ornithologie-Freak sein, der stundenlang mit der Kamera auf der Lauer sitzt (wobei es auch cool ist, falls du einer bist, bzw. werden willst).


Und genau um dies geht es hier in diesem Artikel: Ich gebe eine Einführung in die Welt der Vögel. Dabei geht es nicht darum die einzelnen Arten vorzustellen, sondern um einen allgemeinen Überblick über die mitteleuropäische Vogelwelt.


Dabei stelle ich erst den anatomischen Aufbau und Verhaltensweisen der Vögel vor. Danach erkläre ich, wie sich die Vögel evolutionär aus den Dinosauriern entwickelt haben und stelle anschliessend die wichtigsten Ordnungen mit ihren bekannten Familien vor. Die Familien aus der Ordnung der Singvögel behandle ich anschliessend in einem weiteren Kapitel.


Dieser Artikel ist eine gute Grundlage, um ins Thema der Ornithologie einzusteigen. Damit kannst du die Vorgänge in der Natur besser verstehen und dein Naturerlebnis auf ein neues Level zu heben!

Quelle: ©Stefan Skalla - stock.adobe.com


Inhaltsverzeichnis



Anatomie und Verhaltensweisen

Körperteile der Vögel

Quelle: bearbeitet aus L. Shyamal - Own work, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2011144


Die Vögel haben den anatomischen Aufbau aus Flügeln, einer Körperbedeckung aus Federn («Gieder») und einem Schnabel gemeinsam.


Flügel: Die Flügel, welche die sogenannten «Vorderen Gliedmassen» darstellen (analog zu unseren Armen), sind in der Regel für Fliegen gedacht. Die Flugmuskeln müssen dabei kräftig sein, womit auch das Brustbein entsprechend gross ausgebildet ist. Die Tragfläche der Flügel wird durch die Schwungfedern gebildet. Diese sind grösser als die Federn an den restlichen Körperabschnitten. Die Schwungfedern in den Armbereichen werden Armschwingen, bzw. jene diese in den Handbereichen als Handschwingen bezeichnet (siehe untere Skizze). Die inneren drei bis fünf Armschwingen werden auch Schirmfedern genannt, weil diese den zusammengefalteten Flügel abdecken und schützen. An den Flügeln befinden sich auch noch die Deckfedern, welche dachziegelartig die Basis der Schwungfedern bedecken.


Quelle: Original author: Muriel Gottrop in October 2006. Traced by User:Kjoonlee. - User:Kjoonlee's tracing of Muriel Gottrop's file., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1640905


Beim Ruderflug (auch Schlagflug genannt) wird durch den Flügelschlag Auf- und Vortrieb erzeugt. Dabei handelt sich um ein komplexes Zusammenspiel aus mehreren Komponenten:

  • Luftwiderstand: Der Luftwiderstand ist bei der Bewegung nach unten (Abschlag) grösser als bei der Bewegung nach oben (Aufschlag). Dies wird erreicht, indem die Flügel beim Aufschlag jeweils aerodynamisch gekrümmt werden und die Federn so ausgerichtet werden, dass Luft dazwischen zirkulieren kann. Während des Abschlages bilden die Schwungfedern dann hingegen eine geschlossene Tragfläche mit maximalem Widerstand. Erfolgt die Abschlagrichtung leicht schräg nach hinten, dann wird dadurch nicht nur Auftrieb, sondern auch Vortrieb erzeugt.

  • Auftrieb: Die Vorderseite der Flügel wird beim Fliegen so gekrümmt, dass eine Auftriebskraft entsteht (wie bei einem Flugzeug). Dies indem die Luft, welche gegen Flügel strömt, oberhalb des Flügels eine längere Wegstrecke zurücklegt als unterhalb davon (und dabei oben einen Unterdruck erzeugt). Der Auftrieb ist dabei nicht nur während des Aufschlages, sondern auch während des Abschlages wirksam.

  • Drehung der Handschwingen: Durch eine Drehung und Krümmung in den Handschwingen (beim Aufschlag nach oben und beim Abschlag nach unten) wird zusätzlicher Vortrieb erzeugt.


Insbesondere bei grösseren Vögeln ist zum Abflug eine gewisse Anfangsgeschwindigkeit erforderlich, so dass diese oft vorgängig zu Fuss Anlauf nehmen.

Blaumeise im Ruderflug (links Abschlag, rechts Aufschlag). Gut sichtbar ist dabei die Bewegung mit den Handschwingen.

Quellen: © Martin Grimm (links) und Flowal93 (rechts) - stock.adobe.com


Eine Fortbewegung ist auch ohne Flügelschlag mittels (energiesparendem) Gleitflug möglich. Allerdings ist dabei kein Aufstieg, sondern nur ein abgebremstes Abwärtsfliegen möglich. Durch das Fliegen gegen die Schwerkraft wird Vortrieb erzeugt (Umwandlung von potentieller zu kinetischer Energie).


Insbesondere grössere Vögel fliegen meist im Segelflug. Dabei handelt es sich um einen Gleitflug, bei dem aufsteigende Luftströmungen genutzt werden und damit auch ein sehr kräfteschonender Aufstieg möglich ist. Strömungen von aufsteigender Warmluft, sei es in der Ebene oder an sonnenbeschienenen Berghängen, entstehen durch Thermik.

Weissstorch im Gleitflug


Bei einigen Vogelarten wie z.B. den Pinguinen, hat sich die Fähigkeit zum Fliegen zurückgebildet, man spricht dabei von den «flugunfähigen Arten».


Gefieder: Die Federn können verschiedene Funktionen ausüben, wie z.B. als Wärmeisolation dienen, als tarnendes oder bei der Paarung anziehendes Farbkleid, zur verbesserten Aerodynamik, als Tragfläche, sowie Komponente zur Flugsteuerung. Die Federn bestehen wie die Haare von uns Säugetieren aus einer Struktur von Keratin. Die meisten Vogelarten haben am hinteren Körperabschnitt eine Bürzeldrüse, die ein Fett zur Pflege des Gefieders absondert und mit dem Schnabel am restlichen Körper verteilt wird. Das Gefieder wechselt sich jeweils zu bestimmten Zeiten, was auch «Mauser» genannt wird. Männchen haben bei den meisten Arten ein farbenprächtigeres Gefieder als Weibchen, das während der Balzzeit meist noch stärker ausgeprägt ist (Prachtkleid)

Blaumeise


Schwanz: Der Endabschnitt der Wirbelsäule und die daran angehängten Schwanzfedern (auch Steuerfedern genannt) bildet den Schwanz des Vogels. Dieser ist in der Regel sehr beweglich und dient der Flugsteuerung. Je länger und grösser der Schwanz desto besser kann der Vogel in der Luft manövrieren, was ihm z.B. bei der Jagd oder Flucht einen Vorteil verschafft.


Schnabel: Während die Vorgänger der heutigen Vögel noch Zähne hatten, haben sich diese (zur Gewichtsreduktion) im Verlaufe der Evolution zurückgebildet (gewisse ausgestorbene Vogelarten hatten noch Zähne). Stattdessen haben die Vögel einen Schnabel, d.h. ein Mundwerkzeug welches nach vorne spitz ausläuft. Die Vögel nutzen den Schnabel jedoch selten zum Zerkauen, sondern als Werkzeug, mit dem sie die Nahrung abreissen oder kleinschneiden können. Je nach Vogelart hat der Schnabel auch weitere handwerkliche Funktionen, wie z.B. bei den Spechten als Meissel. Die Vielfalt an Schnabelformen ist bei den Vögeln sehr gross und jeweils ein Abbild von bevorzugter Nahrungsaufnahme.

Eisvogel

Quelle: Hans-Martin Kochanek.The original uploader was Mled82 at German Wikipedia... - .(Original text : Transferred from de.wikipedia to Commons by eingangskontrolle.(Original text: Förderverein NaturGut Ophoven e.V.)), CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=28006801 (inks) und L. Shyamal, Übersetztungen von Accicipter - Image:BirdBeaksA.svg, Beschreibungen übersetzt, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3553973 (rechts)


Die zwei Beine stellen die «Hinteren Gliedmassen» dar. Diese sind von Hautschuppen bedeckt. Um das Körpergewicht möglichst gering zu halten sind die Knochen hohl und leicht. Ihr Anteil an der Gesamtkörpermasse beträgt lediglich 8 bis 9% (bei Säugetieren bis 30%!). Das Körpergewicht wird durch einen geringen Wasserhalt im Urin weiter reduziert (damit muss weniger Wasser im Körper mitgeführt werden). Die Verdauung verläuft bei den Vögeln vergleichsweise rasch, so dass beim Fliegen kein unnötiges Gewicht mitgetragen werden muss.


Für Urin, Kot und das Eierlegen haben die Vögel eine einheitliche Ausführungsöffnung die «Kloake» genannt wird. Die Körpertemperatur wird, wie bei uns Säugetieren, konstant gehalten und liegt bei vergleichsweise hohen 42 Grad. Gewisse Arten können die Temperatur zur Nachtruhe jedoch auch um bis zu 10 Grad absenken.


Der Sehsinn ist bei den Vögeln vergleichsweise gut entwickelt. Viele Vogelarten besitzen 4 Farbrezeptoren (bei den Menschen sind es drei). Einer davon befindet sich im violetten Farbspektrum oder teils sogar im UV-Bereich. Mithilfe der UV-Wahrnehmung kann beispielsweise der Reifegrad von Früchten beurteilt werden oder Mäuse-Urin besser erkannt werden. Bei den stark durch Raubtiere verfolgten Arten sind die Augen seitlich am Kopf angeordnet, was ihnen zwar ein 360 Grad Blick der Umgebung ermöglicht, jedoch das räumliche Sehen stark einschränkt. Gewisse Vogelarten haben einen Sinn für das Erdmagnetfeld, was insbesondere bei Zugtieren für die Orientierung wichtig ist. Die Schnäbel sind sind sehr tastempfindlich.

Buchfink mit seitlich angeordneten Augen für einen 360 Grad Blick für die Erkennung von Fressfeinden (links) sowie eine Eule mit paralell angeordneten Augen für ein gutes Raumsehen bei der Jagd (rechts)

Quellen: ©David - stock.adobe.com (links) und Keven Law from Los Angeles, USA - European Eagle Owl Portrait - London Bridge, London, England - Friday 7th September 2007, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3464180 (rechts)


Eier: Die Eier sind im Aufbau denjenigen der Reptilien sehr ähnlich. Ein Unterschied ist, dass die Schalen verkalkt sind, was ihnen eine gewisse Härte verleiht. Der Gasaustausch zwischen dem Innern des Eies und der Aussenwelt wird dabei über kleine Kanäle in der Schale sichergestellt. Um die porige Kalkschale befindet sich als Schutz vor dem Eindringen von Bakterien noch eine dünnes «Eioberhäutchen» (Kutikula). Die Eier vieler Arten weisen Tarnfarben auf, um sie vor Fressfeinden unkenntlich zu machen. Bei Arten, wo die Eier gut versteckt sind (z.B. in einer Baumhöhle), sind diese jedoch meist weiss gefärbt.

Quelle: Jacob W. Frank - NPGallery, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=82406182


Querschnitt durch ein Ei

Quelle: bearbeitet aus de:Benutzer:Horst Frank, SVG code cs:User:-xfi- - graphic created by de:Benutzer:Horst Frank, SVG version by cs:User:-xfi-, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1031660


Die Eierbildung beginnt, indem eine noch unbefruchtete Eizelle durch Anlagerung von Reservestoffen stark an Grösse zunimmt. Bei dieser vergrösserten Eizelle handelt es sich um das kugelförmige Eigelb, das auch Dotter genannt wird. Diese Reservestoff-Ansammlung dient dazu den späteren Embryo mit Nährstoffen und Baumaterial zu versorgen. Gelangt der Dotter nun in den Eileitertrichter, dann kann dieser durch Spermium eines männlichen Vögels befruchtet werden. Nun wächst mittels Zellteilung der Embyro heran. Dabei bildet sich ein weisses Gewebe aus kleineren Zellen. Dabei handelt es sich um den weissen Fleck auf dem Eigelb. Anschliessend wird in speziellen Drüsen das Eiweiss (auch «Eiklar» genannt) gebildet und an den Dotter angelagert. Dieses liefert nicht nur dem Embryo Wasser, Proteine und Vitamine, sondern hilft auch Erschütterungen abzufedern. Der Dotter wird dabei mit der Nadelschnur (siehe Skizze) stets in der Mitte gehalten. Nun wird die Kalkschale, anschliessen die Kutikula und am Ende die Luftkammer gebildet, ehe das Ei durch die Kloake entlassen und damit gelegt wird.


Die Eierbildung erfolgt bei den meisten Vogelarten nur saisonal. Dabei werden mehrere Eier nacheinander gebildet (alle gelegten Eier zusammen werden auch «Gelege» genannt). Bei den Singvögeln sind dies durchschnittlich 5 bis 8 Stück. Arten wie das Haushuhn legen Eier das ganze Jahr durch.


Damit sich das Ei nach dem Legen weiterentwickelt (d.h. «ausbrütet»), muss es warmgehalten werden. Die meisten Vogelarten nutzen dabei ihre Körperwärme. Bei den meisten Europäischen Vogelarten dauert diese Brutzeit ca. 2 bis 4 Wochen. Während dem Brüten bildet sich aus dem Embryo schrittweise ein Küken. Am Ende pickt dieses mit dem Schnabel die Schale auf und schlüpft.

Quelle: ©Ingo Bartussek - stock.adobe.com


Nest: Für das Brüten und die Aufzucht bauen die meisten Vogelarten Nester. Grosse Nester, wie z.B. bei den Weissstörchen, werden auch Horste genannt. Meist befinden sich die Nester flugfähiger Arten vor Fressfeinden geschützt hoch oben in den Baumkronen oder in Felswänden. Es kommen bei diversen Arten aber auch Erd- oder Baumhöhlen vor oder es wird am Boden eine Mulde ausgehoben. Material und Architektur der Nester sind je nach Art unterschiedlich. Eine wichtige Komponente beim Neststandort ist nicht nur der Schutz vor Fressfeinden, sondern auch die Verfügbarkeit von Nahrung und die klimatischen Bedingungen. Zwecks Hygiene werden Kotballen regelmässig vom Nest wegtransportiert und als Baumaterial werden oft Pflanzenarten mit antibakterieller Wirkung verwendet.

Amsel-Eltern füttern ihre jungen

Quelle: ©nataba - stock.adobe.com


Bei den Nestflüchten Vogelarten sind Küken direkt nach dem Schlüpfen selbstständig und so z.B. auch fähig sich bereits selbst Nahrung zu besorgen. Sie verlassen das Nest meist bereits nach 1 bis 2 Tagen. Sie bleiben dann jedoch meist noch einige Zeit in der Nähe der Eltern. Demgegenüber stehen die Nesthocker, bei denen sich die Eltern noch eine Zeit lang intensiv um den Nachwuchs kümmern müssen. Letztere sind beim Schlüpfen meist noch blind und ungefedert. Sie müssen entsprechend vor Feinden geschützt, gewärmt und mit Nahrung versorgt werden. Dann gibt es noch die Gruppe der Platzhocker, die zwar beim Schlüpfen bereits selbstständig sind, jedoch bis zum Erreichen der Flugfähigkeit im Nest verbleiben. Das Brüten und das Aufziehen des Nachwuchs wird entweder nur vom Weibchen oder (bei vielen Arten) sowohl von Weibchen, als auch vom Männchen übernommen.


Je nach Lebensweise wird zwischen Zugvögeln und Standvögeln unterschieden:


Zugvögel: Diese verbringen die verschiedenen Jahreszeiten an unterschiedlichen Orten. Das Gebiet, in dem der Vogel jeweils regelmässig brütet, wird dabei das Brutgebiet genannt.

Zugvögel, die hier in Mitteleuropa brüten, ziehen jeweils für die kalte Jahreszeit in ein Winterquartier weiter im Süden, wie z.B. in Südeuropa oder Afrika. Es gibt ausserdem in Skandinavien, Sibirien oder den arktischen Gefilden brütende Arten, die dann den Winter im milderen West- oder Mitteleuropa verbringen.


Der Grund für die winterliche Wanderung in den Süden ist die Tatsache, dass dann das Nahrungsangebot stark vermindert ist. Dies trifft vor allem auf Arten zu, die sich vorwiegend von Insekten ernähren (Insektenfresser). Nicht ganzjährig im Süden bleiben sie, weil die Konkurrenz während des Sommers in den gemässigten Breiten deutlich kleiner ist und gerade die Brut ein erhöhtes Nahrungsangebot erfordert. Ausserdem hat die längere Tageszeit höherer Breiten den Vorteil, dass mehr Zeit zur Futtersuche zur Verfügung steht. Körnerfresser (Arten, die sich vorwiegend von Pflanzensamen ernähren) finden meist auch in Mitteleuropa auch im Winter genug Nahrung, weshalb diese meist nicht oder nur kurze Strecken ziehen. Im Zuge des Klimawandels wird immer mehr beobachtet, dass auch einige Zugvogelarten zunehmend den Winter in Mitteleuropa verbringen.


Sowohl die Zugroute, als auch und das Flugverhalten während des Zugs, sind meist genetisch festgelegt. Dies gilt auch für die Zeit des Aufbruchs, wobei dies auch noch durch die Witterungsverhältnisse und das Nahrungsangebot beeinflusst wird. Sind die Zugrouten bestimmter Arten an spezifische Rastplätze oder thermischen Gegebenheiten gebunden, dann können sich schmale begrenzte Zugrouten ausbilden (Schmalfrontzug). Wenn ein Gebiet breit ohne Einschränkungen überflogen werden kann, was in den meisten Fällen der Fall ist, dann sind die Zugrouten je nach Vogelindividuum stark unterschiedlich (Breitfrontzug). Bei bestimmten topographischen Gegebenheiten (z.B. Umfliegen eines Gebirges, Überfliegen eines Passüberganges, etc.) kann sich aber auch da lokal eine enge Flugroute (Zugtrichter) ausbilden. Sind der Hin- und Rückweg verschieden, dann spricht man vom Streifenflug. Zur Orientierung werden diverse Sinne und Techniken genutzt, wie z.B. die Wahrnehmung des Erdmagnetfeldes, die Richtung der Sonne beim Auf- und Untergang, Landmarken oder bei bestimmten Arten sogar die Interpretation des Sternenhimmels.

Landrouten nach Nordafrika

Quelle: Michal Klajban - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=114865204


Je nach Art und Ort ist die Flughöhe beim Vogelzug unterschiedlich und beträgt in den mitteleuropäischen Tiefländern meist ca.1000 Meter. Die Nahrungsaufnahme ist während des Zugs stark vermindert, weshalb sich viele Arten vorgängig einen Fettvorrat anfressen. Andere Arten machen bei bestimmten Rastgebieten einen Zwischenstopp, um Nahrung aufzutanken. Gerade die kleinen Arten fliegen grösstenteils nachts, da für sie die instabile und turbulente Luft tagsüber eher kräfteraubend ist. Es gibt Arten, bei denen die Vögel einzeln ziehen und andere Arten tun sich wiederum in Gruppen zusammen. Gruppen grösserer Vogelarten fliegen dabei meist tagsüber und in der energiesparenden V-Formation, indem der Windschatten den Luftwiederstand reduziert und für einen leichten Auftrieb sorgt. Wie bei einem Velorennen lösen sich die Vögel an der Spitze regelmässig ab. Grosse Vögel fliegen tagsüber und über dem Land. Dies um für den Auftrieb die Thermik zu nutzen. Die Zugroute nach Süden erstreckt sich bei diesen Arten deshalb entweder westlich über die Strasse von Gibraltar oder östlich via Bosporus, östliche Mittelmeerküste über die Sinai-Halbinsel, bzw. teilweise auch über Italien und Sizilien nach Tunesien.

V-Formation von Kranichen

Quelle: Frank Liebig - Archiv Frank Liebig, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50825444


Die Bestimmung einer Vogelart kann durch diverse Merkmale erfolgen:

  • Optische Analyse: Aus der für die Art typische Körpergrösse, Körperformen und Farben den verschiedenen Körperteilen. Dazu ist ein Fernglas sehr hilfreich.

  • Laute / Gesänge: Zahlreiche Vogelarten muss man gar nicht zu Gesicht bekommen, um die zu bestimmen, da deren Laute und Gesänge meist sehr Art-spezifisch sind.

  • Verhaltensweise: Wie der Vogel Nahrung sucht oder wie er in der Gegend herumfliegt (Länge der Gleitphasen, etc.) kann wertvolle Hinweise geben.

  • Lebensraum: Es gibt Arten der offene Landschaften, es gibt Waldbewohner und auch solche, die sich bevorzugt am oder auf dem Wasser aufhalten. Der bevorzugte Lebensraum einer Art gibt deshalb ebenfalls Hinweise.

  • Aufenthaltszeit in Mitteleuropa: Zugvögel verbringen jeweils nur eine gewisse Zeitspanne pro Jahr in Mitteleuropa. Wenn du bei deiner Vogelbeobachtung eine Art vermutest, die zu der entsprechenden Jahreszeit eigentlich nicht hier sein sollte, handelt es sich womöglich um eine Verwechslung.


Evolution der Vögel


Vögel kommen weltweit vor und besiedeln ganz unterschiedliche Lebensräume. Dabei sind bisher ca. 11'000 rezente Arten bekannt. In der Taxonomie zählt die Klasse der Vögel, gemeinsam mit den Säugetieren, Amphibien, Reptilien und Fischen zu den Wirbeltieren. Wirbeltiere haben im Gegensatz zu den Wirbellosen (wie z.B. Insekten, Schnecken, etc.) eine stützende Wirbelsäule. Die Vögel stammen direkt von den Dinosauriern ab oder anders gesagt: Vögel sind nichts anderes als rezente kleine, fliegende Dinosaurier! Gemäss der traditionellen Taxanomie müssten die Vögel eigentlich zu den Reptilien gezählt werden, wurden früher jedoch trotzdem als eigene Klasse aufgeführt. Dies trotz der Tatsache, dass die Vögel mit den Krokodilen (traditionell Reptilien) sehr viel enger verwandt sind (beide haben verkalkte Eierschalen) als mit Schlangen (ebenfalls traditionell Reptilien). In der modernen Taxonomie, die bei der Einteilung möglichst nach "vollständigen Entwicklungslinien" strebt, werden die Vögel nun mit den Reptilien als die Klasse der Sauropsiden zusammengefasst.

Das Kladogramm der Sauropsiden (frühere Reptilien plus der Vögel)

Quelle: Wikipedia


Entwicklungslinie der Vögel (Aves) innerhalb der Dinosaurier (Dinosauria). Die Flugsaurier (Pterosauria) haben ihre Flugfähigkeit bereits früher (unabhängig von den Vögel) entwickelt.

Quelle: Roy E. Plotnick, Jessica M. Theodor & Thomas R. Holtz Jr. - https://evolution-outreach.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12052-015-0047-2, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=113206582


Bereits bevor sich die Vögel entwickelten, gab es mit den Flugsauriern (Pterosauria) flugfähige Reptilien. Diese zählen übrigens nicht zu den Dinosauriern, haben mit diesen jedoch einen gemeinsamen Vorfahren. Die Fähigkeit zum Fliegen hat sich bei den Dinosauriern unabhängig von den Flugsauriern entwickelt. Man geht davon aus, dass sich bei der Evolution des Fliegens erst Federn an den Extremitäten gebildet haben, die einen Gleitflug ermöglichten (z.B. um von Baum zu Baum zu gelangen). Daraus hat sich dann mit der Zeit die Fähigkeit zum autonomen Fliegen entwickelt. Es werden nicht alle fliegenden Dinosaurier zu den Vögeln gezählt. Bei den heute noch lebenden flugfähigen Dinosauriern handelt es jedoch auschliesslich um Vögel. Die ältesten bisher gefunden fossilen Vogelskelette sind ca. 150 Mio. Jahren alt (Oberjura). Auch das Gefieder ist übrigens kein Alleinstellungsmerkmal der Vögel gegenüber den übrigen Dinosauriern. So haben («traditionelle») Reptilien zwar keine Haare oder Federn, doch fossile Funde aus den letzten Jahrzehnten zeigen, dass es durchaus auch gefiederte Dinosaurier-Arten gab. Ein Beispiel ist die vor 145 Mio. Jahren ausgestorbene Gattung «Archaeopteryx», wo es sich um gefiederte und flugfähige Nicht-Vogel-Dinosaurier handelt. Ob es sich bei Archaeopteryx aber tatsächlich um einen Vorfahren der Vögel handelt, wird mittlerweile von vielen Wissenschaftler /-innen bezweifelt.

Archäopteryx: Fossiler Fund (links) und Lebenkonstruktion (rechts)

Quellen: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=406199 (links) und Dr. Nachtigaller - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=121491268


Alle heute lebenden Vogelarten stammen aus einer Entwicklungslinie, die «moderne Vögel» (Neornithes) genannt wird und sich irgendwo in der Oberen Kreide ausgebildet hat. Alle rezenten und ausgestorbene Arten dieser Teilgruppe sind zahnlos. Die Modernen Vögel werden wiederum unterteilt in die beiden rezenten Unterklassen «Urkiefervögel» (Palaeognathae) und «Neukiefervögel» (Neognathae). Sie unterscheiden sich u.a. durch eine unterschiedliche Gaumenstruktur.

  • Urkiefervögel (Struthioniformes): Bei den Urkiefervögeln existieren lediglich 60 rezente Arten. Dazu gehören zahlreiche flugunfähige Vogelarten wie z.B. Strausse, Nandus, Emos oder Kiwis, aber auch die flugfähige Familie der Steisshühner. Die flugunfähigen Familien der Urkiefervögel werden auch Laufvögel genannt. Nandus sind übrigens mit den flugfähigen Steisshühnern enger verwandt, als mit den ebenfalls flugunfähigen Straussen.

Afrikanischer Strauss

  • Neukiefervögel (Neognathae): Diese umfassen etwa 9000 rezenten Arten. Die allermeisten von ihnen sind flugfähig, wobei z.B. mit den Pinguinen oder dem Kakapo auch flugunfähige Arten vorkommen.

Haussperling (links) und Königspinguine (rechts)

Quelle: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1719233 (links) und Ben Tubby - flickr.com, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3402971 (rechts)


Am Ende der Oberen Kreide, vor 66 Millionen Jahren, starben dann alle «Nicht-Vogel-Dinosaurier» aus. Auch viele Arten der Vögel wurden dabei ausgelöscht. Kurz darauf entwickelte sich aus den übrig gebliebenen Vogelarten jedoch rasch wieder eine artenreiche Vogelfauna.


Die wichtigsten Ordnungen / Unterordnungen Mitteleuropas


Die Entwicklungslinien der Evolution werden in der Biologie durch die Taxonomie abgebildet. Nahe verwandte Arten mit gemeinsamen Vorfahren werden dabei zu Gattungen, diese wiederum zu Familien, bzw. diese zu Ordnungen gruppiert. Das Gute dabei: Nahe verwandte Vogelarten sehen meist sehr ähnlich aus, d.h. sie teilen charakteristische äusserliche Merkmale. Auch beim Verhalten oder der Ernährung gibt es meist grosse Gemeinsamkeiten. Mit der Taxonomie im Kopf ist es deshalb leichter die verschiedenen Arten zu bestimmen. Ausserdem kannst du so Informationen über eine bestimmte Vogelart jeweils in einen grösseren Kontext einordnen. Dies steigert nicht nur dein Lernfortschritt, sondern auch deine Befriedigung und Faszination mit dem Thema.


Sperlingsvögel (Passeriformes): Dabei handelt sich, mit den weltweit ca. 5'700 Arten, um die grösste Ordnung innerhalb der Vögel. Singvögel haben in der Regel eine vergleichsweise kleine Körpergrösse. Ihre Füsse haben drei nach vorne gerichtete Zehen und einer nach hinten (anisodactyler Fuss). Damit können sie sich gut (z.B. an Ästen) festkrallen. Bei den meisten in Mitteleuropa vorkommenden Singvogel-Arten handelt es sich um Zugvögel. Die Nahrung umfasst meistens entweder wirbellose Tiere oder Pflanzensamen, bzw. beides. Die wichtigste Unterordnung der Sperlingsvögel stellen die Singvögel (Passeri) dar:

alle Sperlingsvögel haben eine anisodactyle Zehenanordnung

Quellen: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=584018 (links) und ©Giuliana - stock.adobe.com (rechts)


  • Unterordnung der Singvögel (Passeri): Diese Unterordnung umfasst weltweit 5'200 Arten. Man geht davon aus, dass sie sich vor ca. 80 Mio. Jahren in Australien entwickelten und sich ab ca. 33 Mio Jahren vor heute (bei tieferem Meeresspiegel) über Inseln und Landbrücken weltweit ausgebreitet haben. Wie es der Name bereits suggeriert, sind die Singvögel meist sehr singfreudig. Die Töne werden beim Ausatmen im unteren Kehlkopf gebildet. Mit einem komplexen Vogelgesang wird u.a. das Revier markiert, Partner angelockt oder sonst wie kommuniziert (z.B. zur Warnung von Fressfeinden). Der Gesang muss von Jungvögeln erst erlernt werden (ist nicht angeboren, wie die Sprache bei uns Menschen). Je komplexer der Gesang einer Art, desto ausgeprägter ist meist deren Revierverhalten. Bei den meisten Arten singen übrigens nur die Männchen. Gerade bei der Balz wird beim Singen oft auch das bunte Gefieder gut sichtbar vorgeführt. Nicht nur die Singfähigkeit, sondern auch der Hörsinn ist bei den Singvögeln sehr gut ausgeprägt. So können sie Tonhöhenunterschiede mit sehr hoher Auflösung und mit sehr schneller Tonfolge wahrnehmen. Mehr zu den wichtigsten Familien der Singvögel findest du im nächsten Kapitel.

Eichelhäher

Quelle: I, Luc Viatour, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4935135


Spechtvögel (Piciformes): Dabei handelt es sich vorwiegend um kleine Vögel mit kurzem Hals und einem rundlichen Kopf. Typisch für die Spechtvögel ist die Lebensweise als Höhlenbrüter. Je nach Art bauen sie sich ihre Höhlen entweder in Bäumen oder in der Erde. Im meist gut versteckten Nest sind die Eier in der Regel weiss. Die in Mitteleuropa bekannteste Familie stellen die Spechte (Picidae) dar:

  • Familie der Spechte (Picidae): Die Spechte leben vorwiegen auf Bäumen, auf denen sie geschickt klettern können. Den spitzen Schwanz können sie dabei als Stütze verwenden. Bei den Füssen zeigen jeweils zwei Zehen nach vorn und zwei nach hinten. Ihre Höhlen bauen sie in Bäumen. Dabei nutzen sie den kantigen und geraden Schnabel beim Bau der Höhle als Meissel und zwar indem sie ausdauernd auf das Holz einklopfen. Der speziell gebaute Schädel und Stossdämpfer-Muskeln federn dabei die Erschütterungen ab, so dass die Tiere keine Gehirnerschütterung bekommen. Das Meisseln wird auch zur Nahrungssuche genutzt. Die meisten Spechtarten ernähren sich von Insekten, die sich unter der Baumrinde befinden. Diese meist hohlen Stellen suchen die Spechte, indem der Baumstamm systematisch abklopft wird. Das Meisseln wird teils auch genutzt, um Weibchen zu beeindrucken oder um das Revier zu markieren. Spechte fliegen nur selten und wenn, dann nur für kurze Strecken. Das Ausbrüten der Eier übernehmen sowohl Männchen als auch Weibchen. Bei den Jungvögeln handelt es sich um Nesthocker.

Buntsprecht

Quellen: derivative work: Snowmanradio (talk)DendrocoposMajor.jpg: Sławomir Staszczuk (info [AT] photoss.net) - DendrocoposMajor.jpg, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4288792 (links) und ©haiderose - stock.adobe.com (rechts)


Regenpfeifenartige (Charadriiformes): Die meisten Arten sind Zugvögel (oft ausgeprägte Langstreckenzieher), die nahe am Wasser leben. Die Ernährung ist vorwiegend tierisch. Sehr verbreitet ist das Brüten in Kolonien und eine Bodenmulde als Nest. Praktisch bei allen Arten sind die Jungvögel Nestflüchter. Beide Elternteile kümmern sich um den Nachwuchs, wobei es auch Arten gibt wo dies ausschliesslich Männchen übernehmen. Die Nahrungssuche geschieht oft in Gruppen. Vom Aussehen her sind die Regenpfeifenartigen sehr heterogen. Gemeinsam haben sie die langen, spitzen Flügeln mit 11 Handschwingen und einen Federschopf bei der Bürzeldrüse. Typisch ist auch, dass die Hinterzehe sehr klein ist und erst weiter oben am Fuss ansetzt, so dass diese den Boden meist nicht berührt. Manchmal fehlt sie auch komplett. Viele Arten haben Salzdrüsen zwischen den Augen, mit denen sie überschüssiges Salz, welches sie mit der Nahrung aufnehmen, ausscheiden können. Wichtige Familien der Regenpfeiferartigen in Mitteleuropa sind die Regenpfeifer (Charadriidae) und die Schnepfenvögel (Scolopacidae).

  • Familie der Regenpfeifer (Charadriidae): Die Regenpfeifer sind eher kleine bis mittelgrosse Vögel, typischerweise mit einem kleinen geraden und stumpfen Schnabel, einem rundlichen Körper, kurzem Hals, einem dicken Körper, sowie meist kurzen Beinen. Die Hinterzehe fehlt oft oder ist sehr stark zurückgebildet. Die Augen sind relativ gross und haben eine leuchtende Iris, dank der die Vögel auch bei schwachen Lichtbedingungen sehr gut sehen können. Viele Arten leben nicht nur während der Brutzeit, sondern auch ausserhalb davon in kleinen Trupps. Dank den starken Augen können Fressfeinde meist schon früh erkannt werden, wodurch dann meist Warnlaute ausgestossen werden, die für den entsprechenden Angreifer sehr Art-spezifisch sind. Die Nahrung umfasst vor allem Wirbellose. Gejagt wird vor allem auf offenen Flächen. Dabei haben sich zahlreiche ausgeklügelte Jagdstrategien entwickelt. Die Jungvögel sind Nestflüchter.

Flussregenpfeifer (links) und Seeregenpfeifer (rechts)

Quellen: Locaguapa - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11388418 (links) und Original Hobbyfotowiki, this edit MPF - File:Kentish plover (Charadrius alexandrinus), Mallorca.jpg, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=131965360 (rechts)


  • Familie der Schnepfenvögel (Scolopacidae): Die Schnepfenvögel sind von der Körpergrösse klein bis mittelgross. Bei der Farbe des Gefieders dominieren grau und braun. Der Schnabel ist meist lang ausgebildet, wobei die genaue Länge und die Schnabelform je nach Gattung unterschiedlich ist. Typisch ist jedoch das etwas breitere Schnabelende. Hierbei handelt es sich um einen Bereich mit vielen Rezeptorzellen, dank dem die Tiere ihre Beute gut ertasten können. Bei der Bewegung am Boden wird das Hinterteil ständig auf und abbewegt, wobei es für dieses Verhalten noch keine definitive Erklärung gibt. Sind die Schnepfenvögel am Ruhen, dann stehen sie auf nur einem Bein und verstecken ihren Schnabel im Gefieder. Die meisten Arten sind auch ausserhalb der Brutzeit sehr gesellig und schliessen sich oft zu grossen Schwärmen zusammen.

Waldschnepfe (links) und Regenbrachvogel (rechts)

Quellen: Ronald Slabke - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5703078 (links) und Andreas Trepte - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15764295 (rechts)


Taubenvögel (Columbiformes): Die einzige Familie innerhalb der Ordnung der Taubenvögel stellen die Tauben (Columbidae) dar. Typisch im Körperbau ist der kräftige Rumpf und der vergleichsweise kleine Kopf. Schreiten Tauben am Boden, dann bewegt sich erst nur der Körper, während der Kopf kurz danach «nachgeholt» wird. Beim glänzend erscheinenden Gefieder dominieren graue, graublaue bis braune Farbtöne. Die beiden Geschlechter unterscheiden sich äusserlich jeweils nur gering. Der Schnabel ist im vorderen Bereich von einer geschwollenen Haut bedeckt. Der Fuss ist anisodactyl (eine Zehe nach hinten, drei nach vorne). Die Ernährung ist vorwiegend pflanzlich. Die Jungen sind Nesthocker und werden mit sogenannter «Kropfmilch» ernährt, einer weisslichen fett- und eiweissreiche Masse. Diese wird bei den Eltern im Verdauungstrakt gebildet und bei Gebrauch hochgewürgt.

Hohltaube (links) und Turteltaube (rechts)

Quellen: jim.gifford - Flickr, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6382211 (links) und Kev Chapman - Turtle DoveUploaded by Snowmanradio, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=13307451 (rechts)


Kuckucksvögel (Cuculiformes): Die einzige Familie dieser Ordnung stellen die Kuckucke (Cuculidae) dar. Bei 50 der insgesamt 140 Arten handelt es sich um Brutschmarotzer, die ihre Jungvögel nicht selbst aufziehen. In Europa treten nur der Kuckuck (Cuculus canorus) und der Häherkuckuck (Clamator glandarius) auf.

  • Kuckuck (Cuculus canorus): Der Name kommt von typischen «Gugug»-Ruf. Kuckucke sind mit einer Körperlänge von ca. 32 bis 34 cm eher gross gewachsen. Typisches Erkennungsmerkmal sind die spitzen Flügel und der grosse, abgerundete Schwanz. Die Eier werden unbemerkt in die Nester gewisser Singvogelarten gelegt. Dank ihrer Grösse und der gewissen Ähnlichkeit mit Greifvögeln, scheuchen die Kuckucke dabei vorgängig die Wirtsvögel aus ihrem Nest. Die Eier sehen dabei den bevorzugten Wirtsarten sehr ähnlich. Sobald der Jungvogel geschlüpft ist, entfernt dieser die übrigen Eier und wird so von den Wirtseltern komplett alleine grossgezogen. Kuckucke ernähren sich fast ausschliesslich von Insekten. Sie überwintern südlich der Sahara.

Kuckuck

Quellen: Locaguapa - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23230424 (links) und Jürgen Schmidt - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5131557 (rechts)


Greifvögel (Accipitriformes): Die Greifvögel ernähren sich ausschliesslich tierisch. Gejagt wird in der Regel am Tag. Der für die Ordnung typische hakenförmige Schnabel, eignet sich gut für das Zerkleinern der Nahrung. Die Arten jagen ihre Beute selbst, mit Ausnahme der Geier als Aasfresser. Nahrung können Mäuse oder auch nur kleine Insekten darstelen. Noch im Flug greifen sie dabei mit ihren kräftigen Füssen die Beute fest und fügen ihr einen tödlichen Biss zu. Bei den Jungen handelt es sich um Nesthocker. Oft sind die Weibchen etwas grösser als die Männchen. In Europa treten lediglich die zwei Familien der Habichtartigen (Accipitridae) und der Fischadler (Pandion haliaetus) auf. Die Familie der Falkenartigen (Falconidae) wird heute nicht mehr zu den Greifvögeln gezählt.

  • Familie der Habichtsartigen (Accipitridae): Dazu gehören bekannte Arten wie die Echten Adler, Habichte, Bussarde oder Milane. Viele Arten tragen dabei die Bezeichnung «Adler» im Namen, gehören aber unterschiedlichen Gattungen an. Typisch sind die breiten Handschwingen (Federn am Ende der Flügel) und eine am Kopf sehr hohe Position des Schnabels. Die Basis des Oberschnabels ist dabei oft von einer farbigen Wachshaut überzogen. Typisch sind auch grosse Augen. Es handelt sich um vergleichsweise grosse Vögel, mit Spannweiten von 50cm bis 3m. Besonders lange Spannweiten findet man bei den Arten der Offenlandschaften, während diejenigen der Waldbewohner für eine bessere Manövrierbarkeit tendenziell etwas kürzer sind, bzw. dessen Schwanz dafür umso länger ist. Die Farbe des Gefieders reicht meist von braun, schwarz bis grau, oft mit einer hellen Unterseite. Die Mauserung findet einmal im Jahr statt. Nebst der Jagd auf Kleintiere fressen Habichtsartige manchmal auch Aas. Es werde die Tiere gefangen, welche gerade erblickt werden. Bei einigen Arten ist das Nahrungsspektrum jedoch sehr spezialisiert, was sich in Artnamen wie z.B. «Schlangenadler» äussert. Das Nest wird von Weibchen und Männchen zusammen gebaut und auch die Brut wird bei den meisten Arten von beiden Elternteilen übernommen.

Mäusebussard (links) und ein Fischadler beim Zugreifen (rechts)

Quellen: Björn Strey - IMG_5324X, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26606876 (links) und ©markmedcalf - stock.adobe.com (rechts)


  • Familie der Falkenartigen (Falconidae): Die Familie wurde, wie erwähnt, früher zu den Greifvögeln gezählt. DNA-Analysen zeigten jedoch eine engere Verwandtschaft mit Papageien oder Sperlingsvögeln, als mit den restlichen Greifvögeln. Deshalb bildet die Familie der Falkenartigen heute eine eigene Ordnung. Die Falkenartigen haben wie die Greifvögel einen Hakenschnabel.

Turmfalke

Quelle: Andreas Trepte - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36921760


Eulen (Strigiformes): Diese Ordnung zählt ca. 200 Arten. Dabei handelt es sich um vorwiegend nachtaktive Arten, die tagsüber schlafen. Gejagt werden Kleintiere, die selbst nachtaktiv sind. Waldbewohner lauern von erhöhter Position die Beute auf, während Bewohner offener Landschaften die Beute im Pirschflug erspähen. Eine beliebte Beute vieler Arten sind Kleinsäuger wie z.B. Mäuse. Diese werden mit gespreizten Flügeln gefangen und mit einem Tötungsbiss erledigt.

Waldkauz (ohne Federohren)


Typisch im Körperbau ist der grosse runde Kopf. Beide Augen sind nach vorn gerichtet. Damit ist die Überlappung der Sichtfelder sehr gross, was ein gutes räumlichen Sehen (Abschätzung von Distanzen und Geschwindigkeiten der Beute) ermöglicht. Die Augen selbst sind aber unbeweglich. Für einen Rundumblick können die Eulen jedoch den Kopf um bis zu 270 Grad drehen. Das Gehör ist sehr gut entwickelt welches die Eulen für eine sehr ausgeprägte Geräuschortung nutzen können. Das Federkleid um die Augen herum, welches sich meist farblich vom Rest des Körpers unterscheidet, wird «Gesichtsschleier» genannt. Dessen Form lenkt die Schallwellen in Richtung der (versteckten) schlitzförmigen Ohren. Der Gesichtsschleier kann auch verformt werden, um damit Stimmung auszudrücken. Nicht mit den Ohren zu verwechseln, sind die sogenannten Federohren, die bei ca. der Hälfte aller Eulenarten vorkommen. Dabei handelt es sich um stark vergrössere Federn oben am Kopf, die zwar aussehen wie Ohren, mit dem Hören jedoch gar nichts zu tun haben. Um im Flug möglichst geräuscharm zu sein, sind die Flügelflächen eher gross ausgebildet. Dessen Federn haben ausserdem kammförmige Fortsätze, welche die Luft so verwirbeln, dass keine lauten Geräusche entstehen. Im Deutschen werden einige Arten mit «Eule» (meist solche mit schlankem Körperbau) und andere wiederum als «Kauz» (meist solche mit rundem Körperbau) bezeichnet.

Waldohreule (mit Federohren)

Quellen: de:User:Sascha Rösner - de:User:Sascha Rösner, 18 Jan 2005 - de:Wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=72091 (links) und Jens Freitag - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=55920553 (rechts)


Kranichvögel (Gruiformes): Gemeinsam haben die 6 Familien, dass es sich ausschliesslich um nestflüchtige Arten handelt. Zur Fortbewegung ist das Laufen, Schreiten oder Schwimmen sehr verbreitet. In Mitteleuropa heimisch sind dabei die Familien der Kraniche (Gruidae) und der Rallen (Rallidae).

  • Familie der Kraniche (Gruidae): Diese Familie umfasst 15 Arten. Dabei handelt es sich um grosse Vögel bis Körperlängen von 90 bis 150 cm. Sowohl der Hals als auch die Beine sind eher lang ausgebildet. Die Arten besiedeln vorwiegend offene Landschaften der aktischen und gemässigten Regionen. Im Gefieder herrschen deshalb graue bis weisse Farbtöne vor. Bei den arktischen Bewohnern, dessen Gefieder besonders hell ist, handelt es sich um Zugvögel. Beim Vogelflug ist die V-Formation typisch. Pro Tag werden, mit einer Geschwindigkeit von ca. 60 bis 80 km/h, Distanzen von 300 bis 800 km zurückgelegt. Die Kraniche fliegen wie die Störche mit gestreckten Hals und ebenfalls nach hinten gestreckten Beinen. Dies unterschiedet sie von den ähnlich aussehenden Reihern, dessen Hals auch beim Fliegen eine S-Form aufweist. Kraniche gelten während der Brutzeit als äussert territorial, was sich in typischen Drohgesten und Drohrufen äussert. Das Nest bauen die meisten Arten auf sumpfigem Boden. Sowohl Männchen als auch Weibchen beteiligen sich am Nestbau, der Brut und der Aufzucht der Jungen. Sie leben dabei monogam. Die Jungen sind zwar früh selbstständig, benötigen jedoch mehrere Wochen noch den Schutz der Eltern. Kraniche sind Allesfresser, d.h. die verspeisen von diverser pflanzlicher Nahrung bis kleinen Tieren alles mögliche. Unter anderem wühlen die dabei mit dem Schnabel im Boden nach Nahrung. Der Graue Kranich (Grus grus) mit seinem typischen trompetenartigen Ruf ist die einzige in Mitteleuropa heimische Kranichart. Diese brüten in Skandinavien und Nordosteuropa in Sumpf und Moorlandschaften, während sie an der Nordafrikanischen Mittelmeerküsten oder auch Andalusien überwintern. Eine Zugroute von den nördlichen Gefilden zur Iberischen Halbinsel führt dabei über Deutschland und Frankreich.

Grauer Kranich, mit geradem Hals beim Fliegen

Quellen: Andreas Trepte - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39163967 (links) und Steve Garvie from Dunfermline, Fife, Scotland - Eurasian Crane (Grus grus), CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11475292 (rechts)


  • Familie der Rallen (Rallidae): Die Familie umfasst ca. 150 bis 160 Arten. Davon sind in Mitteleuropa jedoch nur 9 heimisch. Auf den ozeanischen Inseln gibt es zahlreiche Rallen-Arten, welche die Flugfähigkeit verloren haben. Der bevorzugte Lebensraum der meisten Rallenarten befindet sich in Feuchtbiotopen oder nahe an Gewässern, wo das Ufer durch eine dichte Bodenvegetation gekennzeichnet ist. Dies ist nämlich der perfekte Ort für gut versteckte Neste. Meist handelt es sich bei den Rallen um Einzelgänger. Sie sind bevorzugt dämmerungsaktiv, temporär sogar nachtaktiv. Die Körpergrösse liegt zwischen 12 bis 63cm. Beim Gefieder dominieren die Farben schwarz, braun oder grau. Die oft farbigen Füsse haben lange Zehen, die auch im feucht-schlammigen Untergrund Halt bieten. Dabei zeigen drei Zehen nach vorne und eine nach hinten. Gewisse Arten haben zwischen den Zehen kleine Schwimmhäute. Die Wirbelsäule ist sehr beweglich, was ihnen bei der Bewegung in dichter Vegetation einen Vorteil verschafft. Rallen sind Allesfresser, wobei der Ernährungsmix und damit auch die Schnabelform je nach Art verschieden ist. Arten mit längeren Schnäbeln stochern im schlammigen Untergrund, während solche mit eher kurzen Schnäbeln die Nahrung direkt vom Boden oder der Wasseroberfläche aufnehmen. Rallen haben ein verhältnismässig gut entwickeltes Geruchsvermögen. Die Flügel der flugfähigen Arten sind eher kurz und rund. Mit dem kurzen Schwanz können keinen schnellen Flugmanöver gemacht werden. Sie fliegen jedoch eher selten, bzw. zum Schutz vor Feinen suchen sie stattdessen meist zu Fuss ein Versteck im dichten Unterwuchs auf . Trotzdem sind einige Arten als Zugvögel auch sehr ausdauernde Flieger.

Wasserralle (links) und Wachtelkönig (rechts)

Quellen: Alexis Lours - Eigenes Werk, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=117594481 (links) und Triinupohlak - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=63760885 (rechts)


Pelikanartige (Pelecanioformes): In der Systematik dieser Ordnung gab in den letzten Jahrung durch DNA-Analysen ein paar Änderungen. Bekannt sind dabei die Familien Reiher (Ardeidae), Ibissvögel (Threskiornithidae)und Pelikane (Pelecanidae).

  • Familie der Reiher (Ardeidae): Die Familie umfasst 68 Arten. Sie ernähren sich vorwiegend von Fischen und sonstigen Wassertieren und leben deshalb vor allem im Bereich von Süsswasser (Ufern von Seen, Flüssen oder Sümpfen), wobei dabei Flachwasserbereiche bevorzugt werden. Typisch im Körperbau ist der lange Hals, der auch im Flug S-förmig gebogen ist. Es handelt sich um eher grosse Vögel mit breiten Flügeln und langen Beinen, mit denen sie im Wasser schreiten können. Drei Zehen zeigen nach vorn und eine direkt hinter der langen Mittelzehe nach hinten. Der Schnabel ist lang und spitz. Die Tarnfarben des Gefieders erststrecken sich von weiss-grau-schwarz bis braun oder blau. Am Kopf, Hals oder Rücken findet man oft auffällig gefärbte Schmuckfedern. Zur Selbstreinigung des Gefieders wachsen die Federn ständig nach und zerfallen an der Spitze jeweils zu fettig-wasserabweisendem Staub. Man spricht dabei von «Puderdunen». Bei den Reihern gibt es sowohl Zug- als auch Standvögel. Die Reiher jagen je nach Art bevorzugt am Tag oder bevorzugt in der Nacht. Eine beliebte Strategie bei der Jagd ist das bewegungslose Herumstehen im Wasser, um dann blitzschnell mit dem Schnabel zuzuschlagen. Beim Lauern haben sie dabei als Schattenspender ihre Flügel ausgebreitet. Damit ist nicht nur die Sicht im Wasser besser, sondern es lockt auch schattensuchende Beutetiere an. Das Nest befindet sich entweder im Röhricht (von Pflanzen bewachsenes Flachufer) oder auf Baumästen. Die Jungen sind Nesthocker. Die in Mitteleuropa bekannteste Reiherart ist der Graureiher (Ardea cinerea). Bei diesem ist der schwarze Augenstreifen und die drei langen Schopffedern am Rücken typisch. Bei den in Mitteleuropa brütenden Graureihern handelt es sich um Zugvögel, während diejenigen des südwestlichen Europas dort auch überwintern. Graureiher sammeln die Nahrung meist alleine und legen meist ein sehr aggressives Territorialverhalten an den Tag. Die gefangene Beute wird als Ganzes verschlungen. Den Graureiher jagt in der Regel im flachen Wasser, man findet ihn teilweise aber auch auf geplügten Äckern, wo er es auf Regenwürmern abgesehen hat. Das Nest wird meist auf Baumwimpfeln erreichtet. Wo ein grosses Nahrungsangebot besteht, leben Graureiher oft in Schwärmen.

Graureiher

Quellen: Holger Uwe Schmitt - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=106390751 (links) und Derek Keats from Johannesburg, South Africa - Grey Heron, Ardea cinerea, at Pilanesberg National Park, Northwest Province, South Africa, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50428343 (rechts)


Graureiher im Flug

Quelle: Bengt Nyman from Vaxholm, Sweden - Ardea cinerea 0144, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49877163


  • Familie der Ibissvögel (Threskiornithidae): Diese Familie wird auch «Ibisse und Löffler» genannt und besteht aus den zwei Unterfamilien Ibisse (Threskiornithinae) und Löffler (Platalea). Es handelt sich um grosse Vögel mit Körperlängen zwischen 50 bis 110cm. Hals und Beine sind eher lang ausgebildet. Die Füsse weisen lange Zehen auf, wovon drei Zehen nach vorne und ein Zeh nach hinten zeigt. Die Flügel sind für einen optimalen Gleitflug breit ausgebildet. Besiedelt werden bevorzugt Ufer von Seen und langsam fliessende Flüssen, wie auch Offenlandschaften. Die in Mitteleuropa heimischen Arten sind Zugvögel welche in den Subtropen bis Tropen überwintern. Meist wird in Kolonien gebrütet. Dabei suchen sich jeweils die Männchen ein Revier und gehen danach mit einem Weibchen eine Bindung ein, die ein oder mehrere Jahre dauern kann. Das Nest befindet sich meist auf Bäumen. Der Bau wird vom Paar gemeinsam übernommen. Die Jungen sind Nesthocker. Die Nahrung von Arten, die am Wasser leben umfasst vor allem kleine Wassertiere. Arten offener Landschaften jagen hingegen vor allem Insekten, Schecken und kleine Reptilien / Säugetieren. Der Hauptunterschied zwischen den Ibissen und den Löfflern liegt in der Schnabelform. Der Schnabel der Ibisse ist schlank und deutlich nach unten gebogen. Mit diesem durchwühlen sie Schlamm oder den Erdboden nach Nahrung. Bei Löfflern ist der Schnabel hingegen gerade, sowie an der Spitze abgeplattet und verbreitert. Dieser Nutzen sie als «Löffel» um das Wasser zu durchrühren und so die Beute aufzuscheuchen. Der Schnabel von frisch geschlüpften Jungvögeln ist übrigens sowohl bei den Ibissen wie den Löfflern noch kurz und gerade.

Pharaonenibiss (links) und Löffler (rechts)

Quellen: Steve Garvie from Dunfermline, Fife, Scotland - Sacred Ibis (Threskiornis aethiopicus)Uploaded by Snowmanradio, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12687024 (links) und rougenair - https://www.flickr.com/photos/rougenair/474293930/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5689174 (rechts)


  • Familie der Pelikane (Pelecanidae): Pelikane sind eher gross gewachsen und ernähren sich praktisch nur von Fischen, weshalb ihr Lebensraum ans Wasser gebunden ist. Der Nahrungsbedarf ist mit täglich ca. 10% seines Körpergewichts sehr hoch. Das typische und allseits bekannte Merkmal von Pelikanen ist der lange Schnabel mit dem dehnbaren Hautsack auf dessen Unterseite. Dieser wird zum Fischfang genutzt. Dabei wird er wie ein Fischnetz durchs Wasser gezogen wird. Verfängt sich darin ein Fisch, dann wird dieser anschliessend runtergeschluckt. Pelikane jagen oft im Gruppen, indem sie die Fische ins flachere Wasser treiben und dann zuschlagen. Die Zehen sind jeweils durch Schwimmhäute miteinander verbunden.

Nashornpelikan (links) und Rötelpelikan (rechts)

Quellen: Alan D. Wilson, www.naturespicsonline.com - http://www.naturespicsonline.com/ (higher resolution version obtained in correspondence with website owner), CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1488302 (links) und © Alice Wiegand, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2111184 (rechts)


Ciconiiformes (Störche): Die einzige Familie der Ciconiiformes stellen die Störche (Ciconiidae) dar. Dabei handelt es sich um grosse Vögel mit langem Hals, langen Beinen und langem Schnabel, während der Schwanz eher kurz ausgebildet ist. Die grossen, breiten Flügel eignen sich ideal für den Gleitflug. Im Gegensatz zu den Reihern fliegen die meisten Storcharten mit geradem Hals. Beim Fliegen in Gruppen werden keine V-Formationen gebildet. Der Lebensraum ist je nach Art unterschiedlich. Die meisten Storcharten legen beim Vogelzug, wenn überhaupt, dann nur kurze Distanzen zurück. Als ausgeprägter Langstreckenzieher ist der in Mitteleuropa allseits bekannte Weissstorch eine Ausnahme. Störche sind Fleischfresser, wobei sich die genaue Nahrung vom Lebensraum der entsprechenden Art abhängig ist. Viele sind dabei auf Wassertiere spezialisiert, während z.B. der Weissstorch ein ausgeprägter Opportunist ist. Natürlicherweise brüten Störche auf Bäumen, wobei insbesondere der Weissstorch sich mittlerweile bevorzugt auf Gebäudedächern einnistet. Um die Aufzucht der Jungtiere kümmern sich sowohl Männchen als auch Weibchen. In Mitteleuropa brüten mit dem Weissstorch und dem Schwarzstorch nur zwei Arten.

  • Weissstorch (Ciconia ciconia): Mit seinem auffällig weissen Kleid bevorzugt der Weissstorch halboffene bis offene Landschaften. Es wird jedes Jahr das gleiche Nest genutzt, bzw. immer weiter ausgebaut (sofern die Paare zusammenbleiben). Die Brutzeit ist mit ca. einem Monat vergleichsweise lang. Ebenso sieht es mit der Nestlingszeit von fast 2 Monaten aus. Zur Jagd schreitet der Weissstorch auf Wiesen und Sümpfen herum, sucht nach Beute und schlägt dann jeweils blitzartig mit dem Schnabel zu. Mit Artgenossen kommuniziert der Weissstorch durch Klappern des Schnabels, weshalb er auch «Klapperstorch» genannt wird. Beim Vogelzug nimmt der Weissstorch den Landweg, wo er als Auftriebshilfe die Thermik nutzen kann. Die Winterquartiere befinden sich südlich der Sahara, teilweise sogar in Südafrika. Immer mehr werden auch Weissstörche beobachtet, die in Mitteleuropa überwintern. Dies betrifft vor allem jene, die von Menschen gefüttert werden.

  • Schwarzstorch (Ciconia nigra): Dieser hat im Gegensatz zum Weissstorch ein dunkles Gefieder und lebt als eher scheue Vogelart in geschlossenen Wäldern. Er ernährt sich vor allem von Wassertieren. Die Jungvögel werden jedoch auch zu einem gewissen Teil pflanzlich ernährt. Der Schwarzstorch ist wie der Weissstorch ein ausgeprägter Langstreckenzieher.

Weissstorch

Quellen: David Castor or a subcategory thereof.) - Own work, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7762003 (links) und Diginatur - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14744389 (rechts)


Gänsevögel (Anseriformes): Sie alle leben in Gebieten nahe am Wasser, wie z.B. Seen, Flüsse, Sümpfe, Moore oder das Meer. Sie sind als Zugvögel oft ausgezeichnete Flieger. Der Körper ist in der Regel dick, der Halse lang und der Kopf klein. Der Schnabel ist breit und abgeflacht und hat oft an der Spitze eine Verhärtung, um Pflanzenteile damit abzuzupfen. Die Füsse haben drei nach vorne weisende Zehen, zwischen die sich bei den meisten Arten eine Schwimmhaut zieht, um beim Schwimmen eine schnellere Fortbewegung zu ermöglichen. Das Gefieder ist wasserdicht ausgebildet und bei Männchen oft farbenprächtig. Eine Fettschicht unter der Haut und Daunenfedern sorgen für eine gute Wärmeisolation und Auftrieb im Wasser. Die artenreichste Familie der Gänsevögel stellen die Entenvögel dar, zu denen nicht nur Enten, sondern auch Gänse und Schwäne gehören.

  • Familie der Entenvögel (Anatidae): Sie alle verbringen ein Grossteil ihres Lebens auf dem Wasser und sind ausgezeichnete Schwimmer. Oft schlafen sie sogar mit eingezogenem Kopf auf dem Wasser. Grössere Arten müssen zum Abflug erst einige Meter auf dem Wasser laufen. Entenvögel der gemässigten und arktischen Breiten sind in der Regel Zugvögel. Brüten tun die Entenvögel meist alleine, während sie in der übrigen Jahreszeit oft in Kolonien anzutreffen sind. Die Ernährung ist je nach Art verschieden. So ernähren sich Gänse und Schwäne vor allem pflanzlich. Dabei essen sie auch Sand und Steine, was dem Magen hilft die schwer verdauliche Nahrung zu zerkleinern. Schwäne können mit ihrem langen Hals die Wasserpflanzen am Grund erreichen. Auch Enten tauchen ihren Kopf ins Wasser («gründeln»), suchen jedoch dabei nebst pflanzlicher Nahrung auch nach Insekten oder Krebsen. Die meisten Arten leben monogam, während sich Gänse und Schwäne sogar fürs ganze Leben verpaaren. Letztere bauen das Nest bzw. sorgen sich um den Nachwuchs zusammen. Bei Arten, die sich jedes Jahr neu verpaaren, liegt diese Arbeit jedoch ausschliesslich bei den Weibchen. Diverse Arten der Entenvögel (wie z.B. die Stockente) wurden von Menschen domestiziert.

Stockenten: Die Männchen (oben links) haben ein auffällige Farbpracht; im linken Bild sind die Stockenten am Gründeln

Quellen: Andreas Trepte - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5788747 (links) und Von Neil Phillips - Flickr, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3364386 (rechts)

Höckerschwan (links) und Graugans (rechts)

Quellen: Tangopaso - Self-photographed, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=41779082 (links) und Andreas Trepte - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5,https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3992515 (rechts)


Hühnervögel (Galliformes): Die Hühnervögel besiedeln alle möglichen Lebensräume. Sie leben meist auf dem Boden und fliegen nur selten. Eine bekannte domestizierte Art stellt dabei das Haushuhn (Gallus gallus demesticus) dar. Dieses gehört zur artenreichen Familie der Fasanenartigen (Phasianidae)

  • Familie der Fasanenartigen (Phasianidae): Es ist die artenreichste Familie innerhalb der Hühnervögel. All ihre Arten sind tagaktiv, leben am Boden und haben einen dicken Körper mit kurzem Hals und kurzem Schnabel. Ebenso kurz ausgebildet sind Flügel und Schwanz (bis auf ein paar Ausnahmen). Die Männchen haben sehr oft ein sehr auffälliges und farbenprächtiges Gefieder, bzw. an ihrem Mittelfuss befindet sich ein Sporn, der als Waffe zur Verteidigung genutzt wird. Alle Arten können fliegen, wobei meist nur kurze Strecken zurückgelegt werden. In der Regel handelt es sich um Standvögel. Waldbewohner leben in der Regel als Einzelgänger, während Bewohner offener Landschaften Gruppen bilden. Die Jungvögel sind Nestflüchter. Die Aufzucht wird meist nur von den Weibchen übernommen. Das Paarungsverhalten ist je nach Art unterschiedlich. Die Nahrung, welche sowohl pflanzliche als auch tierische Komponenten aufweist, wird jeweils am Boden gesucht. Altvögel ernähren sich vorwiegend pflanzlich, während die Nahrung der Jungvögel vor allem aus Insekten besteht.

Henne (links) und Hahn (rechts) des Haushuhns; Beim Hahn ist der oberhalb des Fusses der Sporn erkennbar

Quellen: 3268zauber - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6620800(links) und Filo gèn' - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=89194843 (rechts)


  • Eine in Mitteleuropa verbreitete Gruppe innerhalb der Fasanenartigen stellt der Tribus der Raufusshühner (Tetraonini) dar. Deren Arten sind meist an ein kaltes Klima angepasst, weshalb sie in Europa vor allem die Hochgebirge und die arktischen Breiten besiedeln. Ihr Gefieder ist entsprechend dicht befedert und es dominieren dabei weisse bis braune Farbtöne. Für eine optimale Tarnung wechselt die Farbe des Federkleides je nach Jahreszeit. So haben z.B. Schneehühner im Sommer eine bräunlich-graue, im Herbst eine graue und im Winter eine schneeweisse Färbung. Über den Augen findet sich jeweils ein roter Wulst («Rosen»), der bei den Weibchen jedoch oft von Federn überdeckt wird. Raufusshühner sind entsprechend ihres Lebensraumes imstande mit nährstoffarmer Nahrung auszukommen. Bewerkstelligt wird dies u.a. mit einem sehr langen Blinddarm, wo Mikroorganismen, die für uns Tiere nicht direkt verdaubare Zellulose aufspalten können. Die Ernährung ist vorwiegend pflanzlich, wobei v.a. bei Jungtieren auch Insekten verzehrt werden. Während im Sommer mit Blättern, Blüten und Früchten alles mögliche verzehrt wird, sind im Winter nur Nadeln und Knospen verfügbar. Um die Zerkleinerung der eher kargen Nahrung im Magen zu unterstützen, werden Steine gegessen. Typisch für die Raufusshühner sind die lauten Rufe, die auch noch in bis zu mehreren Kilometern Entfernung gehört werden können. Raufusshühner leben eine äussert versteckte Lebensweise. Am meisten Aktivität zeigen sie in der Dämmerung. Das Nest befindet sich jeweils an einen gut versteckten Ort am Boden. Die Männchen sind an der Brut nicht beteiligt. In der 21 bis 26 Tage dauernden Brutzeit verlassen die Weibchen das Nest nur in der Dämmerung zur Nahrungssuche. Die Jungen sind Nestflüchter und können bereits nach 10 Tagen fliegen. Viele Jungvögel sterben jedoch innerhalb der ersten Monate durch Fressfeinde und extreme Wetterbedingungen. Durch intensive Bejagung sind viele Arten der Raufusshühner heute vom Aussterben bedroht.

Auerhuhn (links) und Alpenschneehuhn (rechts)

Quelle: Herwig Winter - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=117642341 und Alpsdake - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23287745


Die wichtigsten Familien und Gattungen der Singvögel



Rabenvögel (Corvidae): Im Vergleich zu anderen Singvögeln handelt es sich bei den Rabenvögeln um eher grosse und robuste Arten. Typisch für die Familie ist ein ausgeprägtes Sozialverhalten und hohe kognitive Fähigkeiten. Sehr oft leben die Arten in Schwärmen mit komplexen sozialen Hierarchien. Die meisten Arten sind Allesfresser und konsumieren das, was gerade zur Verfügung steht, bzw. teilweise werden auch Futtervorräte angelegt (wie z.B. beim Tannenhäher oder dem Eichelhäher). Die Schnabelform der Rabenvögel und somit auch ihre bevorzugte Nahrungsbeschaffungsstrategie ist je nach Art verschieden. Ein Flügel hat meist 10 Handschwingen, während der Schwanz aus 12 Steuerfedern besteht. Im Vergleich zu anderen Singvögeln ist der Gesang nur wenig melodisch. Die meist krächzend und rau tönenden Laute können jedoch eine äussert komplexe Struktur aufweisen. Rabenvögel besiedeln ganz unterschiedliche Lebensräume. Bei den in Mitteleuropa brütenden Arten gibt es sowohl Zugvögel, als auch Standvögel. Dann gibt es auch Arten, wie z.B. die Alpendohle, die im Sommer im Hochgebirge brütet und den Winter weiter unten im Tal verbringt. Die grösste Gattung der Familie stellen die «Raben und Krähen» (Corvus) dar

Alpendohle (links) und Tannenhäher (rechts)

Quellen: Martin Mecnarowski (http://www.photomecan.eu/) - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12695616 (links) und Jyrki Salmi from Finland - Nutcracker, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=30296596 (rechts)

  • Gattung der «Raben und Krähen» (Corvus): Von den 42 Arten sind in Europa der Kolkrabe, die Aaskrähe (Rabenkrähe), die Saatkrähe und die Dohle heimisch. Arten mit eher grösserem Körperbau werden dabei meist als Raben und solche mit kleinerem Körperbau als Krähen bezeichnet. Beim Gefieder dominiert grau bis schwarz. Der Kolkrabe ist überwiegend ein Aasfresser. Da diese oft nach mittelalterlichen Schlachten die Leichen der gefallenen Soldaten vertilgten, galten sie kulturell als Unglücksbringer.

Kolkrabe (links) und Saatkrähe (rechts)

Quellen: Pmau - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58391065(links) und Hobbyfotowiki - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=75095539 (rechts)


Drosseln (Turdidae): Es handelt sich um eine sehr artenreiche Familie. Bei den meisten Drossel-Arten sind Männchen und Weibchen gleich gefärbt. Eine in Mitteleuropa weit verbreitete Gattung stellen die Echten Drosseln (Turdus) dar. Diese haben lange Beine und grosse Augen, bzw. am Brustgefieder jeweils dunklere, meist 3-eckige Flecken. Sie ernähren sich sowohl von Beeren als auch Kleintieren am Boden. Dabei jagen sie oft hüpfend. Bei uns sehr verbreitet ist die Amsel (Turdus merula).

Amsel-Weibchen (links) und Singdrossel (rechts)

Quellen: (links) Kathy Büscher from Rinteln, Deutschland - Amsel (20), CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=74455910 (links) und

Andreas Trepte - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22435708 (rechts)


Finken (Fringillidae): Typisch ist ein kräftiger, meist kegelförmiger Schnabel. Während die Färbung innerhalb der Familie sehr unterschiedlich ist, weisen alle Arten 12 Schwanzfedern und 9 Schwungfedern auf. Oft ist das Ende vom Schwanz eingekerbt. Die meisten Arten leben in Wäldern. Die Ernährung ist vorwiegend pflanzlich, wobei vor allem Samen, Früchte und Knospen bevorzugt werden. Jungvögel werden oft auch mit Insekten gefüttert. Die meisten Arten sind Standvögel.

Buchfink (links) und Bergfink (rechts)

Quellen: Self: Commons user MichaelMaggs - Selbst fotografiert, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2104233 (links) und Jens Freitagwww.naturgalerie.com Freitag,Jens - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=116631370 (rechts)


Meisen (Paridae): Meisen haben einen kleinen, dicken Körper mit kurzem Hals, kurzen Beinen, abgerundeten Flügeln und einen kurzen aber kräftigen Schnabel. Gewisse Arten haben auf dem Kopf eine Federhaube. Die Färbung ist je nach Art unterschiedlich, oft dominiert dabei gelb-blau-braun oder schwarz-grau-braun. Viele Arten leben in baumreichen Gebieten und ernähren sich vor allem von Insekten, Samen und Nüssen. Als gute Kletterer sammeln sie ihre Nahrung meist auf Bäumen und Sträuchern.

Kohlmeise (links) und Blaumeise (rechts)

Quellen: Luc Viatour from Bruxelles, Belgique - Parus major Luc Viatour, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9504603 (links) und CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1549984 (rechts)


Schwalben (Hirundinidae): Typisch für die Schwalben ist, dass sie sich von Fluginsekten ernähren, welche sie direkt in der Luft jagen. Dabei sind sie mit ihrem schnellen und dynamischen Flug wahre Flugkünstler. Hierzu ist der Körper schlank und stromlinienförmig geformt. Der Schwanz ist lang und oft in zwei Äste unterteilt («gegabelt»). Zum Fangen der Insekten kann der kurze und breite Schnabel weit geöffnet werden. Die Füsse sind sehr klein und schwach. Die Schwalben kommunizierten ständig mit einem breiten Spektrum an Lauten miteinander. Die Schwalben Mitteleuropas, bei denen es sich um 4 Arten handelt, sind Zugvögel. Mit den ähnlich aussehenden Seglern (aus der Ordnung der Seglervögel) sind die Schwalben nicht direkt verwandt.

Rauchschwalbe (links) und Mehlschwalbe (rechts)

Quellen: Von Pierre-Marie Epiney - Hirondelle rustique, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=103564879 (links) und Andreas Trepte - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40871366 (rechts)


Würger (Laniidae): Diese Familie hat nur eine Gattung, die ebenfalls Würger (Lanius) genannt wird. Der lateinische Name dieser Gattung heisst übersetzt «Metzger», was die Lebensweise viele ihrer Arten gut charakterisiert: Gewisse Arten sind dadurch gekennzeichnet, dass sie ihre Beute zur Vorratshaltung an spitzen Ästen aufspiessen oder zwischen Zweiggabelungen einklemmen. Die Ernährung ist vorwiegend carnivor und umfasst ein breites Spektrum kleinerer Tiefarten. Einiger der Arten schrecken auch vor Arten mit ähnlicher Körpergrösse, wie Mäusen, Schlangen und anderen Vogelarten nicht zurück. Typische Merkmale der Gattung sind die schwarze Gesichtsmaske, schwarze Augen, ein kurzer Hakenschnabel und ein meist langer Schwanz. Bei der Gefiederfärbung dominiert weiss-grau-schwarz, manchmal aber auch braun-orange-rötlich. Wenn es um territoriale Angelegenheiten geht, dann sind die Laute der Würger generell rau, laut und krächzend. Ansonsten ist der Gesang jedoch generell leise und melodiös. Die mitteleuropäischen Arten sind Langstreckenzieher.

Raubwürger mit aufgespiesster Beute (links) und ein Neuntöter-Männchen (rechts)

Quellen: Marek Szczepanek - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=98250 (links) und Kaeptn chemnitz - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35121974 (rechts)


Lerchen (Alaudidae): Die Lerchen sind bekannt für ihren melodiösen Gesang, den sehr oft vortragen. Die Männchen singen dabei oft im Flug. Viele Arten können ausserdem die Stimmen anderer Vogelarten imitieren. Lerchen leben in offenen Landschaften und brüten am Boden. Die langen und breiten Flügel beinhalten jeweils 10 Hand- und 10 Armschwingen. Beim Gefieder dominiert die Farbe braun. Auf der Körperoberseite findet man meist eine dunkle Strichelung. Lerchen sind durch das Gefieder und die Möglichkeit eines regungslosen Verhaltens in der Regel gut getarnt.

Feldlerche (links) und Haubenlerche (rechts)

Quellen: Daniel Pettersson - Picture taken by Daniel Pettersson. Uploaded to commons by oskila with his permission. File taken from http://www.fagelfoto.se, CC BY-SA 2.5 se, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1722926 (links) und Artemy Voikhansky - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=47786529 (rechts)


Rohrsängerartige (Acrocephalidae): Die Arten leben bevorzugt in Gewässernähe und Feuchtgebieten. Die Mitteleuropäischen Arten sind v.a. Zugvögel. Bei der Farbe dominiert ein eintönige Färbung von braun oder grau. Die für Europa wichtigste Gattung stellen die Rohrsänger (Acrocephalus) dar

  • Gattung der Rohrsänger (Acrocephalus): Diese sind im Körperbau eher schlank und haben einen schmalen bis abgeflachten Schnabel. Die napfförmigen Nester werden in dichter Vegetation errichtet.

Teichrohrsänger (links) und Sumpfrohrsänger (rechts)

Quellen: Jürgen Freisinger - Jürgen Freisinger, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15035404 (links) und Аимаина хикари - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=41485513 (rechts)


Grasmückenartige (Sylviidae): Ihre Arten haben einen kräftigen Schnabel, kräftige Beine und einen langen Schwanz. Sie leben vor allem in dichter Vegetation. Die grösste Gattung innerhalb der Familie stellen die Grasmücken (Sylvia) dar:

  • Gattung der Grasmücken (Sylvia): Beim Gefieder dominieren graue und braune Farben. In der dichten Vegetation können die Arten elegant zwischen den Ästen hindurchschlüpfen. Aus der Kombination von «grau» (Gefiederfarbe) und «schlüpfen» (im Althochdeutschen «gra» und «schmucka») entstand dann der Name Grasmück. Grasmücken singen sehr laut mit Melodien, die für die jeweilige Art sehr charakteristisch sind.

Gartengrasmücke (links) und Mönchsgrasmücke (rechts)

Quellen: Biillyboy - https://www.flickr.com/photos/billyboysfotocolection/4843548058/in/photostream/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11427509 (links) und Arnstein Rønning - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11446546 (rechts)


Fliegenschnäpper (Muscicapidae): Die Arten dieser Familie sind eher klein, haben jedoch einen grossen Kopf und grosse Augen. Die Beine sind kurz und die Füsse klein. Der Schnabel ist an der Basis abgeflacht. Die Flügel sind kurz und spitz. Sie ernähren sich von fliegenden Insekten. Diese lauern sie von einer erhöhten Position auf und schlagen dann im richtigen Moment zu. Fliegenschnäpper leben in Baum- oder Strauchreichen Lebensräumen, wie z.B. dem Wald, aber auch in parkähnlichen Landschaften. Das napfförmige Nest wird auf den Bäumen auf Astgabeln oder in Höhlen errichtet. In der Regel brütet nur das Weibchen.

Rotkelchen (links) und Nachtigall (rechts)

Quellen: Jacob Spinks from Northamptonshire, England - Robin, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37128240 (links) und Frebeck - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33037774 (rechts)


Sperlinge (Muscicapidae): Diese eher kleinen Singvögel haben im Körperbau einen vergleichsweisen grossen Kopf, einen kurzen spitzen Schnabel und einen kurzen Schwanz aus 12 Schwanzfedern. Es dominieren die Farben braun, grau bis rötlich-braun. Teilweise wird beobachtet, dass Sperlinge ein «Sand- oder Staubbad» nehmen, um ihr Gefieder von Parasiten zu reinigen. Bei gewissen Arten sind starke äusserliche Geschlechterunterschiede vorhanden. Besiedelt werden vor allem offene und trockene Regionen. Insbesondere der Haussperling lebt auch sehr verbreitet in menschlichen Siedlungen. Die Ernährung ist vorwiegend pflanzlich, wobei Jungvögel ausschliesslich tierisch gefüttert werden. Während der Brutzeit schliessen sich die meisten Arten zu lockeren Kolonien zusammen, die teils auch mehrere 1000 Nester umfassen können. Die Paare leben monogam. Sowohl Männchen als auch Weibchen brüten, bzw. kümmern sich um die Aufzucht. Die Nesten sind kugelförmig und haben jeweils einen Eingang auf der Seite.

Haussperling (links) und Feldsperling (rechts)

Quellen: Frank Liebig - Archiv Tierarzt Frank Liebig, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=45402344 (links) und Andreas Trepte - File:Tree-Sparrow.jpg, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5964819 (rechts)


Stelzen und Pieper (Motacillidae): Die Arten dieser Familie haben im Körperbau einen eher schlanken Rumpf und einen dünnen Schwanz. Der Hals ist dünn und der Kopf eher klein, bzw. der Schnabel gerade. Die Füsse sind relativ gross und weisen auf der Hinterzehe eine lange Kralle auf. Der Lebensraum liegt meist in offenen Landschaften. Die Ernährung umfasst vor allem Kleintiere, die am Boden erbeutet werden. Ist das Angebot knapp, wird auch auf pflanzliche Nahrung zurückgegriffen. Das meist napfförmige Nest wird in Sträuchern, unter grösseren Grasbüscheln oder in einer selbstgescharten Vertiefung am Boden errichtet. Beide Elternteile beteiligen sind an Brut und Aufzucht und leben monogam. Die zwei bekanntesten Gattungen innerhalb der Familie sind die Stelzen (Motacilla) und die Pieper (Anthus).

  • Gattung der Stelzen (Motacilla): Typisch für die Stelzen sind die langen Beine, der lange bis sehr lange Schwanz und der kurze Hals. Beim Gefieder dominiert ein Muster aus schwarz-grau-weissen bis gelblichen Farben. Es kann während der Paarungszeit sehr kontrastreich sein. Die äusserlichen Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen sind meist sehr gering. Stelzen sind Zugvögel. Der Lebensraum vieler Arten liegt in der Nähe von Gewässern. Einige von ihnen leben auch innerhalb menschlicher Siedlungen. Man trifft die Stelzen oft am Boden an, wo sie sich vor allem laufend fortbewegen.

Bachstelze (links) und Schafstelze (rechts)

Quellen: Andreas Trepte - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36924501 (links) und Frebeck - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33035499 (rechts)


  • Gattung der Pieper (Anthus): Beim meist braunen Gefieder findet man oft eine streifenförmige Musterung.

Wiesenpieper (links) und Baumpieper (rechts)

Quellen: Andreas Trepte - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=44721134 (links) und Vogelartinfo - Eigenes Werk, GFDL 1.2, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=13276290 (rechts)


Ammern (Emberizidae): Der Schnabel ist wie bei den Finken (mit denen sie nahe verwandt sind) kegelförmig. Männchen und Weibchen sehen sich sehr ähnlich aus, wobei das Gefieder der Männchen meist kontrastreicher ist. Weibchen singen im Vergleich zu den Männchen nur sehr selten. Die Brut wird meist nur vom Weibchen übernommen, während sich die Männchen stattdessen um die Nahrungssuche kümmern. Die Ernährung umfasst sowohl pflanzliche als auch tierische Nahrung, die meist am Boden gesucht wird. Die Nester werden meist nahe am Boden errichtet. Ammern sind Zugvögel.

Goldammer-Männchen (links) und Rohrammer-Weibchen (rechts)

Quellen: Vogelartinfo - Eigenes Werk, GFDL 1.2, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12949110und Andreas Trepte - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6410678 (rechts)


Quellen


Katrin und Frank Hecker (2019) – Kosmos-Vogelführer für unterwegs, ISBN 978-3-440-50056-9


KOSMOS Verlag (2020) - Der Kosmos Tierführer, ISBN 978-3-440-16483-9


Volker Dierschke (2020) – Welcher Vogel ist das?, ISBN 978-3-440-16481-5












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